Am 1. So. n. Trinitatis hören wir von Gottes Boten in dieser Welt. Der Sonntag hat die Apostel und Propheten zum Thema.
Wochenspruch: Christus spricht: Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich. (Lk 10,16a)
Lied: Ich steh vor dir mit leeren Händen (EG 382)
Psalm 34
Gebet
Gott, die Himmel können dich nicht fassen und doch kommst du uns nahe in deinem Wort. Hilf, dass wir deine Stimme hören unter den vielen anderen Stimmen, die in uns und um uns ertönen. Hilf, dass unser Leben getragen und geformt ist von deiner Liebe, die uns in Jesus Christus begegnet. Dir sei Ehre in Ewigkeit. Amen.
Predigt
Liebe ist ein Grundpfeiler christlicher Verkündigung, aber was ist Liebe und wie lebe ich sie? Liebe ist nicht einfach ein Gefühl. Sie ist eher eine Lebenseinstellung. Es gibt wichtige Texte zum Thema Liebe in der Bibel. Einer, der fast allen bekannt ist : 1. Brief des Johannes 4 16b-21
Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Darin ist die Liebe bei uns vollkommen, dass wir Zuversicht haben am Tag des Gerichts; denn wie er ist, so sind auch wir in dieser Welt. Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus; denn die Furcht rechnet mit Strafe. Wer sich aber fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe. Lasst uns lieben, denn er hat uns zuerst geliebt. Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, der kann nicht Gott lieben, den er nicht sieht. Und dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe. Amen.
Liebe Leser*innen.
Wenn wir von Gott sprechen wollen, dann erreichen wir nicht nur die Grenzen dessen, was wir uns vorstellen können. Wir gehen sogar eigentlich über diese Grenzen hinaus. Versuchen Sie einmal, sich das tiefste und bewegendste Ereignis in Ihrem bisherigen Leben vorzustellen. Das, was Sie am meisten angerührt hat. Wenn Sie versuchen, einem anderen Menschen davon zu erzählen, der diese Erfahrung nicht gemacht hat, dann wir das sehr schwer möglich sein. Gott berichtet. Erfahrungen in allen Lebensbereichen. Erfahrungen, in denen Menschen an ihre Grenzen stoßen und das in Worte zu fassen versuchen. In den Bildern der Bibel ist Gott größer als die Erde, tiefer als das Meer, er mutet den Menschen viel zu und ist allmächtig, er ist immer wieder neu und lebendig. Letztlich sind auch die Menschen, die unsre biblischen Texte geschrieben haben, nicht in der Lage, das in Worte zu fassen, was sie mit Gott und durch Gott erfahren haben. In den 10 Geboten werden wir daran erinnert: Mach Dir kein Bild. Mit unsrem Reden von Gott verhält es sich ähnlich. Die Bibel weiß davon und versucht immer wieder neu Gott zu beschreiben, indem sie von den Erfahrungen der Menschen mit von Gott, jedes Bild von ihm wäre zu klein, zu festgefahren und müsste, sobald es fertig ist, schon wieder verändert werden. Wir können uns kein Bild von Gott machen. Allerdings kommt Gott uns entgegen, indem er uns ein Bild von sich gibt: In Jesus Christus wird er für uns sichtbar und erfahrbar. „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort“, so beginnt das Johannesevangelium. So geht alles los: Mit Gottes Wort. Gott kann nun also doch beschrieben werden. Wir können von ihm erzählen. Es gibt ein Wort, das von ihm berichten kann: Jesus Christus. Er hat den Menschen vorgelebt, was Gott gemeint hat. In ihm war Gott erfahrbar. Mit Jesus konnte Gott beschrieben werden. Auf einmal kann man das sagen: Gott ist die Liebe, eine Liebe, die sich ohne Furcht für den Nächsten einsetzt. Eine Liebe, die sich sogar daran messen lassen muss, wie sehr sie sich für den Nächsten einsetzt. Wir können das sagen, weil Jesus es vorgelebt hat. Jesus hat uns ein Bild von Gott gegeben. ER hat uns ein Beispiel gegeben, wie Gott es gemeint hat. Gott ist die Liebe? Die Evangelien sind voll von Berichten, in denen Gott durch Jesus liebevoll handelt. Ob er sich Ausgestoßenen nähert, ob er Menschen heilt. Ob er mit Menschen an einem Tisch sitzt, die ihm nach dem Leben trachten? Immer wird er von der Liebe bewegt. Jesus überschreitet Grenzen. Und macht auch darin Gott deutlich. Unsren Gott, der unsere Grenzen überschreitet. Und es uns damit ebenfalls möglich macht, das, was uns einschränkt, zu überwinden. Viele Menschen leben einsam, wie auf einer Insel. Ja, so können Menschen einsam sein, auch wenn da andere in ihrer Nähe sind. So können Menschen gewissermaßen auf einer Insel leben, auch wenn sie auf dem Festland wohnen. Und die Angst ist immer mit von der Partie. Gott sagt uns durch den Apostel Johannes: „Wer sich fürchtet, der ist nicht vollkommen in der Liebe.“ Das bedeutet andersherum: „Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus.“
Ohne Liebe sind wir Opfer der Angst. Darum sehnen sich ja alle Menschen nach Liebe und Geborgenheit. Wirklich, die größte Sehnsucht, die wir Menschen kennen, ist die Sehnsucht nach Liebe. Die menschliche Sehnsucht nach Liebe ist letztlich auch eine Sehnsucht nach Gott. Egal, ob ein Mensch sich das eingesteht oder ob er es verleugnet: Jeder möchte von Gott geliebt sein. Mit schlichten und klaren Worten bezeugt uns der Apostel Johannes, dass wir unsere Sehnsucht nach Liebe tatsächlich stillen können, auch und zuallererst unsere Sehnsucht nach Gottes Liebe. Johannes sagt: „Gott ist die Liebe.“ Dieser Satz mag uns vertraut und selbstverständlich klingen, aber viele konnten und können ihn nicht glauben. Viele Menschen sehen in Gott nur den strengen Richter, dem kein Fehltritt entgeht und der alles hart bestraft. Derjenige, der so ein Gottesbild hat, findet bei Gott keine Liebe, sondern er lebt auf einer Insel der Furcht. Der Apostel Johannes sagt: „Die Furcht rechnet mit Strafe.“ Es ist letztlich die Furcht vor Gottes großer grausamer Endabrechnung. Gott selbst hat etwas getan, um dieses Gottesbild zu zerstören. Gott selbst hat sich uns Menschen zugewandt in seiner Liebe, mit einem liebevollen menschlichen Gesicht. In der Person des Jesus von Nazareth hat Gott die Welt von seinem eigenen Zorn befreit sowie auch von der Furcht davor. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Joh. 3,16). „Gott ist die Liebe“, das erkennen wir durch Jesus Christus. Wer an Jesus glaubt und an ihm bleibt, der bleibt in der Liebe, und wer in Christi Liebe bleibt, „der bleibt in Gott und Gott in ihm“– und zwar so, wie er wirklich ist, als liebender und barmherziger Gott. Das Evangelium von Jesus Christus ist die wichtigste Botschaft Gottes für die Welt, die Zentralbotschaft der Bibel. Der Apostel Johannes sagt: „Darin ist die Lieber bei uns vollkommen, dass wir Zuversicht haben am Tag des Gerichts; denn wie er ist, so sind auch wir in dieser Welt.“ Mit „er“ meint Johannes Jesus. Wie Jesus in ewiger, liebevoller Gemeinschaft mit dem himmlischen Vater steht, so stehen auch wir nun durch ihn in ewiger, liebevoller Gemeinschaft mit dem himmlischen Vater, auch wenn wir noch auf der „Insel“ dieser Welt leben. „Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ In der Nordsee gibt es eine bemerkenswerte Insel, die heißt „Neuwerk“. Sie liegt nämlich im Wattenmeer, und wenn die Ebbe kommt, dann ist die Insel mit dem Festland verbunden. Was ist das für eine große Kraft, die aus der Insel immer wieder ein Stück Festland macht? Wer sich mit Ebbe und Flut auskennt, der weiß es: Es ist die Kraft des Mondes. Der Mond zieht das Wasser der Nordsee an wie ein Magnet und bewirkt, dass es weit zurücktritt. Lasst uns die Eigenart der Insel Neuwerk als Gleichnis für unsere menschliche Situation nehmen! Da sitzen wir isoliert auf einer Insel mit unserer Angst und sehnen uns nach Liebe. Ein Meer um uns herum isoliert uns. Dann aber wirkt eine große Kraft vom Himmel her: Es ist die Kraft von Gottes Liebe, es ist die Kraft des Evangeliums von Jesus Christus. Diese Kraft bewirkt, dass das Meer zurücktritt und wir nicht mehr isoliert sind. Diese Kraft bewirkt, dass wir Gemeinschaft haben mit Jesus, und durch ihn mit dem himmlischen Vater. Wenn die große Kraft der Evangeliumsliebe bei uns wirkt und unser Insel-Dasein beendet, dann geschieht aber noch mehr. Die große Kraft nimmt auch diejenigen Wassermassen weg, die uns von unseren Mitmenschen trennen. Das Evangelium von Jesus Christus nimmt wie ein großer Magnet von oben her alle Feindschaft weg, alle Vorurteile, alle Gleichgültigkeit und auch alle Angst alles, was die Menschen auf ihren Inseln voneinander isoliert. Ohne Furcht gehen wir nun freudig aufeinander zu. Natürlich ist unsere Nächstenliebe noch nicht vollkommen, und so ist auch die Furcht unter uns noch nicht gänzlich beseitigt. Aber Gott arbeitet an uns, arbeitet weiter mit seinem Evangeliumswort, das uns immer wieder auf vielfache Weise begegnet.
Ja, Christi vollkommene Liebe treibt unsere Furcht aus, sodass am Ende nur noch die Liebe übrig bleiben wird, und zwar für immer. Denn Gott ist die Liebe. Amen.
Lied: Ins Wasser fällt ein Stein (EG 621)
Fürbitten/Vaterunser
Guter Gott, wir möchten lernen, für andere da zu sein, zuhörend und schweigend und wartend in Liebe mitten im Alltag unserer Welt: eine Atempause für die Gehetzten, Heimat für die Fremden, Geborgenheit für die Ängstlichen, Freude für die Bekümmerten, leicht erreichbar den Zweifelnden, Frieden für die Friedlosen, Entlastung für die Beladenen, ein Ja für alle, die sich selbst verloren haben. Wir möchten lernen, uns mutiger zu dir zu bekennen, unseren Kindern von dir zu erzählen, dich bei Freunden ins Gespräch zu bringen, den Zweifeln der anderen nicht aus dem Weg zu gehen, dich im Stimmengewirr des Alltags nicht zu überhören, unserem Glauben ein Gesicht zu geben, das jeder erkennen kann. – Vater unser im Himmel, … Amen.
Segen
Der Herr segne und behüte dich. Der Herr lass leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen +++
Bleiben Sie behütet und gesund!
Es grüßt Sie herzlich, Ihre
Lektorin Gerlinde Abel