Herzlich Willkommen zu diesem Gottesdienst, der unter dem Thema „Liebe auf den ersten Blick“ steht. Dieser Gottesdienst gehört zu der Sommerpredigtreihe rund um die Themen Liebe, Lust und Leidenschaft.
Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vaters, des Sohnes und der Heiligen Geistes.
Amen
Lied: Liebe, die du mich zum Bilde EG 401, 1, 2 und 7
1. Mose 2 (in Auszügen)
Zu der Zeit, als Gott der Herr Erde und Himmel machte, wuchs noch nichts auf der Erde. Es gab keine Sträucher auf dem Feld und auch sonst keine Pflanzen. Denn Gott der Herr hatte noch keinen Regen auf die Erde fallen lassen. Es gab auch keinen Menschen, der den Erdboden bearbeitete. Wasser stieg aus der Erde auf und tränkte den ganzen Erdboden. Da formte Gott der Herr den Menschen aus Staub vom Erdboden. Er blies ihm den Lebensatem in die Nase, und so wurde der Mensch ein lebendiges Wesen. Dann legte Gott der Herr einen Garten an – im Osten, in der Landschaft Eden. Dorthin brachte er den Menschen, den er geformt hatte. Gott der Herr nahm den Menschen und brachte ihn in den Garten Eden.Er sollte ihn bearbeiten und bewahren. Gott der Herr sprach: »Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist. Ich will ihm eine Hilfe machen – ein Gegenüber, das ihm entspricht.« Gott der Herr formte aus dem Erdboden alle Tiere auf dem Feld und alle Vögel am Himmel. Dann brachte er sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde. Jedes Lebewesen sollte so heißen, wie der Mensch es nannte. Also gab der Mensch ihnen Namen: allem Vieh, den Vögeln am Himmel und allen Tieren auf dem Feld. Aber es war keine Hilfe für den Menschen dabei – kein Gegenüber, das ihm entsprach. Da versetzte Gott der Herr den Menschen in einen tiefen Schlaf. Er nahm eine von seinen Rippen und verschloss die Stelle mit Fleisch. Aus der Rippe, die er vom Menschen genommen hatte, bildete Gott der Herr eine Frau. Die brachte er zum Menschen. Da sagte der Mensch: »Sie ist es! Sie ist von meinem Fleisch und Blut. ›Frau‹ soll sie heißen und ich ›Mann‹.
Ansprache
Liebe Leser*innen,
ich gebe zu bei dem Thema „Liebe auf dem ersten Blick“, denkt man nicht unbedingt als erstes an Adam und Eva. Aber wo, wenn nicht hier anfangen. Schließlich ist die Geschichte die erste Geschichte in der Bibel, wo zwei Menschen aufeinandertreffen und sich auf den ersten Blick überhaupt verlieben können.
Von Gefühlen ist bei Adam und Eva erst einmal gar nicht die Rede, sondern vom Brauchen. Ich brauche dich, du brauchst mich. Wir sollten zusammenbleiben.
Der erste Mensch braucht Hilfe, braucht ein Gegenüber und eine Partnerin an seiner Seite. Das ihn ergänzt und genauso Verantwortung für alles das, womit Gott sie beauftragt übernimmt.
Und das Fehlen des Gegenübers bemerkt auch Gott. Und er stellt dem ersten Menschen einen weiteren Menschen zur Seite. Und die beiden ähneln sich, sind quasi aus demselben Holz geschnitzt und heben sich von all der anderen Schöpfung ab.
Das Aufeinandertreffen der beiden ist im ersten Moment unromantisch. Die Frau ist geschaffen, der Mann schläft.
Aber der Mann wacht zur richtigen Zeit wieder auf.
Er öffnet die Augen und schaut die Frau an und sieht sofort: Die passt zu mir. Die gehört zu mir. Die versteht mich.
Es ist tatsächlich Liebe auf den ersten Blick.
Alles, was die Beziehung von Mann und Frau bis heute ausmacht, ist bereits hier in den Anfängen angelegt. Die beiden sind einander ähnlich und doch verschieden. Weil sie einander zum Leben brauchen, suchen sie sich. Und weil sie doch unterschiedlich sind, reiben sie sich aneinander.
Das kennen wir nur zu gut.
Liebe auf den ersten Blick. Dieses „erste“ reiht sich ein in einer Reihe von artverwandten Titeln wie „Liebe auf den ersten Biss, Liebe auf den ersten Schrei oder Liebe auf den ersten Tanz“ und viele mehr. Das Erste scheint etwas Magisches an sich zu haben. Es scheint einen Moment zu geben, wo der berühmte Funke überspringt.
Ein Moment der Überraschung gepaart mit Euphorie und der Ausschüttung von Glücksgefühlen. Es liegt der Duft der Liebe in der Luft. Ein Moment der Schwerelosigkeit. Dieses Gefühl verfliegt sehr schnell wieder und es kommt zur Entscheidung: ja oder nein? Bleiben oder gehen? Zusammen oder getrennt? Adam und Eva sagen sich: ja, wir bleiben zusammen.
Die beiden sind von nun an unzertrennlich. Und das Schicksal der beiden hängt aneinander. Dass die Geschichte von dem Paar im Paradies nicht so schön und romantisch ausgeht, wie wir uns das vielleicht wünschen würden, wissen wir. Aber es gibt trotzdem ein Happy End.
Die beiden sind der Beweis dafür, dass die Liebe auf den ersten Blick auch hält, wenn nicht alles im Leben nach Plan läuft. Denn sie wissen, dass sie einander haben. Und das ist unabhängig davon, wo sie sind, Hauptsache sie sind nicht mehr allein.
Dieses Bild, was die beiden vermitteln ist ein sehr modernes Verständnis von Partnerschaft. Denn die beiden sind ein gleichberechtigtes Paar. Beide sind füreinander und für andere verantwortlich. Die Konsequenzen des einen sind die Konsequenzen des anderen. Sie ergänzen sich. Und diese Grundbedingungen bleiben bei den beiden.
Ich denke, die Geschichte und der erste Moment des Aufeinandertreffens der beiden zeigt, wie verbunden wir Menschen untereinander sein können und sind. Es zeigt, wie sehr wir doch einander brauchen. Und wie langweilig es ohne ein Gegenüber sein kann, an dem man sich reiben und wachsen kann. Wie bereichernd doch andere für das eigene Leben sind.
Der Mensch ist nicht geschaffen, um allein zu sein.
Amen
Lied: Du bist da EG+ 89
Gebet
Wir beten:
Gott,
du hast uns geschaffen als dein Ebenbild.
Du hast uns geschaffen und in diese Welt gesetzt.
du hast uns geschaffen als Menschen, die einander brauchen und füreinander da sind.
Du bist bei uns, vor unseren ersten Schritten und nach unseren letzten Gängen.
Du bist bei uns, vor unserem ersten Atemzug und nach unserem letzten Mal Ausatmen.
Du bist bei uns vor unserem ersten Öffnen der Augen und nach unserem letzten Schließen der Augen.
Gott,
Du begleitest uns durch unser Leben. Wie eine Partnerin oder Partner bist du allezeit an unserer Seite. Du kennst uns wie kein anderer, kennst uns besser als wir uns selbst.
Du gibst auf uns Acht und ebnest uns den Weg.
Du, Gott bist bei uns alle Tage bis ans Ende der Welt.
Amen
Seien Sie gesegnet,
Ihr Pfarrer Alexander Donges