Andacht 15. So. n. Trinitatis, 17.09.2023, von Diakonin/Prädikantin Sabine Klatt

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Ich freue mich, dass wir heute auf diese Weise miteinander verbunden sind! Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

„Sorgt euch doch nicht so viel“ – Leichter gesagt als getan. Sorge um Nahrung und Kleidung, Sorge um Erkenntnis und Teilhabe – oft genug wird daraus ein unruhiges Grübeln, ein inneres Getrieben-Sein. – Sorgt euch nicht – dieses Wort Jesu steht über dem heutigen 15. Sonntag nach Trinitatis. – Der Gott, der in der Schöpfung für seine Menschen reich gesorgt hat, der den kinderlosen Abraham zum Stammvater eines großen Volkes machte, der wird sich auch weiter um uns kümmern – auch durch die Fürsorge anderer. Im Vertrauen darauf könnten wir das Sorgen aufgegeben und frei werden für ein Leben, das sich nur auf Gott verlässt. Ja, wenn der Glaube nur größer wäre!

Gebet

Herr Jesus Christus, wir hören, wie du zu uns sagst: „Sorgt euch nicht um euer Leben.“ Aber wir können uns nicht recht auf deinen Ruf einlassen. Wir können es nicht lassen, uns zu sorgen und zu ängstigen um unser Leben. Hilf uns, dass wir auf dich vertrauen, der du täglich für uns sorgst. Amen

Lied: Wer nur den lieben Gott lässt walten (EG 369,1-3+7)

Liebe Leser*innen.

Ich habe zwar von Fußball keine Ahnung, aber eines weiß ich doch: Manche Fußballspiele werden erst in der Verlängerung entschieden. – Das bedeutet für die Spieler einen enormen Kraftaufwand. Nach 90 Minuten höchster Anstrengung noch mal ran, ohne große Pause. Die Luft ist raus, die Waden brennen. Die Frage ist: kann die Mannschaft ihre Motivation halten? Schafft sie es jetzt noch mal an die Power vom Anfang anzuknüpfen? Durchhalten, dran bleiben, auch wenn es dauert.

So ist es Abraham gegangen. Seine Herausforderung bestand nicht darin, engagiert und leidenschaftlich Fußball zu spielen – auch wenn es in die Verlängerung geht. Seine Herausforderung bestand darin, im Glauben durchzuhalten. Für ihn und seine Frau Sara war es gefühlt mindestens die 2. Verlängerung. Wie hat alles angefangen bei Abraham? (1. Mose 12,1+2)

Gott verheißt Abraham 4 Dinge: Als erstes – Land, einen Ort zum Leben. Für einen herumziehenden Nomaden bedeutet das unendlich viel. – Als zweites – dass er Nachkommen haben und der Vater eines großen Volkes sein wird. – Für uns übertragen heißt das: dass sein Leben Bedeutung haben wird für viele Menschen nach ihm. – Als drittes – dass er unter dem Segen Gottes leben darf, dass Gottes wohltuende Zuwendung sein Leben prägen wird. – Und das letzte: Gott verspricht ihm, dass durch sein Leben, auch andere Menschen die wohltuende Nähe Gottes in ihrem Leben erfahren werden. Eine gewaltige Zusage für den Nomaden Abraham rund 2000 Jahre vor Christus. Und zugleich eine große Herausforderung: das alles wird ihm nur geschenkt, wenn er Neues wagt und Altes und Vertrautes loslässt und sich mit Gott auf den Weg macht.   Und Abraham geht. Er hat Gottes Stimme gehört, und er gehorcht. Im Vertrauen auf Gott. So beginnt „das Abenteuer Glauben“. … Inzwischen hat Abraham viel erlebt. Auf seinem Weg erleben wir ihn als einen Menschen, der unerschütterlich am Glauben festhält. Dann wieder ist er ängstlich, zögerlich, auf Sicherheit bedacht. Er bastelt sich Absicherungen zurecht, falls Gottes Zusage doch nicht durchträgt.

Und hier setzt der Predigttext ein. Er steht in 1. Mose 15,1-6:

Nach diesen Geschichten begab sich’s, dass zu Abram das Wort des Herrn kam in einer Erscheinung: Fürchte dich nicht, Abram!  Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn. Abram sprach aber: Herr Herr, was willst du mir geben? Ich gehe dahin ohne Kinder und mein Knecht Eliëser von Damaskus wird mein Haus besitzen. Und Abram sprach: Mir hast du keine Nachkommen gegeben; und siehe, einer aus meinem Haus wird mein Erbe sein.  Und siehe, der Herr sprach zu ihm: Er soll nicht dein Erbe sein, sondern der von deinem Leibe kommen wird, der soll dein Erbe sein. Und er hieß ihn hinausgehen und sprach: Sieh gen Himmel und zähle die Sterne; kannst du sie zählen? Und sprach zu ihm: So zahlreich sollen deine Nachkommen sein! Abram glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit.

Wieder redet Gott mit Abraham. So wie am Anfang seines Abenteuerglaubens. Wieder macht er ihm eine Zusage: Fürchte dich nicht! Ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn. Gott verspricht ihm: „Hab keine Angst. Du stehst unter meinem Schutz. Du sollst reich belohnt werden.“ Doch Abraham winkt ab. Herr Herr, was willst du mir geben? „Was willst du mir schon geben?“ heißt es in der Bibelausgabe Hoffnung für alle. Ist das nicht ziemlich schräg? Gott steht vor Abraham, spricht ihm seine Fülle zu, und der sagt: „Was willst du mir schon geben?“   Aber eigentlich ist es gar keine Frage, eher eine Floskel, aus der Müdigkeit und Enttäuschung spricht. „Ich bin schon so lange mit dir unterwegs. Ich habe mich auf dieses Abenteuer eingelassen, bin dir gefolgt. Und was ist daraus geworden?“ Zum Beispiel aus der Zusage des neues Landes. Abraham ist zwar angekommen. Aber er bleibt dort ein Fremder, der misstrauisch beäugt wird. Das einzige Stück Land, das ihm später wirklich gehören wird, ist ein kleiner Streifen bei Mamre, gerade groß genug, um dort seine Frau zu beerdigen. (1. Mose 23,15ff) – Und Kinder? Da muss sich Abraham wohl verhört haben. Dann wird wohl einer seiner Angestellten alles erben. Denn Kinder haben sie immer noch keine. Über dem Ganzen sind sie alt und runzelig geworden. Abram sprach aber: Herr Herr, was willst du mir geben? Ich gehe dahin ohne Kinder und mein Knecht Eliëser von Damaskus wird mein Haus besitzen. Und Abram sprach: Mir hast du keine Nachkommen gegeben; und siehe, einer aus meinem Haus wird mein Erbe sein.  So bastelt sich Abraham die Verheißung Gottes zurecht. Denn das sind die Fakten. „Herr, was willst du mir schon geben?“ Wie viel Enttäuschung spricht aus diesen Worten. Aber immerhin. Abraham redet mit Gott. Enttäuscht und müde, aber er redet mit ihm.- Frage an uns: Wo sind unsere Hoffnungen und Erwartungen an Gott alt und runzelig geworden? Gibt es so was in unserem Leben? Sie sind mit Gott in dieses Abenteuer aufgebrochen – vielleicht ist das schon lange her. Da war so viel Enthusiasmus. Sie waren gespannt darauf, wohin Sie dieses Abenteuer Glauben führen sollte. Und jetzt? Oder Sie haben in einer konkreten Lebenssituation für Sie selbst oder einen Menschen gebetet. Voller Hoffnung. Aber es hat sich nichts getan. Sie haben als Eltern ihren Kindern von Gott, von Jesus Christus, erzählt. Ihnen Anstöße gegeben und gebetet, dass das, was Sie hineingesät haben, aufgeht. Und es ist nichts passiert in all den Jahren. – Wer diese Fragen in seinem Leben kennt, ist in guter Gesellschaft mit Abraham. Er ist müde geworden, aber er redet noch mit Gott. Lassen Sie nicht zu, dass Ihre Fragen Sie mundtot machen. Wenn Sie Gott in die Verlängerung schickt, dann fragen Sie nach. – Wie reagiert Gott auf den müden Abraham? – Kein Vorwurf. Kein: „Abraham, ich hätte mehr von dir erwartet. Ich bin enttäuscht von dir. Ob du wirklich der Richtige bist für das, was ich mit dir vorhabe?“ Nichts davon. Sondern: Gott wiederholt sein Versprechen. Gott erinnert Abraham an seine Zusage. Wenn Abraham es braucht – und wenn wir es nötig haben – sagt er es gerne noch einmal. Gott geht geduldig mit seinen Leuten um, denen die Beine schwer werden, wenn der Weg lang ist. Und dann sagt Gott zu Abraham: „Kopf hoch!“ aber nicht in dem Sinn, wie wir manchmal sagen „wird schon wieder, nun lass dich mal nicht hängen“ und dann klopfen wir unserem Gegenüber auf die Schulter: „Wird schon!“ Nein, so nicht. Gott kennt keinen billigen Trost. Gott sagt: Sieh gen Himmel und zähle die Sterne; kannst du sie zählen? Und sprach zu ihm: So zahlreich sollen deine Nachkommen sein! Haben Sie schon einmal in einer sternenklaren Nacht draußen gestanden, den Kopf im Nacken – staunend, schweigend? Ich erinnere mich an solche tiefen und wunderbaren Momente. Auf einmal verändert sich die Perspektive. Du spürst etwas von der Weite des Universums und von der Größe Gottes, der hinter allem steht. Und du merkst: wie klein ich dagegen bin. Gott rückt die Perspektive zurecht. Nicht um Abraham klein zu machen, sondern um ihn an seine Größe zu erinnern. – Ich stelle mir vor, wie Gott neben Abraham steht, ihm die Hand auf die Schulter legt und sagt: „Abraham, schau hin. So bin ich. Warum zweifelst du an meinen Zusagen? Sollte dem, der Himmel und Erde gemacht hat, etwas unmöglich sein?“ Und Abraham hört und schaut und staunt.   Manchmal schenkt uns Gott so einen heiligen Moment, ein Zeichen seiner Nähe. Eine Mutmach-Erfahrung, wenn das Abenteuer in die Verlängerung geht. Das kann durch ein Bibelwort geschehen, durch eine Begegnung mit einem Menschen. / Jemand schickt dir eine Karte mit einem guten Spruch oder ein Bild über WhatsApp. / Du bist im Gottesdienst, und da ist dieser eine Satz, der nur für dich gesprochen ist. Und du spürst: Gott ist da. Ich bin nicht allein gelassen. Die Perspektive wird wieder klar. Du schöpfst neuen Mut.

Und Abraham? Was macht dieser besondere Moment mit ihm – dort unter dem Sternenhimmel, als Gott ihm seine Größe zeigt? Abram glaubte dem Herrn, und das rechnete er ihm zur Gerechtigkeit. Keine großen Worte. Nur ein schlichter Satz. Das genügt. Abraham glaubt Gott. Das Vertrauen war wieder da. Dieser Satz hat es in das NT geschafft. Sowohl Paulus als auch Jakobus zitieren ihn als Beleg für ihren Glaubensentwurf (Röm 4,3 / Jak 2,22+23) – und sie sind da nicht ganz einer Meinung. – Für Abraham bedeutet dieser Satz schlicht und einfach: Ich lege meine Hand in deine Hand. Ich gehe weiter auf dem Weg, den du mich führst. Weil du Gott bist. Ich will dir vertrauen. Auch da, wo meine Erfahrungen und die Fakten eine andere Sprache sprechen. Ich halte fest an dir, denn deine Zusage bleibt. Ich wünsche, dass das auch unsere Worte werden können – wenn Gott uns (vielleicht) in die Verlängerung schickt und die Beine schwer werden. Amen

Lied: Weißt du wie viel Sternlein stehen (EG 511)

Fürbittengebet / Vaterunser

Gütiger Gott, du gibst uns täglich, was wir zum Leben brauchen: das Brot auf unserem Tisch, die wärmende Kleidung, die Liebe und Geborgenheit. Lass uns mehr darauf vertrauen, dass du dich um uns kümmerst, lange bevor wir für uns selbst sorgen. Darum bitten wir dich: Gib uns, dass wir gebraucht werden in unseren Familien und Gemeinden, dass wir zu unserem Lebensunterhalt mit der Arbeit unserer Hände beitragen. – Gib uns, dass wir gesund leben können und in der Krankheit nicht allein gelassen sind, dass wir mit Nachbarn und Freunden in Frieden zusammenleben. – Gib uns, dass unsere Kinder und Enkel eine gerechte Chance erhalten am Beginn ihres Lebens, dass sie verständnisvolle Lehrer haben und Wertschätzung erfahren. – Gib uns, dass die Erde, auf der wir leben, uns und nachfolgenden Generationen erhalten bleibt, dass der Klimawandel gestoppt wird und wir verantwortungsvoll mit unserer Erde umgehen. – Gib uns, dass sich Frieden ausbreitet in unserer Welt, dass nicht die Waffen das letzte Wort haben, dass nicht Krieg, Gewalt und Terror regieren, sondern Verständigung zwischen den Völkern. – Vater unser im Himmel, …

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.

Amen +++

Bleiben Sie behütet und gesund!

Es grüßt Sie herzlichst, Ihre

Sabine Klatt

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