Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes sind wir liebe Lesser*innen miteinander verbunden. Amen
Lied 262
Sonne der Gerechtigkeit, gehe auf zu unsrer Zeit; brich in deiner Kirche an, dass die Welt es sehen kann. Erbarm dich, Herr
Tagesgebet
Gott, du bist voll Barmherzigkeit und Liebe, wie Jesus es uns gezeigt hat. Überwinde unsere harten Herzen, dass wir barmherzig miteinander umgehen und von deiner Versöhnung leben. Darauf hoffen wir durch ihn, deinen Sohn, unsern Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und Leben gibt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen
Der Predigttext steht im 1.Petrusbrief im 3. Kap die Verse 8-13
Endlich aber seid allesamt gleich gesinnt, mitleidig, brüderlich, barmherzig, demütig. Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, auf dass ihr Segen erbt. Denn »wer das Leben lieben und gute Tage sehen will, der hüte seine Zunge, dass sie nichts Böses rede, und seine Lippen, dass sie nicht betrügen. Er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach. Denn die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten, und seine Ohren hören auf ihr Gebet; das Angesicht des Herrn aber sieht auf die, die Böses tun. Und wer ist’s, der euch schaden könnte, wenn ihr dem Guten nacheifert?
Liebe Leser*innen.
Lesetipp für den Sommerferien-Liegestuhl gefällig? Wie wär´s mit „Die Teilacher“? In dem heiter-tiefsinnigen Roman wird die Lebensgeschichte von David erzählt, einem jüdischen Händler, der im Nachkriegsdeutschland wieder zu großem Erfolg kommt. Ein anekdotenreiches Buch. Eines Tages etwa will David seine neue attraktive und sehr fromme Geliebte beeindrucken. Er geht in einem feinem Anzug am Sabbat mit ihr in die Synagoge, zugegeben nach langer Zeit das erste Mal. Fragt sie ihn zweifelnd: „David, glaubst du denn an Gott?“Entgegnet er: „Nun ja, eigentlich nicht.“ „Ja, warum gehst du dann in die Synagoge?“ „Weil: Gott glaubt an mich. Da will ich ihn nicht enttäuschen.“ Gott glaubt an mich. Finden Sie nicht, liebe Gemeinde, wie befreiend diese umgekehrte Perspektive sofort ist? Von Gott her bin ich glaub-würdig. Wertvoll. Seiner Zuneigung und seines Zutrauens wert.. Jeder Mensch ist es, der wie David liebt und gelitten hat, der begehrt und hofft. Jeder Mensch hier in diesem Raum ,auch zu Hause vielleicht in der Küche oder im Wohnzimmer ist es, auch und gerade der, der mit verletzten Gefühlen ringt oder Schuld auf sich geladen hat, der sich Sorgen um jemanden macht oder gerade aus einer Trauerzeit heraus wieder ins Licht tritt. So gebrochen menschliche Existenz auch sein mag: Gott glaubt an uns. Weil er uns liebt. Wir können also durchatmen, uns erholen, den Sommer genießen, einfach einmal gut sein lassen, gern auch die anderen. Gott glaubt an uns, dass wir das können. Denn wir sind zum Gut-Sein und Gut-Finden wie geschaffen. Wer wüsste das besser als er, der Schöpfer. Also gilt mit dem Evangelium gesprochen: Nicht gleich urteilen, richten, berichtigen, in Splitter hier und Balken dort. Stattdessen: übt Erbarmen, auch mit euch selbst. Seid allesamt gleich gesinnt, mitleidig, geschwisterlich, barmherzig, demütig, stimmt der Predigttext ein. Vergeltet nicht Böses mit Bösem, sondern segnet den anderen. Denn dazu habt ihr den Segen empfangen. So glaubt Gott an uns, ja und: sollen wir ihn etwa enttäuschen? –Dies fragt uns der ganze Predigttext. Wer ist’s, der euch schaden könnte, wenn ihr dem Guten nacheifert? Dem Frieden nachjagt? Das Leben liebt? Einfach nur mal ungehemmt gütig seid? Was schadet es, wenn man jemandem mit keinerlei Zurückhaltung sagt, dass man ihn mag? Wenn man dem kranken Nachbarn eine Suppe vor die Tür stellt ….weil er sich nichts kochen kann. Was schadet,s also, wenn man ans Gute im Menschen glaubt? Auch wenn es mal harte Worte mit dem kranken Nachbarn gegeben hat. Da könnte der moderne Mensch vielleicht sagen, wer so etwas macht , ist doch der Realität im Leben nicht gewachsen. Wer so etwas macht ist Barmherzig, aber doof. und Ehrlich, aber dumm. – Mich amüsiert solches Denken schon lange nicht mehr. Wir müssen uns ernsthaft damit auseinander setzen, liebe Gemeinde, dass in unserer Gesellschaft der Gedanke von einem Weltethos Gegner hat. Dass z.B. christliche oder genauer: Dass religiöse Inhalte immer skeptischer angesehen, ja aggressiv attackiert werden. In Internetforen, die vor Intoleranz nur so beben. Und die nehmen zu statt ab. Mit samt einer hohen – zumindest verbalen – Gewaltbereitschaft, die jegliche Grundlagen unserer Demokratie entwertet. Interessanterweise hat die jahrelange „Werte-Debatte“ nicht gegen halten können; sie ist kraftlos geblieben. Das ändert sich meinem Eindruck nach erst dann, wenn Menschen sich trauen darüber zu reden, was ihnen wert und teuer ist. Persönlich gilt. Wenn wir uns ein Herz nehmen und zur Sprache bringen, was uns hält und in harten Zeiten Trost gibt. Jeder einzelne ist aufgefordert, zu bekennen, ja ich bin Christ , denn dann wird lebendig und wertvoll was es heißt Christsein in dieser unserer Zeit. Redet Tacheles, sagt deshalb der Petrusbrief. Scheut euch nicht, Gutes zu tun und zu denken, und redet darüber! Das sagt er zunächst zu den Gemeinden in Kleinasien ca. 80 n. Chr. Die Christen sind verzagt, weil angefeindet von einer verständnislosen, Umwelt. Unsicher ziehen sie sich prompt zurück. Ins Private. Aber nein, mahnt der Petrusbrief sie, wie auch uns Christen 2023. Hiergeblieben. Zeigt Flagge. Nicht nur die Pfarrer und die zum Reden Berufenen. Sondern alle hier. Sie, die Sie eine schwere Geschichte mit Gott haben genau o wie Sie, denen Gott unbeirrbar Fels in der Seelenbrandung ist und Stern in der Nacht. In diesem Sinne: Redet, liebe Leser*innen. Zeigt der Welt etwas von dem Segen, der in euch gelegt ist .Zeigt eure Geschwisterlichkeit, die Demut, die ihr fühlt, das Mitgefühl das ihr mit Mitmenschen habt. Es sind die Werte einer Demokratie! Wir sind Christen in dieser Welt, sagt der Petrusbrief. Und deshalb sehen wir nicht allein das Gute. Wir sind ja nicht dumm. Wir sehen auch das Böse ist. Es hat viele Gesichter. Ob Terroranschlag und Kriegstreiberei, Entwürdigung und Gewalt, das Böse ist immer lebensgefährlich. Und hier – ausgerechnet! – spricht der Petrusbrief vom Segnen des Gegners. Doch was heißt das um Gottes Willen? Allen Ernstes die andere Wange hin halten? Ja, allen Ernstes. Denn nicht nur das Gute, auch das Böse ist etwas höchst Persönliches. Vielen Menschen wird täglich und wurde lange Böses angetan – auch in den Kirchen – und wir schauen leider viel zu oft weg. Gewalt – Gewalt ist das Thema der anderen. Und deshalb werden wir leider nicht zornig. Heben leider viel zu selten die Stimme, um die Opfer zu schützen. Die andere Seite des Persönlichen: Wie schnell wird man böse, wenn man selbst gekränkt wurde und ungerecht behandelt. Wir alle kennen das doch alle. Da folgen harte Worte auf harte Worte der Petrusbrief weiß genau, wovon er redet. Und indem er davon redet, sagt er das Erlösende: Das Böse ist nicht zu leugnen. Auch dein Ärger, deine Aggressionen nicht.Sie dürfen vor Gott sein, was sie leider sind. verletzend, ungut. Nur eines darf es nicht werden: Rache. „Vergeltet nicht Böses mit Bösem.“ Nehmt Christus in eure Herzen, sagt der Petrusbrief. Und Christus im Herzen zu haben bedeutet: vergeben.Nicht im Sinne von vergeben und vergessen –. Nein, in Verantwortung Rechenschaft geben, heißt es weiter. Also Rede und Antwort stehen. Alles, was unsere jüdisch-christliche Tradition lebt und meint, ist ja dies: Vergeben können Menschen nur, wenn sie nicht vergessen. Wenn sie sich mit ihrem Schmerz dem anderen zumuten. Wenn ein Gespür dafür entsteht, welche Wunden ich anderen zugefügt habe. Deshalb ist es so wichtig zu mahnen, unsere Erfahrungen mit Vergebung auch der nächsten Generation weiter zu geben, damit eine Erinnerungskultur leben kann, es ist so wichtig in dieser Zeit..Nur wenn wir einander Rede und Antwort stehen, verstehen wir etwas voneinander. Und von uns selbst. Und so, liebe Leser*innen, zieht sich die eine Botschaft durch alle Bibeltexte heute: Wie gut wäre es doch, all das Böse, Ungute, das unser Herz verkantet, heraus zu trauern. All die Verletzungen. Das ungelebte Leben, so voller Wünsche und Begehren, das untergeht vor lauter Pflicht. Die unerfüllten Träume, die man müde geworden ist zu träumen. Wie gut täte es, all die wirren Ansichten abzuwerfen, an denen man trotzdem festgehalten hat, wer weiß warum. All das, was uns unsere wertvolle Lebenszeit so sauer macht. Es ist gut, wenn sich das löst. Durch Tränen, warum nicht? Durch ein gutes Buch auf der Sonnenliege. Oder durch ein klärendes Gespräch. Durch einen, der hören will, warum du weinst. Einer hört es immer. Denn er glaubt an dich, weil er dich liebt. So findet Gott sich eben nicht ab mit Lieblosigkeit, bösem Wort und vergessenen Tränen.Hier in unserer Gemeinschaft nicht. In unserer Lebensgeschichte nicht. Bei ihm haben wir das Prädikat „unerhört wertvoll!´“ Damit wir es auf dieser Welt gut machen. Und nun – wollen wir Gott etwa enttäuschen? – Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sommer, liebe Leser*innen. Amen
Fürbittengebet
Ewiger Gott, wir danken dir für deine frohe Botschaft, dass du dich uns Sündern gnädig zuwendet und Vergebung und neue Gemeinschaft gewährst.
So bitten wir heute besonders für alle, die deine große Barmherzigkeit nicht begreifen und mit sich und anderen unbarmherzig und hart umgehen, dass du sie mit deiner Güte und Liebe verwandelst – wir rufen dich an: Herr erbarme Dich. Wir bitten für alle, die blind, ahnungslos oder voller Ansprüche durch das Leben gehen, aber auch für alle, die sich überheblich und selbstgerecht verhalten, dass sie erkennen, wie sehr sie deiner Gnade bedürfen – wir rufen dich an: Herr erbarme Dich. Wir bitten für alle, die in ihrem Beruf andere beurteilen oder aburteilen müssen als Lehrer*innen und Lehrherren, als Professoren und Richterinnen, dass sie nicht nur menschlichen Maßstäbe anlegen, sondern einen Sinn haben für deine letzte Barmherzigkeit – wir rufen dich an: Herr erbarme Dich. Wir bitten für unsere ganze Welt in ihrer Zerrissenheit und Not, mit ihren Gefährdungen und all der in der Geschichte angehäuften Schuld, dass wir in dir, Gott, einen gnädigen Richter finden – wir rufen dich an: Herr erbarme Dich. – Vater unser im Himmel,…
Segen
Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Amen
Mit herzlichen Grüßen, bleiben sie behütet
Margaretha Eidam, Diakonin/ Prädikantin