Der 6. Sonntag nach Trinitatis, wird als Taufgedächtnis gefeiert.
Wochenspruch:
So spricht der Herr der dich geschaffen hat: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! Jesaja 43,1
Psalm 139
Gebet:
So viele Menschen haben schon gelebt, und du kennst sie alle mit Namen. Auch wir sind dir vertraut. Du weißt, wie wir heißen, was wir denken, hoffen und fürchten. Bitte befreie uns von engen Gedanken. Mach uns Mut durch deine guten Worte. Lass uns weit denken vom Leben und von dir, so wie Jesus, der Bote deiner Freundlichkeit. Mit ihm gehören wir zu dir, jetzt schon und in Ewigkeit. Amen
Predigt
Liebe Leser*innen. Wir brauchen die Sicherheit, zu jemandem zu gehören. Und das geschieht in und mit der Taufe. Wir sind Gottes Kinder! Doch wie können wir dies in unserem Leben erfahren? Viele fragen sich: Wo ist denn die Erlösung? Was bringt mir die Taufe und was verändert sie? Ich werde in die Strukturen dieser Welt hineingeboren, ich wachse in ihnen auf. Doch in der Taufe ergeht der Ruf Gottes an mich. Die Taufe vermag mich zu verändern. Aber dazu ist es nötig, dass ich mich nicht nur hinstelle und frage, was es bringt, sondern dieses Geschehen bewusst annehme. Gott schenkt uns mit der Taufe seine Zuneigung. Das Fundament unseres Lebens hat er gelegt, seinen Geist in unsere Herzen gepflanzt. Oft wurde und wird der Akt der Taufe verbunden mit dem Gedanken der Erwählung durch Gott. Unser Wochenspruch stellt dies sehr gut dar. Zur Begrüßung hörten wir Jesaja 43,1: So spricht der HERR, der dich geschaffen hat: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ Und ziemlich zum Anfang der Bücher der Heiligen Schrift nahm Gott selbst eine Taufe vor. Er rief ein ganzes Volk bei seinem Namen, dies ist bisher einmalig. Das Volk Israel hat eine ganz besondere Geschichte mit Gott erlebt. Darum werden wir als christliche Gemeinde auch immer eine ganz besondere Beziehung zu diesem Volk haben.
Mose, 7,6-12
Wenn du bist ein heiliges Volk dem HERRN, deinem Gott. Dich hat der HERR, dein Gott, erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind.
Nicht hat euch der HERR angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker – denn du bist das kleinste unter allen Völkern -, sondern weil er euch geliebt hat und damit er seinen Eid hielte, den er euren Vätern geschworen hat. Darum hat er euch herausgeführt mit mächtiger Hand und hat dich erlöst von der Knechtschaft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten. So sollst du nun wissen, dass der HERR, dein Gott, allein Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten, und vergilt ins Angesicht denen, die ihn hassen, und bringt sie um und säumt nicht, zu vergelten ins Angesicht denen, die ihn hassen. So halte nun die Gebote und Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, dass du danach tust. Und wenn ihr diese Rechte hört und sie haltet und danach tut, so wird der HERR, dein Gott, auch halten den Bund und die Barmherzigkeit, wie er deinen Vätern geschworen hat.
Im 5. Buch Mose wird ein zweites Mal berichtet, wie Mose dem Volk die 10 Gebote ans Herz legt. Er erinnert an Gottes wunderbare Führung und Errettung aus der Sklaverei. Die 10 Gebote sollen dem Volk Gottes helfen, gut und gerecht miteinander zu leben. Sie führen nicht in die Unterdrückung, sondern heraus zu einer Freiheit, die auch den anderen sieht und gut leben lässt. Sie sind gegeben aus der großen Liebe Gottes heraus, und sie sind verbunden mit seiner Segensverheißung. In diesem alten Text steht eine unglaubliche Heilszusage: „Du bist ein heiliges Volk dem Herrn!“ Die Israeliten waren kein bedeutendes Volk. Diesem kleinen, unbedeutenden Volk, das wieder und wieder an Gott gezweifelt hat, das schnell von Gott abgefallen ist, an Gott schuldig geworden ist,diesem Volk wird hier gesagt: Gott hat euch erwählt, weil er euch liebt. Unbegreiflich! Das kann man nicht erklären. Ja, Liebe ist nicht erklärbar. Man kann sie nur annehmen. Es gibt keine Begründung dafür. Gottes Liebe zu einem Volk, zu Menschen, zu uns, ist und bleibt Geschenk. – Gottes freie Gnadenwahl. Mit seiner Liebe ist Gott uns Menschen schon immer zuvorgekommen: Ehe einer im Glauben und Gehorsam Gott treu zu bleiben versucht, ist Gott treu geblieben und hat seinen Bund gehalten. Freiwillig hat er sich verpflichtet in seiner Liebe, zu seinem Wort zu stehen. Spätestens seit der Taufe steht dieser persönlich zugesprochene Liebesbund auf Gottes Seite fest. Gottes Liebe hat zwar keinen für uns nachvollziehbaren Grund, aber sie hat, wie jede Liebe, ein Ziel: Sie möchte einen Menschen gewinnen. Wenn ein junger Mann ein Mädchen liebt – auch umgekehrt – , dann möchte er sie doch mit seiner Liebe für sich gewinnen. Er versucht, sie auf sich aufmerksam zu machen. Er wird sich bemühen, ihr Gutes zu tun, freundlich zu ihr zu sein. Dieses eine Ziel hat auch Gottes Liebe zu uns. Er will unsere Liebe zu sich wecken. Ein liebender Mensch will mit seiner Liebe das Leben des anderen reich machen. Auch darin gleicht unsere Liebe der Liebe Gottes. Er möchte unser Leben mit seiner Liebe reich machen, erfüllen, möchte ihm Sinn geben und uns aus Liebe in jeder Not und Schwierigkeit helfen…. Liebe ist nur dann erfüllt, wenn sie Gegenliebe findet. Gottes Liebe möchte – wie alle Liebe – erfüllte Liebe sein. Sie wartet auf unsere Antwort im Glauben und im Leben. Nun ist es so, dass zur Liebe Gottes für uns auch seine Gebote gehören. Viele sehen das nicht so und meinen, dass Gottes Gebote nur dem Ausleben der persönlichen Freiheit im Weg stehen und die Selbstbestimmung einschränken……? Manche missbrauchen die Gebote auch als Vorwurf gegen andere. Und weil Gottes Gebote in der Vergangenheit für manche lieblose Gesetzlichkeit als Begründung herhalten mussten, werden sie manchmal als überholt abgetan…..? Für manche sind die Gebote sogar eine Begründung für das Fernbleiben vom Gottesdienst. Man möchte nicht am Sonntagmorgen schon wieder mit Ansprüchen konfrontiert werden oder gar auf Sünde – also Handeln gegen Gottes Gebote – angesprochen werden. Da gibt es ein Missverständnis. Gott will nicht Leben einschränken, sondern er will, dass sich Leben gut und sinnvoll entfalten kann. Überall um uns herum und auch in unserem eigenen Leben können wir leider jeden Tag beobachten, wie dort, wo man Gottes Gebote nicht achtet, das Leben beschädigt wird: Wo man es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, wächst ganz schnell Misstrauen – Vertrauen wird verletzt. Wenn im Bereich des Eigentums das eigene Recht bis zum Letzten ausgenutzt wird, dann wird schnell Geiz und Unzufriedenheit daraus, ja Ungerechtigkeit und sogar Ausbeutung. – Die Gebote sind aus der Liebe Gottes zu uns entstanden. Sie dienen zum Schutz unseres Lebens, unseres Eigentums und Vertrauens. Wer nun diese guten Gebote Gottes für sich oder andere außer Kraft setzt, – nicht aus Schwachheit, weil er es nicht schafft, sondern aus egoistischer Absicht – der muss auch mit Gottes klarer Antwort und seinem Widerstand rechnen. Harte Worte stehen hier: Gott vergilt ins Angesicht denen, die ihn hassen, er bringt sie um und säumt nicht zu vergelten denen, die ihn hassen. Das müssen wir ebenso ernst nehmen, ebenso wie die Worte von der Liebe Gottes. Zu Gottes wunderbarer und zuvorkommende Liebe gehört auch sein berechtigter Zorn. Wo Gottes Wille immer wieder verachtet, bewusst zurückgewiesen und ignoriert wird, nimmt seine Leidenschaft die Gestalt des Zornes an. Er überlässt die, die seine Liebe verachtet haben, mehr und mehr den Folgen ihres eigenen Handelns. Dann ruft Böses wieder Böses hervor – Hass weckt neuen Hass, Angst erzeugt wieder Angst. Dann ist nichts mehr heilig, und Menschenleben und Menschenwürde zählen nicht mehr. Die Medien präsentieren uns das täglich mit grauenvollen Bildern. Davor will uns die Liebe Gottes bewahren, die immer wieder und immer neu um uns wirbt, uns warnt, uns weckt. Mit aller unserer Unzulänglichkeit dürfen wir es machen, wie es uns Martin Luther als Weg eines getauften Christen beschrieben hat: Uns mit unseren Fehlern, trotz unserer Fehler, gerade wegen unserer Fehler jeden Tag neu hinwenden zu unserem Gott. Zu lieben Menschen können wir uns nicht machen, aber Gott kann es Stück für Stück tun Lassen wir uns seine Liebe schenken. Und lasst uns Gottes Liebe erwidern. Gottes Bund mit uns steht. Amen.
EG+ 111
Fürbitten/Vaterunser
Großer Gott, Herr allen Lebens. Durch Jesus Christus hast du die Welt errettet. Durch deinen Heiligen Geist regierst du die Herzen der Menschen. Herr, wir danken dir, dass du jeden von uns mit seinem Namen kennst. Durch die Taufe hast du uns zugesagt, dass du bei uns bist und uns erlöst hast von der Gewalt des Bösen und des Todes. – Wenn wir in dieser Welt auch noch Angst vor dem Tod haben, so können wir dennoch im festen Vertrauen darauf leben, dass wir mit dir auferstehen und leben werden. Du gehst mit uns, wenn unser Leben bedroht ist. Was immer auch geschieht, Begreifliches und Unbegreifliches, Leichtes und Schweres, Frohes und Trauriges, im Vertrauen auf dich sind wir geborgen. – Herr, wir bitten dich für alle, die in Angst und Schrecken leben, die nach Erlösung aus dem Gefängnis schreien, aus dem sie sich nicht selbst befreien können. Es sind Besitz und Geld, Macht und Einfluss, Ehrgeiz und Hochmut, die ein Menschenleben zerstören können. – Herr, wir bitten dich für alle, denen das Wasser bis zum Hals steht, die von den Strömen der Gefahr mitgerissen werden und die im Feuer der Versuchung zu verbrennen drohen. Erlöse sie von dem Bösen und bewahre sie vor dem Tod ihrer Seele. – Herr, wir bitten dich für alle, die vergessen haben, dass sie auf deinen Namen getauft sind. Ihr Leben trägt das Zeichen deines Kreuzes und das Zeichen deines Segens.
Sie und uns alle lass deine ausgestreckte Hand ergreifen, denn wir gehören zu dir. – Vater unser im Himmel…..AMEN
Segen
Der Herr segne und behüte dich. Der Herr lass leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen+++
Bleiben Sie behütet und gesund!
Es grüßt Sie herzlichst, Ihre Lektorin Gerlinde Abel