Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes Amen
Zum neuen Jahr begrüße ich Sie alle recht herzlich liebe Leserinnen und Leser. Wir spüren so oft im Leben Gottes Gnade, aber sein Angesicht sehen wir nicht. Gott zeigt sich uns, indem er sich unser erbarmt, uns versteht und uns schützt, welch wunderbares Geschenk.
Tagesgebet
Gnädiger und barmherziger Gott, Worte des Lebens hast du uns verkündet. Doch wir suchen das Leben nach eigenen Gesetzen, die gnadenlos in die Irre führen. Wir bitten dich: Erinnere uns an dein gutes Gebot. Schenke uns immer wieder die Gewissheit, dass du uns mit Gnade und Wahrheit begegnest in Jesus Christus. AMEN
Der Predigttext für den heutigen Sonntag steht im 2.Buch Mose die Verse 18-23
Und Mose sprach: Lass mich deine Herrlichkeit sehen! Und er sprach: Ich will vor deinem Angesicht all meine Güte vorübergehen lassen und will ausrufen den Namen des HERRN vor dir: Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich. Und er sprach weiter: Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch wird leben, der mich sieht. Und der HERR sprach weiter: Siehe, es ist ein Raum bei mir, da sollst du auf dem Fels stehen. Wenn dann meine Herrlichkeit vorübergeht, will ich dich in die Felskluft stellen und meine Hand über dir halten, bis ich vorübergegangen bin. Dann will ich meine Hand von dir tun, und du darfst hinter mir her sehen; aber mein Angesicht kann man nicht sehen.
Herr segne an uns dein Wort Amen
Liebe Gemeinde.
Fragen wir uns doch mal, hätten wir es nicht auch wissen wollen. Da war so viel passiert, Unmögliches, Unglaubliches, aber auch Wunderbares und immer ein bisschen Geheimnisvolles. Gott und Mose. Zusammen sind sie einen weiten Weg gegangen. Von der Geburt Moses und seiner Errettung aus dem Nil. Dann der tiefe Fall, Mose wird schuldig, er flieht. Für ihn beginnt ein neues, ein ganz anderes Leben. Jahre vergehen. Und dann wird doch alles wieder ganz anders. Die Sklaverei und die Unterdrückung seines Volkes in Ägypten haben ja nicht aufgehört, sie sind eher noch schlimmer geworden. Und so schickt Gott Mose. Er soll das Volk befreien. Schließlich gelingt die Flucht, aber wie viel Schreckliches und Grausames ist dem vorausgegangen und wird auch noch passieren! So viele Erlebnisse, Rettungen, aber eben auch immer Schweres. Wie will man das verarbeiten, wie verstehen? Fragen kommen hoch. Woher kommt das? Von wem stammt es? Wer kann so etwas bewirken? Nur allzu verständliche Fragen, die einen Wunsch nach sich ziehen: Gott, wenn das alles von dir ist, dann zeig dich! Es ist doch die Frage die auch wir uns im Leben in ganz bestimmten Situationen stellen, wir suchen nach Erklärungen , suchen Antworten. wenn wir es nicht verstehen . Gott wenn du mir so viel Schweres schickst dann zeig dich und hilf mir. Ich kann Mose gut verstehen, er will Gott sehen mit seinen Augen, er will verstehen mit wem er es eigentlich zu tun hat, obwohl er weiß, es geht um den Gott der Väter …den Gott Abrahams. Issaks und Jakobs. Und doch, er will es genau wissen. Gott einmal sehen. Einmal erkennen, mit wem man es zu tun hat! Einmal Sicherheit haben! Ein für alle Mal die Zweifel beiseite schieben! Ich kann das gut verstehen. Es liegt in unserer Natur, das Wesen der Dinge zu erkunden. Und so wagen wir uns in immer neue Gebiete vor, suchen und forschen, experimentieren und scheitern, stoßen an unsere Grenzen, kommen aber auch weiter. Und wir haben wirklich schon viel geschafft, das darf man ruhig einmal so sagen. Gerade im Bereich von Technik und Medizin haben wir seit den Zeiten von Mose gewaltige Fortschritte gemacht und Erkenntnisse gewonnen. Vieles ist besser geworden, schauen wir doch nur einmal auf die Lebensqualität der letzten hundert Jahre. Zur Zeit der Großeltern waren viele Dinge unvorstellbar, die für uns heute selbstverständlich sind. Und die jungen Menschen heute wissen Dinge, von denen wir nicht mehr so viel Ahnung haben. Und dann sperren wir uns gerne mal dagegen, weil sie angeblich nichts mehr für uns sind oder wir damit gar nichts mehr anfangen wollen. Und doch – es geht immer weiter, unaufhaltsam. Mal zum Segen der Menschheit, mal zu deren Verdruss. Wir stoßen an Grenzen, haben vielleicht auch hier und da ein mulmiges Gefühl, und machen doch immer weiter. Und je weiter es geht, desto mehr Unbehagen macht sich auch breit. Die Suche nach dem Grund aller Dinge, nach dem Ursprung, führt uns schnell zu Gott. Wenn er der Herrscher der Welt ist, dann liegt alles in seinen Händen. Dann ist bei ihm auch die Antwort. Und auch hier stellen sich wieder neue Fragen. Wie kann Gott so etwas zulassen? Warum hilft er nicht, wo ich doch so sehr darum gebeten und gebetet habe? Fragen, auf die wir keine Antworten erhalten. Und sicher wird sich auch Mose die Frage nach dem Wesen dieses Gottes gestellt haben, der all die wundersamen Dinge getan hat. Und dabei ist längst nicht nur Gutes geschehen, es kam auch Leid und Tod über die Menschen. Es galt, einen Preis zu zahlen. Gottes Hilfe und seine Wege sind zwar umsonst, aber sie sind nicht billig. Aber Mose, Mensch wie wir alle, möchte doch gerne begreifen, möchte Gott sehen auch wenn noch kein Mensch vor ihm ,Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen hat. Liebe Gemeinde, ganz erstaunlich finde ich es, dass Gott sich darauf einlässt. Ja, Mose darf ihn sehen, aber es ist doch anders, als er es sich vorgestellt hat. Ja, er darf Gottes Herrlichkeit sehen, aber nur in dem Umfang, den Gott ihm zubilligt. Denn würde Mose alles sehen, was er zu sehen begehrt, er würde es nicht überleben. Und so schützt Gott Mose. Er stellt ihn in einen sicheren Raum und hält seine Hand über ihn. Und Mose sieht – die Rückseite. Warum nicht das Gesicht? „Mein Angesicht kannst du nicht sehen, denn kein Mensch wird leben, der mich sieht.“ Welch ein Satz! Was sieht man denn, wenn man Gottes Angesicht schaut? Ist das so schrecklich, dass wir nicht mehr weiterleben können oder wollen? Oder ganz anders: Wir können in Gott einer Schönheit begegnen, die unsere Vorstellung übersteigt. Ein Blick ins Paradies, ins Göttliche, das so unwiderstehlich ist, dass wir es uns noch nicht einmal ausmalen können. Ertragen aber können wir den Anblick auch nicht, weil er alles, was uns auf Erden umgibt, klein und nichtig macht.
Liebe Gemeinde , Gott zeigt sich uns
Erst vor einigen Tagen haben wir Weihnachten gefeiert. Gott kommt in unsere Welt, er kommt zu uns und uns ganz nahe. In Gestalt eines kleinen Kindes. Eine scheinbar alltägliche Situation, die wir alle kennen. Und doch so arm, so hilflos, so schutzbedürftig. Da ist jemand noch angewiesener auf Hilfe als wir selbst. Gott bleibt nicht im Verborgenen. Er zeigt sich uns, er entzieht sich uns nicht. Aber er lässt sich auch nicht im vollen Umfang erfassen. Er bleibt immer er, unverfügbar für uns, Herr des Geschehens. Er zeigt uns genau das, was wir zum Leben brauchen und was uns gut tut: das Leben selbst. In Jesus sehen wir alles, was wir brauchen, um leben zu können: Menschlichkeit, Liebe, Mitgefühl, Erbarmen und Nächstenliebe.Natürlich wissen wir auch, wie es mit Jesus endet. Wie viel Leid und Schmerz damit verbunden sind. Wie aussichtslos und endgültig zunächst alles erschien. Auch wenn das Ende wieder so unbegreiflich und unfassbar ist, es ist doch Liebe. Und – es ist eben doch nicht das Ende. Das Leben siegt, und es geht weiter. Amen.
Fürbittengebet und Vater Unser
Gott, wir bitten dich für die Welt und uns: Um Liebe ohne Hintergedanken. Um die Kraft, das Böse beim Namen zu nennen. Um die Freude, sich dem Guten in die Arme zu werfen. Gott, wir bitten dich für die Welt und uns: Um Liebe untereinander. Um Fröhlichkeit in der Hoffnung, um Begleitung in schweren Zeiten. Gott, wir bitten dich für die Welt und uns: Um Gastfreundschaft und Segen für die Verfolgten. Um Freude mit denen, die glücklich sind. Um Mitgefühl mit denen, die leiden. Um die Fähigkeit, an einem Strang zu ziehen. weg von den Mächtigen, hin zu denen, die klein gemacht werden. Vater Unser …….
Segen
Der Herr sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen. Der Herr sei neben dir, um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen. Der Herr sei hinter dir, um dich zu bewahren vor der Heimtücke böser Menschen. Der Herr sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst, und dich aus der Schlinge zu ziehen. Der Herr sei in dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist. Der Herr sei um dich herum, um dich zu verteidigen, wenn andere über dich herfallen. Der Herr sei über dir, um dich zu segnen. So segne dich der gütige Gott.
Ich wünsche Ihnen allen einen gesegneten Sonntag, Ihre
Margaretha Eidam, Diakonin