Andacht 16. So. n. Trinitatis, 15.09.2024, Sabine Klatt (Diakonin/Prädikantin)

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Ich freue mich sehr, dass wir auch auf diese Weise miteinander verbunden sind – im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Lied: 432,1: Gott gab uns Atem, damit wir leben, er gab uns Augen, dass wir uns sehn. Gott hat uns diese Erde gegeben, dass wir auf ihr die Zeit bestehn.

Gebet

Lieber himmlischer Vater, du hast alles so wunderbar geschaffen, und doch sind wir nicht zufrieden. Wir wollen mehr, Besseres, Schöneres. Wir bitten dich: hilf uns, die Wunder deiner Schöpfung wahrzunehmen, damit wir erkennen, wie gut du für uns sorgst. Durch Jesus Christus, unsern Herrn. Amen

Impuls Mt 6,25-34

Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?  Seht die Vögel unter dem Himmel an: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel kostbarer als sie?   Wer ist aber unter euch, der seiner Länge eine Elle zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt?  Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht.  Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen.  Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: Sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen?  Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden?  Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.

Liebe Leser*innen.

um’s Sorgen geht es heute. Und wenn es um’s Sorgen geht, können wir alle mitreden. Wie viel sorgen wir uns doch um unser Leben und manchmal liegen wir nächtelang wach, die Gedanken fahren Karussell. Hätte ich doch das und das getan… was wäre gewesen, wenn ich das und das nicht gesagt hätte? Geht es meinen Kindern gut, meinen Enkeln? Ich denke, wir machen uns momentan viel mehr Sorgen als sonst vielleicht: die vielen Kriege um uns herum, flüchtende, verängstigte Menschen, die politische Situation in unserem Land und auch in anderen Ländern,… Und da sagt Jesus: Wieso sorgt ihr euch? Euer Vater im Himmel gibt euch alles, was ihr braucht. Ihr braucht doch nur die wunderschönen Lilien anschauen – sie stehen dort in Schönheit und Anmut und machen sich keine Sorgen um ihr Aussehen.   Und seht euch die Vögel im Himmel an: sie finden jeden Tag das, was sie brauchen und sorgen sich nicht um das Morgen.   Na, mein lieber Herr Jesus, da machst du es dir aber einfach: Schau dir die Lilien – die Blumen an – mache ich ja. Nur ich habe Kinder, die wollen studieren und brauchen dafür mein Geld. Und für das Haus, in dem ich lebe, zahle ich noch viel Geld an die Bank. Außerdem habe ich eine alte Mutter, die andauernd auf Besuch wartet. Und einen Chef, der Leistung sehen will. Dem sind die Moosröschen auf meinem Schreibtisch herzlich egal. Und dann die liebe Gesundheit… Tja, wie ist das nun? Mit den Blumen und den Sorgen? Wie naiv ist Jesus? Oder wie unverständig sind wir? Was meint Jesus mit dem Satz: „Sorget nicht“? Weiß er nicht wie groß die Sorgen sein können? Weiß er nicht wie schlimm es ist, nachts nicht schlafen zu können aus lauter Angst vor der Mathe-Arbeit? Weiß er nicht wie bedrückend es ist, wieder und wieder nachzurechnen und zu merken das Geld wird nicht bis zum Monatsende reichen? Weiß er nicht wie lange eine Nacht ist, wenn man spürt, dass einem die Liebe entgleitet? Und fällt ihm dann nichts Besseres ein als zu sagen „sorge dich nicht, schau auf die Blumen, die leben doch auch?“ Wie banal ist das denn? Gott sei Dank ist Jesus nicht so banal – behaupte ich jedenfalls. Jesus ist nicht der, der singt „trink, trink, Brüderlein trink, lass doch die Sorgen zu Haus’“. Mit seinen Worten bezweifelt Jesus ja überhaupt nicht, dass wir Sorgen haben. Er ist doch den Menschen nachgegangen und hat sie gefragt: Was brauchst du? Was soll ich für dich tun? Warum weinst du? Jesus sieht ganz genau wie wir dran sind und redet das nicht klein und lächerlich. Und er tadelt uns auch nicht oder bombardiert uns mit klugen Ratschlägen und Selbstverbesserungs-anweisungen nach dem zeitgenössischen Motto: In hundert Tagen sorgenfrei! Oder: Fit und gesund ohne Sorgen! Jesus lenkt unseren Blick auf einen anderen Zusammenhang. Vorsichtig und behutsam. Er zeigt uns etwas, was wir alle kennen: Groß und klein, klug und dumm, alt oder jung. Jesus zeigt uns die Blumen und die Vögel und erinnert uns daran, dass diese Mitgeschöpfe aus Gottes Güte leben. Gott sorgt für sie – ganz einfach aber nicht banal. Von ergreifender Schlichtheit, die jeder verstehen kann. Gott sorgt sich. Und wenn er für Blumen und Vögel sorgt, wieso sollte er dann nicht erst recht für uns sorgen? Das meint Jesus. Jesus meint, wir dürfen uns einfach ein paar Sorgen weniger machen, weil Gott für uns sorgt. Immer wieder begegnen wir Menschen, die allen Grund haben, sich zu sorgen. Im Moment denke ich da vor allem an die vielen Flüchtlinge aus der Ukraine, Syrien, Israel, Palästina und an anderswo. Gott will auch für sie sorgen und dazu braucht er unsere Hilfe. Ganz einfach. Menschen haben Angst, Menschen haben Hunger und Durst, Menschen brauchen ein Dach über dem Kopf, eine Arbeit und eine Chance für ihre Kinder. Lassen Sie uns alles tun, damit Gott durch uns für diese Menschen sorgen kann. Ich weiß wohl, manchmal reicht unsere Hilfe nicht und es ist erbärmlich wenig, was wir tun können. Ja, wir können keine Berge versetzen. Aber das ist wirklich kein Grund, nicht da anzufangen, wo wir etwas tun können. Dann sind wir ganz nah bei Jesus, dann stehen wir neben ihm und dann beherzigen wir was er sagt: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes. Packt das an, was euch vor die Hände und vor die Füße fällt. Lasst euer Herz berühren. Und dann wird euch der Rest zufallen. Dann werden eure eigenen Sorgen sich nicht zu Scheinriesen ausbauen, sondern sie werden auf das richtige Maß eingedampft. Es gibt nämlich nicht nur mich. Es gibt auch die rechts und links von mir und die brauchen jetzt vielleicht gerade mich. Und ihre Sorgen werden kleiner durch mich. Und mir hilft ein anderer. Ein Nachbar, ein Engel, der liebe Gott oder die Moosröschen auf dem Schreibtisch oder vielleicht die bunten Blumen auf den letzten Sommer T.-Shirts, die mir augenzwinkernd zuflüstern: Gott sorgt für dich – hab keine Angst. Amen.

Fürbittengebet

Deine Worte, Jesus, sind die Wahrheit. Du hast sie gelebt, erlitten, bezeugt. Du stehst für sie ein, vor den Menschen und vor Gott. Deinen Worten wollen wir trauen, von ganzem Herzen. Darum bitten wir dich: für alle, die schwere Sorgen haben: Gib ihnen Menschen, die zuhören und raten können. Für alle, die sorglos zu leben scheinen: Gib ihnen Menschen, die tiefer sehen und fühlen. Für alle, die sich um andere sorgen: Gib ihnen Menschen, die ihre Aufgabe teilen. Für alle, die vor Verzweiflung stumm geworden sind: Gib ihnen Menschen, die solches Schweigen hören. Hilf uns hören und das Nötige tun, damit wir leben können in deinem Reich. – Vater unser im Himmel …

 

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich; er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; er erhebe sein angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen+++

 

Bleiben Sie behütet und gesund!

Es grüßt Sie herzlichst, Ihre

Sabine Klatt