Der Friede Gottes sei mit Euch allen. Amen.
„Vergiss nicht zu danken dem ewigen Herrn, er hat dir viel Gutes getan…“
das möchte uns der heutige 14. Sonntag nach Trinitatis mit seinen biblischen Texten und Liedern ans Herz legen. Dazu ruft uns auch der Spruch der Woche auf aus Psalm 103,2
Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.
Lied: Dich rühmt der Morgen (EGplus 144,1-2)
Psalm 92 (EG 737)
Gebet
Allmächtiger Herr, himmlischer Vater, du gibst uns an jedem Tag viel Gutes. So bitten wir dich: Lass uns dies erkennen und dir für deine Güte und Barmherzigkeit danken, solange wir leben. Dir sei Ehre in Ewigkeit durch unseren Herrn und Bruder Jesus Christus. Amen.
Lesung Röm 8,14-17
Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen Geist der Kindschaft empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind. Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, da wir ja mit ihm leiden, damit wir auch mit ihm zur Herrlichkeit erhoben werden.
Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten. Halleluja.
Lied: Lobe den Herrn, meine Seele (EGplus 87,1-3)
Lukas 17,11-19
11Und es begab sich, als er nach Jerusalem wanderte, dass er durch das Gebiet zwischen Samarien und Galiläa zog. 12Und als er in ein Dorf kam, begegneten ihm zehn aussätzige Männer; die standen von ferne 13und erhoben ihre Stimme und sprachen: Jesus, lieber Meister, erbarme dich unser! 14Und da er sie sah, sprach er zu ihnen: Geht hin und zeigt euch den Priestern! Und es geschah, als sie hingingen, da wurden sie rein.15Einer aber unter ihnen, als er sah, dass er gesund geworden war, kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme 16und fiel nieder auf sein Angesicht zu Jesu Füßen und dankte ihm. Und das war ein Samariter. 17Jesus aber antwortete und sprach: Sind nicht die zehn rein geworden? Wo sind aber die neun? 18Hat sich sonst keiner gefunden, der wieder umkehrte, um Gott die Ehre zu geben, als nur dieser Fremde? 19Und er sprach zu ihm: Steh auf, geh hin; dein Glaube hat dir geholfen.
Liebe Leserinnen und Leser,
„die behandeln mich wie einen Aussätzigen.“ Das ist eine gängige Redensart für die Erfahrung, dass man nicht dazugehört. Da ist einer in einen Ort gezogen, wo er noch keinen kennt. Er hat das Haus gekauft, das lange leer stand. Jetzt versucht er, es mit bescheidenen Mitteln und Handwerkskünsten zu renovieren. „Das schafft der nie“, sagen die Nachbarn. Doch keiner spricht mit ihm. Und er spürt schon an ihren Blicken: „Die behandeln mich wie einen Aussätzigen.“ Oder da ist das Mädchen, das neu in der Klasse ist und noch keine Freundin hat. Wieder wagt sie den Versuch und fragt: „Was macht ihr heute? Wenn ihr ins Schwimmbad geht, darf ich mit?“ Aber alle gucken weg, sagen nichts und lassen sie einfach stehen. Und sie denk: „Ich sehe immer nur von ferne, was sie machen. Nie darf ich mit. Die behandeln mich wie eine Aussätzige.“ Weit entfernt stehen auch die zehn Aussätzigen in der biblischen Geschichte. Sie dürfen den anderen nicht zu nahekommen. Ihre Krankheit grenzt sie aus der Gemeinschaft der Gesunden aus. Da haben viele Angst, sich anzustecken. Dabei war Aussatz in Palästina wohl gar nicht immer die schwere Krankheit, die wir damit verbinden. Eher eine auffällige Hautkrankheit wie eine Schuppenflechte oder andere sichtbare Hautveränderungen. Aber die reichte, dass diese Kranken als unrein galten. Nur von Ferne kriegten sie mit, was passiert. Aber jetzt kommt Jesus in ihr Dorf. Die zehn Männer haben wohl schon von ihm gehört und erkennen ihn offensichtlich von ferne. Sie wissen, dass er schon anderen auf wunderbare Weise geholfen hat; und dass er ein mitfühlender Lehrer des Wortes Gottes ist, ein Rabbi, ein echter Meister. Und so nehmen sie allen Mut zusammen und rufen mit dem gebotenen Abstand: „Jesus, lieber Meister, erbarme dich unser!“ Und Jesus lässt sich erbarmen. In seiner Liebe lässt er die zehn nicht einfach stehen. Nein, er sieht sie an. Ganz im Sinne der Jahreslosung für 2023, in der es mit den Worten der ausgegrenzten Hagar, die von Sara in die Wüste geschickt wurde, heißt: „Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (1.Mose 16,13) So sieht Jesus die zehn Männer und spricht sie an. Und ich stelle mir vor, das ist ein Moment, in dem sich trotz der Entfernung, in der sie zueinanderstehen, ihre Blicke treffen. Ein echter und verbindender „Augen-Blick“. Und von diesem Augenblick an ändert sich das Leben für diese Aussätzigen. „Geht hin und zeigt euch den Priestern“, sagt Jesus zu ihnen. Mehr nicht. Die Priester entscheiden, ob einer in der Gemeinschaft des Dorfes leben darf oder nicht. Ob er „rein“ ist und dazugehört oder „unrein“ und draußen bleibt. Aber dieser eine Satz Jesu reicht. Denn er birgt die Verheißung in sich, dass die Ausgrenzung, die soziale Distanzierung, für die zehn ein Ende hat. Und so beginnt die Veränderung schon auf dem Weg. Beiläufig, im Vorübergehen. Ihre Reinheit stellt sich ein, als sie sich auf diesen Weg einlassen. Wenn so ein sensibles Sehen und Zureden doch immer so einfach wäre! Für das Mädchen, das noch keine Freundin hat: „Ja, klar. Komm mit ins Schwimmbad. Schön, dass du dabei bist.“ Und für den Mann im alten Haus am Ortsrand: „Herzlich willkommen. Haben Sie Zeit für eine kleine Pause? Wir haben Kaffee und Kuchen mitgebracht.“ Aber für viele bleibt es anders: „Die behandeln mich wie einen Aussätzigen.“ Ausgegrenzt zu werden, gemieden, weggeschickt, an den Rand gedrängt zu werden, erfahren Menschen immer wieder. Sie haben keine Chance, in einer Gemeinschaft dazuzugehören. Sie erfüllen für die, die schon drin sind, nicht die Voraussetzungen. Man lässt sie spüren, dass sie anders sind, nicht dahin passen, nicht das Nötige mitbringen. Schon Jugendliche erleben das, wenn sie nicht die richtigen Klamotten tragen. Shirt, Hose, Jacke, Schuhe – sogar der Schulranzen muss den Markentest bestehen. Es können aber auch schlicht ablehnende Gefühle oder Machtspiele sein, die andere auf Abstand halten. Auch viele von uns haben so etwas schon erlebt oder bei anderen mitbekommen. Und wir wissen auch: Um das aufzubrechen, braucht es wenigstens einen, der aufgeschlossen auf die zugeht, die da auf Distanz gehalten werden. Unsere Geschichte ist auch ein Anstoß, das zu üben. Soziale Distanzierung, wie es in der Fachsprache heißt, haben viele besonders in der Coronapandemie erlebt. Und das war verbunden mit Gefühlen wie Einsamkeit, Trauer, Angst oder Wut. Weil sie im Lockdown nur noch eingeschränkt Kontakte haben durften, fühlten sich nicht wenige, z. B. in ihrem Zimmer im Seniorenheim schlicht eingesperrt. Nicht mal beim Essen konnten sie die anderen sehen. Denn auch dazu mussten sie in ihren Zimmern bleiben. Und lange konnten sie keinen Besuch bekommen. Andere zogen sich in ihrer Angst vor Ansteckung ganz von sich aus zurück. Heftig diskutiert wird seitdem, welche Einschränkungen zum Schutz der Gesundheit zumutbar sind und welche die Freiheit zur Teilnahme am sozialen Leben über die Gebühr verletzen. Bei den Meinungen dazu ging oft ein tiefer Riss durch Familien, Freundes- und Kollegenkreise in allen Teilen der Gesellschaft. Die Abwägung beider Bedürfnisse hat viel mit unserem Verständnis von Gesundheit zu tun. Kaum ein Geburtstagswunsch, in dem sie nicht vorkommt. „Viel Glück und viel Segen“. ..Gesundheit und Frohsinn sei auch mit dabei“, heißt es im Geburtstagskanon. Was, bitte, wünschen wir aber Menschen, die sichtlich unter einer chronischen Krankheit leiden, vielleicht sogar dem Tode geweiht sind? Und wie sehen wir diejenigen, die mit einer schweren Krankheit das Leben trotzdem meistern und darüber hinaus sogar echte Lebensfreude ausstrahlen? Auch die gibt es ja, Gott sei Dank! Vorsicht also vor einem Verständnis von Gesundheit, das sich allein an körperlicher Unversehrtheit festmacht. – Kommen wir zurück zu unserer Geschichte. Da geht es nicht zuerst um körperliche Heilung der zehn Aussätzigen. Sondern es geht um Überwindung ihrer Ausgrenzung und Teilnahme am sozialen Leben – im Gegenüber zur Angst der anderen vor Ansteckung. Schon von den Priestern damals war also Fingerspitzengefühl gefordert. Besonderes Augenmerk gehört dann dem einzigen der zehn, der nicht einfach sein normales Leben wieder aufnimmt, sondern mit großem Gotteslob und demütigem Dank zu Jesus zurückkehrt. Dabei ist er weniger der, der tut, was sich gehört, und höflich? danke!? sagt. Das wäre zu einfach und zu kurz gegriffen. Vielmehr zeigt ihm sein Glaube, dass die ihm neu geschenkte Gemeinschaft genauso wie seine Heilung eine Gabe Gottes ist. Damit steht er für die grundlegende Haltung eines Glaubens, der das ganze Leben als Geschenk empfängt und nicht – wie wohl die anderen neun – Gesundheit und Freiheit der Lebensgestaltung für selbstverständlich hält. Das regt einen sensiblen Blick an auf die Werte von Gesundheit und sozialem Leben auch heute. Wo Menschen sich hier gesehen fühlen, können auch Risse heilen. Typisch Lukas ist schließlich die Pointe, dass der eine, der Gott dankbar die Ehre gibt, wieder ein Samariter ist. Und damit ein damals Fremder und Ausgegrenzter, wenn es um die Gemeinschaft des Glaubens geht. Doch ausgerechnet dieser Fremde ist es, der es richtig macht. Und der steht einmal mehr für die Kleinen, Kranken und Armen, denen nach Lukas das Reich Gottes gehört. Ich lade ein, sich ihm an die Seite zu stellen. Wer dankbar ist, hat sein Herz für Gott geöffnet. Wer dankbar ist, kann getrost seinen Weg gehen und voller Zuversicht die nächsten Schritte tun. Wer dankbar ist, weiß sich trotz mancher Sorgen allezeit sicher geborgen in Gottes Händen. Amen.
Lied: Danket dem Herrn (EG 333,1-3.6)
Fürbittengebet / Vaterunser
Gott, Herr des Himmels und der Erde, deine Kinder sind wir, von dir mit Namen ins Leben gerufen. Du siehst uns an und weist uns deine Wege, dass wir nicht ins Leere gehen. Dafür danken wir dir und bitten: Schenke uns, was wir zum Leben brauchen, dass es Leib und Seele an nichts fehlt. Wir rufen: Herr, erbarme dich. – Gott, Jesus Christus, in der Gemeinschaft deiner Kirche hast du uns verbunden und verbindest uns neu, wann immer wir zusammenkommen. Dafür danken wir dir und bitten dich: Segne diese Gemeinschaft, dass sie uns trägt und wir uns nahe sind und aneinander Anteil nehmen offen, ehrlich und frei, barmherzig und liebevoll. Nimm weg, was andere ausschließt und auf Abstand hält. Wir rufen: Herr, erbarme dich. – Gott, Heiliger Geist, erfülle uns mit deiner Kraft, sei der Tröster für alle, deren Leben in Unordnung ist, denen der Mut zum Leben abhandenkommt, denen Schwachheit die Schritte lähmt. Lass sie in unserer Gemeinschaft gut aufgehoben sein und darin neue Kraft und Hoffnung finden. Wir rufen: Herr, erbarme dich. – Dreieiniger Gott, in Sorge schauen wir auf unsere aufgewühlte Welt, in der Bosheit und Fanatismus wüten, Menschen Krieg und Terror zum Opfer fallen in den Krisengebieten dieser Zeit. Darum wende die Herzen derer, die Macht haben und Verantwortung tragen. Wende ihr Tun zum Frieden hin, und lass uns dazu tun, was in unserer Macht steht. Wir rufen: Herr, erbarme dich. – Vater unser im Himmel,…
Lied: Segne und behüte (EG 562,1-3)
Ich wünsche allen eine segensreiche und behütete Woche
Hannelore Fischer, Lektorin