Andacht 14. So. n. Trinitatis, 01.09.2024, Diakonin/Prädikantin Sabine Klatt

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Ich freue mich sehr, dass wir auch auf dieser Weise miteinander verbunden sind: Im Namen Gottes, der diese Erde geschaffen hat, der zu uns sprach in Jesus Christus und dessen Geist uns nahe ist in allen Dingen. Amen

Psalm 36

Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Deine Gerechtigkeit steht wie die Berge Gottes und dein Recht wie die große Tiefe. Herr, du hilfst Menschen und Tieren. Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben! Sie werden satt von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkst sie mit Wonne wie mit einem Strom. Denn bei dir ist die Quelle des Lebens, und in deinem Lichte sehen wir das Licht. Amen

Impuls

Liebe Leser*innen,

heute ist meteorologischer Herbstanfang. Der Herbst ist eine ganz besondere Jahreszeit. Eine Zeit, in der die Natur zur Ruhe kommt. Eine Zeit des Verblühens. Eine Zeit des Rückgangs. Eine Zeit der Vergänglichkeit. Noch ist nicht viel davon zu sehen, denn der Sommer hat noch einmal kräftig zugeschlagen mit hohen Temperaturen. Aber, der Herbst steht schon vor der Tür. Ganz sicher!

Was wir in der Natur beobachten können, das gilt auch für uns Menschen. Denn so wie wir im Herbst das Kahlwerden der Bäume und das Fallen der Blätter erleben, so spüren wir auch selbst, das wir älter werden und gesetzter und gebrechlicher: das Gehen fällt schwerer, die Augen spielen nicht mehr so mit, die Gedanken bekommen manchmal Sprünge. Es gilt Krankheiten zu akzeptieren, liebe Menschen sind bereits verstorben und wir selbst ahnen auch, das wir unausweichlich dem Ende entgegen gehen.

Ja, was Herbst, was Vergänglichkeit in unserem Leben bedeutet, das kennen, das spüren, das erleben auch wir – an uns und an anderen. Das anzunehmen ist nicht immer leicht. Und trotzdem – dennoch – dürfen wir glauben: hinter allem Fallen und Vergehen, hinter allen Abschieden und allem Loslassenmüssen stehst du, Gott. DU umschließt das alles mit deiner Liebe. Und DU hat uns zugesagt: „Auch bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet; ich will heben und tragen und erretten“. ( Jesaja 46,4 ).

Wir antworten auf diese Zusage Gottes mit dem Liedvers: Bis hierher hat mich Gott gebracht durch seine große Güte, bis hierher hat er Tag und Nacht bewahrt Herz und Gemüte, bis hierher hat er mich geleit‘, bis hierher hat er mich erfreut, bis hierher mir geholfen.

Herbstzeit, liebe Leser*innen, ist auch Erntezeit. Die Äste der Obstbäume biegen sich unter der Last der reifen Äpfel, Birnen und Pflaumen. Kartoffeln, Kohl und anderes Gemüse werden geerntet. Die Felder werden abgemäht. Die Ernte eingefahren. Daran erinnert uns die schöne Erntekrone über dem Altar, die bald wieder in vielen Kirchen hängen wird.

Erntezeit – das ist auch ein Sinnbild für unser Leben, für unsere Lebensernte. Wir denken zurück an unsere Kindheit und Jugend. — An gute und an schwere Zeiten. — Wir denken an Kriegs- und Friedenszeiten. — An Zeiten des Glücklichseins und an Zeiten, die vielen viele Tränen abpressten: Vertreibung, Flucht, Neuanfang. — Ihre Generation hat viel geackert und gerackert. — Für viele galt: Arbeit war ihr Leben. — Wir denken an unsere Hochzeit. — An die Geburt der Kinder und Enkelkinder. — An Früchte, die in unserem Leben gereift sind, die uns und anderen gut taten. Wir spüren vielleicht: da ist soviel in unserem Lebensrucksack – soviel, wofür wir Gott danken können: für Bewahrung in mancher Not; für das Ungute, was sich dann doch gut gefügt hat. Da ist soviel, was wir Gott klagen möchten: eigenes und fremdes erfahrenes Leid, eine Schuld, die noch drückt, immer noch. Da ist soviel, was wir selbst vielleicht noch ändern, verändern, umändern möchten: ein Wort der Vergebung muss noch gesagt oder ein Gespräch geführt oder ein Abschied verarbeitet werden.

Liebe Leser*innen! Der gottvertrauende Mensch weiß darum, das – neben Glücksmomenten und erfüllten Tagen – auch Dürrezeiten und Mangel und Trauer eine wichtige Zugabe zum Leben sind. Durch sie sind wir gereift. An ihnen sind wir gewachsen. Gott hat uns in ihnen begleitet. Schöner als Martin Luther kann man diese Erfahrung kaum in Worte fassen. Luther hat einmal gesagt: „Niemals empfindet man wohl die Hand Gottes kräftiger über sich, als wenn man die Jahre seines vergangenen Lebens betrachtet und mit dieser Erfahrung nach vorn blickt.“ Amen.

 

Fürbittengebet

Herr, mein Gott. Bis hierher hast du mich gebracht. Von Geburt an bis heute. Vom Frühling meines Lebens bis zu seinem Herbst. Du umfasst alles Reifen und Gedeihen, alles Werden und Vergehen. Wie bei dem Blatt auf dem Altar. Es ist an einem Baum gewachsen. Zur Zierde eines Astes. Von Licht und Schatten berührt. Sonne und Regen ausgesetzt. Spuren trägt es, die im Laufe des Jahres entstanden sind. Nun im Herbst ist es bunt geworden, trocken und zerbrechlich: der Baum hat mein Blatt losgelassen. Ein Zeichen der Vergänglichkeit, des Verwelkens. Gott, auch ich muss das Loslassen lernen. Auch ich spüre das Nachlassen meiner körperlichen und geistigen Kräfte. Ich spüre, das ich nichts festhalten kann. Aber ich vertraue darauf, das du, Gott, mich hältst, das du bei mir bist, das du mich durch den Herbst meines Lebens begleitest und trägst – bis zuletzt und darüber hinaus. – Vater unser im Himmel … Amen

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei die gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen +++

Bleiben Sie behütet und gesund!

Es grüßt Sie herzlichst, Ihre

Sabine Klatt, Diakonin/Prädikantin