Andacht 12. So.n. Trinitatis, 27.08.2023, Sommerthemenreihe: „Liebe, Lust und Leidenschaft“ – Freundschaft, von Diakonin/Prädikantin Margaretha Eidam

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Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes AMEN

Wie schön, dass wir in Jesu Namen miteinander verbunden sind. Mit der heutigen Predigt beenden wir unsere Sommerpredigtreihe:“ Sommer der Liebe“

Wir beten mit Worten des 128 Psalm nach einer Übersetzung von U. Seidel

Glücklich ist der, der bei all seinem Tun mit Gott rechnet, der nicht vorgibt, den anderen gern zu haben und nur sich selbst meint. Glücklich ist der, der mit seiner Hände Arbeit die Erde und die Menschen beschützt, der nicht vorgibt, die Güte Gottes zu vermehren und nur in die eigene Tasche wirtschaftet. Glücklich ist der, der in der Freundin und im Freund den Schöpfungsgedanken Gottes erkennt, den originellsten, den Gott sich je ausgedacht hat; mit Hand und Fuß, mit Leib und Seele, und ihn behütet und beschützt. Glücklich ist der, der den Segen Gottes empfängt für Herz und Seele und ihn weitergibt an seine Freundin und seinen Freund und Kind und Kindeskinder. AMEN

Predigt

Der Text für heute steht im Buch Rut im 1.Kap

Wo du hingehst, da will auch ich hingehen wo du bleibst da bleibe auch ich, dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott. Was auch geschehen wird, nur der Tod wird mich und dich scheiden.

Liebe Leser*innen.

Ich denke, vielen von uns kommen diese Worte   sehr bekannt, vertraut vor: sie   lassen uns an Trauungen denken, vielleicht sogar an die eigene. Worte die wir dem Menschen widmen möchten, wenn wir den Lebensweg mit ihm/ ihr teilen wollen.

So hat es auch Rut aus dem Alten Testament zu ihrer Schwiegermutter gesagt, jedoch in einem ganz anderen Zusammenhang. Blicken wir doch mal auf die die Geschichte in der diese Worte gesagt werden:

Es gibt keine Perspektive mehr. Wegen einer Hungersnot muss Elimelech seine Heimatstadt Bethlehem verlassen und mit seiner Frau Neomi und seinen beiden Söhnen in das Land Moab jenseits des Toten Meeres ziehen.

Dort sind sie Fremde mit eingeschränkten Rechten, so wie es heute auch vielen Mirganten ergeht.

Bald stirbt Elimelech und Neomi bleibt mit den Söhnen zurück. Der eine von ihnen ist kränklich, der andere von ihnen sehr schwach, das heißt für Neomi große Sorgen um ihre Kinder.

Doch nach Jahren heiraten die beiden Söhne und es geht eine ganze Weile gut im Leben der Familie, doch bereits nach 10 Jahren sterben die Söhne und Neomi ist mit ihren Schwiegertöchtern Orpa und Rut alleine.

Eine Frau ohne Mann und Söhne in einem fremden Land, damals vor 3000 Jahren war undenkbar.

Es gibt für Neomi nur einen Weg ….sie muss zurück in ihre Heimat, wo die Hungersnot inzwischen beendet ist.

Also bricht sie auf nach Bethlehem was übersetzt heißt: Haus des Brotes, als ihre Schwiegertöchter sie begleiten wollen, dankt Neomi ihnen für ihre Treue, küsst sie und schickt sie zurück,

Denn sie sieht für die beiden jungen Frauen genauso wenig Perspektiven in Bethlehem wie für sich selbst in Moab.

Schließlich sagt sie ihnen: Mein Los ist zu bitter für euch, denn des Herrn Hand hat mich getroffen. Sie war fest davon überzeugt , dass es Gottes Wille war, der sie getroffen hatte.

Nach einigem Hin und her, kehrt Orpa die eine Schwiegertochter tatsächlich um, aber Rut lässt sich durch die Worte ihrer Schwiegermutter nicht abschütteln auch wenn es Neomi wieder einmal probiert.

Und an dieser Stelle sagt Rut dann Worte zu ihrer Schwiegermutter, die mir immer unter die Haut gehen: Wo du hingehst, da will auch ich hingehen wo du bleibst da bleibe auch ich, dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott. Was auch geschehen wird, nur der Tod wird mich und dich scheiden. Worte gesagt , nicht zu dem Menschen in den man verliebt ist und am Anfang eines gemeinsamen Lebensweges steht…..nein zu einer alten Frau, der Mutter des verstorbenen Mannes.

Der Name der Schwiegermutter Neomi bedeutet : Liebe und der Name Rut bedeutet: Erquickung, oder Freundschaft…..Liebe und Freundschaft gehen gemeinsam auf einem Weg, dem Weg nach Bethlehem.

Für mich ist diese kleine Novelle eins der schönsten Bücher des Alten Testament überhaupt. Es ist die Geschichte einer tiefen und bedingungslosen Freundschaft und Liebe die in tiefer Not entstanden ist.

Wo erleben wir heute noch solche tiefen bedingungslosen Freundschaften, es sind Kostbarkeiten wenn wir sie erfahren dürfen.

Wenn ich eine Freundin einen Freund habe, mit dem ich vieles teilen kann und darf, ja auch über Liebe und tiefe Gefühle zueinander reden kann, dem ich anvertrauen darf wie es mir geht, ohne von ihr/ihm gleich be- oder verurteilt zu werden, ja der mich noch liebt und annimmt wenn er manches aus meinem innersten weiß, was ich vielleicht vor anderen Menschen verberge.

Auf meinem Schreibtisch als ich mich noch im Dienst befand, stand lange Jahre ein Herz, ich habe es heute mitgebracht und lese es ihnen vor…….

Ein Geschenk meines ältesten und besten Kollegen, mit dem ich vieles teilen durfte, glückliches und auch Schweres nicht nur dienstlich ……ein wahres kostbares Geschenk.

Liebe Leser*innen

Was Neomi und Rut verbindet, ist auch stärker als die Sachzwänge und Grenzen, es zeigt mir ganz deutlich dass man mit Solidarität weit kommt.

Ich meine: wir brauchen auch heute dringend solche Geschichten von Freundschaft und Solidarität. Wir befinden uns doch weltweit in einer schwierigen Lage…..Kriege, Menschen die sich auf der Flucht befinden, Hungersnöte, eine hohe Inflation usw…wir sind doch gefordert aufeinander zu achten, Rücksicht zu nehmen und zu helfen…

Sind wir dazu bereit????

Immer mal wieder höre ich dann Worte wie: ich habe zu allem keine Lust mehr !!!! will nichts hören von alle dem , ich will leben, so gut es nur geht.

Aber geht es denn hier um Lust??? Oder geht es nicht vielmehr darum, dass wir gemeinsam diese Krise, diese Lage diese Zeit in der wir gerade leben bestehen?

Wo du hingehst, da will auch ich hingehen. Ich wünsche uns allen, dass wir immer wieder viele Geschichten von Menschen erzählen können, die in Freundschaft und Liebe füreinander da waren.

Gott liebe Leser*innen kommt in dieser Begegnung übrigens nur am Rand vor, nämlich in einem Satz, den Rut zu ihrer Schwiegermutter sagt: Dein Gott ist mein Gott. Aber ganz so beiläufig ist diese Aussage gar nicht, wie sie auf den ersten Blick erscheint.

Denn Rut hat erkannt : Wenn wir zwei zueinander stehen ,dann ist Gott bei uns.

Denn Gott ist immer da, wo Menschen ihr Herz für andere in Freundschaft und Liebe öffnen, AMEN

Und das Vertrauen Gottes, das umfangreicher und größer ist als alles menschliche Abwägen und Vergleichen, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

Fürbittengebet

Du Gott bist barmherzig, deine Liebe lässt uns leben. Du hast Geduld mit uns. Du rechnest nicht auf. Du wartest auf uns in Liebe und Geduld. Heute bitten wir dich um deine Stärkung für Menschen, die sich gegen Lügen wehren. Für Menschen, die verfolgt sind und fliehen müssen. Für Menschen, die sich unermüdlich für andere einsetzen. Für Menschen, die nicht mehr können, die ausgebrannt sind. Für Menschen, die krank sind. Für alle, die zu dir beten. Für uns und für alles, was wir uns in Liebe und Freundschaft vornehmen. – Vater unser …

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich, der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir seinen Frieden. Amen

Ich wünsche Ihnen allen eine gute und behütete Zeit.

Ihre

Margaretha Eidam, Diakonin/ Prädikantin

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