Andacht 13. So. n. Trinitatis, 25.08.2024, Sommerthemenreihe: Der letzte Garten; Pfarrer Alexander Donges

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Liebe Leserinnen und Leser,

in einem Garten beginnt die Bibel und in einem Garten endet sie. „Im letzten Garten“ wird das Ende zugleich der Anfang sein. Gott wird dort wohnen und seine Herrlichkeit strahlt über alles und in allem.

So feiern wir diese Andacht im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Amen

Gebet
Gott, du hast mich in diesen Tag gerufen. Begleite mich auf meinen Wegen. Begegne mir mit den Menschen. Lass mich dich finden in allen Dingen.
Denn du bist da. Du sprichst zu mir: Hilf mir, deine Stimme zu hören und zu verstehen. Du zeigst dich mir: Lass mich deine Spuren entdecken an diesem Tag. Du liebst mich: Zeige mir, wie ich deine Liebe heute weitergeben kann.
Gott du bist mitten unter uns. Amen

Schriftlesung: Offenbarung 22,1-5

Und er zeigte mir einen Strom lebendigen Wassers, klar wie Kristall, der ausgeht von dem Thron Gottes und des Lammes, mitten auf ihrer Straße und auf beiden Seiten des Stromes Bäume des Lebens, die tragen zwölfmal Früchte, jeden Monat bringen sie ihre Frucht, und die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker.

Und es wird nichts Verfluchtes mehr sein. Und der Thron Gottes und des Lammes wird in der Stadt sein, und seine Knechte werden ihm dienen und sein Angesicht sehen, und sein Name wird an ihren Stirnen sein.

Und es wird keine Nacht mehr sein, und sie bedürfen nicht des Lichts einer Lampe und nicht des Lichts der Sonne; denn Gott der Herr wird über ihnen leuchten, und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Predigt:

Wer schon einmal geflogen ist, der weiß, wie die Welt von oben aussieht. Aus der Vogelperspektive. Aus mehreren tausend Kilometern Entfernung. Es wirkt alles klein. Nur noch an Farben kann vermutet werden, was man dort am Boden sieht.

Vor einigen Jahren bin ich mit einer Boing von Deutschland nach Israel und 2 Wochen später von Israel wieder nach Deutschland zurückgeflogen. Und wenn die Wolkendecke es zugelassen hat, dann konnte ich aus dem Fenster hinunter auf die Erde schauen, konnte das Meer sehen und Städte und Länder erkennen oder besser gesagt erraten.

Auch wenn man denkt, von oben, da schaut vieles gleich aus, so war ich doch überrascht, überrascht vom europäischen Kontinent und von Deutschland. Von oben sieht man nämlich eines ganz deutlich: Man sieht wie grün doch Europa und Deutschland ist. In voller Blüte stehende Bäume und grüne Wiesen und Felder bedecken fast alles auf diesem Kontinent. Dazwischen suchen sich die Flüsse ihren Weg durch die Täler bis in Seen oder das Meer. Und an den Kreuzungen im Grün des Kontinentes sieht man kleinere und größere Ansammlungen von Häusern. Das ist umso beeindruckender, wenn man aus Israel kommt. Denn dort bedeckt ein Großteil des Landes die Wüste, keine gelbe Sandwüste, sondern eine Erdmasse mit Steinen, Schluchten, Bergen und hin und wieder einzelne grüne Flecken, die die Landschaft durchbrechen.

In unserer Schriftlesung hat Johannes eine Vision von der Stadt Jerusalem. Jerusalem, die inmitten einer solch kargen und eintönigen Landschaft liegt.

Ein Engel zeigt Johannes den Strom des Lebens, der – von Paradiesbäumen gesäumt – durch die von Gold, Perlen und Edelsteinen glänzende Stadt fließt. Das klare Wasser des Lebens und die heilsamen Blätter und Früchte der Bäume stehen allen zu Verfügung, die in dieser Stadt wohnen. In dieser Stadt, ganz zentral und von allen gut erreichbar und sichtbar, wohnt Gott. Seine Gegenwart erleuchtet die Straßen und das nicht nur nachts in der Dunkelheit, sondern seine Präsenz ist überall und bei allem zu spüren. Leiden, Hass und Streit haben die Stadt schon verlassen und Glück, Zufriedenheit und Freundschaft sind in die Stadt eingezogen. Wie im Paradiesgarten leben hier alle Menschen im Einklang mit den anderen Menschen und im Einklang mit Gott. Es muss wunderbar sein an solch einem Ort zu leben.

Diese Vision, dieser Traum von Johannes, der zeigt eine perfekte Welt, in der Menschen miteinander und mit Gott leben. So wie am Anfang der Bibel im Paradies.

Ist das Ende der Bibel nur ein schon bekannter Anfang mit dem Paradies, der Schlange, der Vertreibung und dann nimmt die Geschichte wieder ihren Lauf?

Ich denke nicht. Denn das Ende ist ein neuer Anfang. Das kennen wir aus unserem Leben.

Unser Leben besteht aus Tagen, Wochen, Monaten und Jahren. Jeden Tag unseres Lebens müssen wir tätig gestalten. Und wir müssen immer wieder neue Entscheidungen treffen, die sich auf den Tag, aber auch auf die Wochen und Monate und Jahre auswirken können. Wir müssen jeden Tag etwas anfangen zu tun. Manches können wir bewältigen, manches nicht. Und das Tun-Müssen ist nie abgeschlossen, immer kommt Neues hinzu. Diesen Rhythmus von Anfang und Ende, Aufbruch und Vollendung gibt es immer wieder. Das, was dort passiert, ist unser Leben. Das täglich sich wieder auf die Reise begeben, ausprobieren, an Dingen wachsen, seine Grenzen kennenlernen und hoffentlich abends glücklich dem neuen Tag entgegensehen. So erleben nicht nur wir die Tage, sondern auch die Menschen in der Geschichte, die zur Zeit der Offenbarung des Johannes den Text auf ihr Leben beziehen.

Und dann hören wir die Vision von Johannes. Und er hat einen Traum, eine Vision, wo der Kreislauf von Anfang und Ende sprichwörtlich sein Ende findet. Und das ist kaum vorstellbar, wenn wir uns in dem Kreislauf von Anfang und Ende befinden.

Aber er hat eine Vision, wo wir nicht wieder neu anfangen müssen, sondern wo unser Leben einen Ort findet, an dem wir nicht wieder von Neuem beginnen müssen, da das Ende perfekt ist. Perfekt in der Weise, dass es ein Ort ist, wo all das Schlechte, das wir versucht haben aus der Welt zu vertreiben, bereits vertrieben ist, wo die Mühe, die Schwere und Last, die wir tragen, uns bereits abgenommen wurde und das Ende ein Ende ist, wo Gott Anfang und Ende ist.

Gebet

Herr, du gibst mir Zeit. Sie liegt hinter mir und sie liegt vor mir. Sie war mein und wird mein, und ich habe sie von dir. Ich danke dir für jeden Schlag der Uhr und für jeden Morgen, den ich sehe. Ich bitte dich nicht, mir mehr Zeit zu geben. Ich bitte dich aber um die Gelassenheit, jede Stunde zu füllen. Ich bitte dich, dass ich ein wenig dieser Zeit freihalten darf von den Dingen, die zu tun sind. Ich bitte dich für ein wenig für Stille, ein wenig für das Spiel,
ein wenig für die Menschen am Rande meines Lebens. Jede Stunde ist kostbar. Lass mich meine Zeit sinnvoll nutzen. Jeder Tag ist gleich wichtig vor dir. Ich danke dir für diesen Tag. Gib, dass ich ernst nehme: die Aufgaben, die mich heute fordern, die Menschen, denen ich begegne, die Erfahrungen, die er bringt, das Bittere, das mir widerfährt. Lass mich auch dann innerlich frei bleiben, wenn mich tausend Dinge beschäftigen. Lass mich ruhig und gelassen bleiben, wenn die Arbeit allzu viel wird. Jeder Tag ist ein neues Angebot von dir, Herr. Hilf mir, dass ich es nützen kann. – Vater unser im Himmel, … Amen

Segen

Gott, der Allmächtige und Barmherzige, der Schöpfer des Himmels und der Erde, das A und das O, behüte dich bei allem, was du tust und segne deinen Tag. Amen

Bleiben Sie behütet und gesund!

Es grüßt Sie herzlichst, Ihr

Pfarrer Alexander Donges