Andacht 8. So. n. Trinitatis, 30.07.2023, Sommerthemenreihe „Liebe, Lust und Leidenschaft“, von Pfarrer Alexander Donges

Herzlich Willkommen zu diesem Gottesdienst, der unter dem Thema „Liebe im hohen Alter“ steht. Dieser Gottesdienst gehört zu der Sommerpredigtreihe rund um die Themen Liebe, Lust und Leidenschaft.

Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vaters, des Sohnes und der Heiligen Geistes. Amen

Lied: Gott, dein guter Segen (EG +33, 1-3)

 

  1. Mose 18, 10-15

10 Da sprach Gott: Ich will wieder zu dir kommen übers Jahr; siehe, dann soll Sara, deine Frau, einen Sohn haben. Das hörte Sara hinter ihm, hinter der Tür des Zeltes.

11 Und sie waren beide, Abraham und Sara, alt und hochbetagt, sodass es Sara nicht mehr ging nach der Frauen Weise.

12 Darum lachte sie bei sich selbst und sprach: Nun, da ich alt bin, soll ich noch Liebeslust erfahren, und auch mein Herr ist alt!

13 Da sprach der HERR zu Abraham: Warum lacht Sara und spricht: Sollte ich wirklich noch gebären, nun, da ich alt bin?

14 Sollte dem HERRN etwas unmöglich sein? Um diese Zeit will ich wieder zu dir kommen übers Jahr; dann soll Sara einen Sohn haben.

15 Da leugnete Sara und sprach: Ich habe nicht gelacht –, denn sie fürchtete sich. Aber er sprach: Es ist nicht so, du hast gelacht.

Ansprache

Liebe Leser*innen,

Abraham und Sara. Ein altes Ehepaar. Alt und lebenserfüllt. Sie haben ein langes Leben hinter sich mit vielen positiven Wendungen, aber auch mit Entbehrungen, mit Reisen und Flucht, Streit und Versöhnung, Gefahren und Rettungen. Und einen gemeinsamen Weg mit Gott.

Das Leben könnte so schön sein. Sie haben viel gearbeitet, sich ein zu Hause aus Zelten gebaut, sich gut eingelebt, sie fühlen sich wohl und behütet, haben genug zu

Essen und das Leben, das meint es insgesamt ganz gut mit ihnen. Aber eben nur ganz gut.

Denn sie sind ein altes Ehepaar ohne Kinder, ohne Nachkommen und somit auch ein Stück weit ohne die „ausgemalte“ Zukunft. Sie sind alt und müde geworden und ihre Situation, die belastet das Paar sehr. Andere in ihrem Alter erfreuen sich schon längst an Enkelkindern und spielen mit ihnen mit selbst geschnitzten Spielfiguren, hören das Lachen der Kinder und blühen an jedem kleinen Lernerfolg des Nachwuchses wieder auf.

Aber wir wissen die Geschichte von Abraham und Sara nimmt ein Happy End. Denn ganz überraschend erscheint Gott und teilt ihnen mit, dass sie doch mit Kindern gesegnet werden; doch eine Zukunft mit Nachwuchs haben werden.

Und wie reagiert Sara: Genau, sie lacht. Sie schmunzelt nicht, sondern liegt lachend am Boden. Ihr Verhalten: Eine Mischung aus Unglauben und überrascht sein:

Aus Freude und „es nicht für wahr halten können“. Die Nachricht überfordert Sara sichtbar.

Die Liebe hat viele Facetten

Abraham und Sara: Ein altes und weises Ehepaar.

Ihr Leben ist geprägt von vielen Entscheidungen.

In Ägypten zum Beispiel: Dort geben sie sich nicht als Ehepaar, sondern als Geschwister aus, damit sie nicht voneinander getrennt werden.

Abraham und Sara: Ein altes und glückliches Ehepaar.

Die beiden haben einander und mit dem Nachwuchs wird das Glück vollkommen. Das kommende Glück wird durch Gottes Zuspruch eingeleitet: „Ich will dich segnen und du wirst ein Segen sein“.

Ihr Glück finden die beiden durch Gott, der sie auf ihrem Weg bis ins hohe Alter begleitet und ihnen auch den größten Wunsch erfüllt.

Abraham und Sara: Ein altes und gleichberechtigtes Ehepaar?

Viele der Ideen und Wege der Beiden werden von Abraham vorherbestimmt. Aber auch Sara versucht sich Gehör zu verschaffen. Sogar Gott spricht mit Abraham, dass er auf seine Frau hören soll; denn sie hat recht.

Abraham und Sara: Ein Ehepaar, das das Leben gemeinsam meistert.

Die beiden haben im Leben viel erlebt, vor allem viel gemeinsam erlebt. Erfahrungen ausgetauscht, ihren Plan vom Leben besprochen, sich gegenseitig unterstützt und gemeinsam umhergezogen.

Wie zeigt sich ihre Liebe im hohen Alter zueinander?

Beide haben ein tiefes Vertrauen in die andere Person, wissen was sie aneinander haben mit allem, was zu der Person dazugehört, positive wie negative Eigenschaften. Beide haben auch ein tiefes Vertrauen in Gott, als Begleiter auf ihrem Lebensweg.

Ich denke, dass vieles davon, wie die Beziehung der beiden zueinander aussieht, auch heute noch große Relevanz hat.

Natürlich ist es ungewöhnlich in dem Alter noch Eltern zu werden. Natürlich sagen wir uns „die sind doch viel zu alt dafür“, aber das gemeinsame Hoffen der Beiden ist Ausdruck ihrer Liebe zueinander.

Das ist jetzt keine Aufforderung im hohen Alter noch Kinder zu bekommen, sondern vielmehr dass sie im Alter das gemeinsam machen sollen wofür ihr Herz schlägt.

Und das Herz der beiden schlägt eben für den Wunsch nach einem Erben. Und so kann man auch Saras Reaktion einordnen. Denn ein Wunsch geht in Erfüllung. Eine Sehnsucht wird gestillt. Sie arbeiten auf ein Ziel hin, ihr ganzes Leben lang, bleiben zusammen, stehen Seite an Seite schwierig zu entscheidende Situationen durch.

Auch in ihrer Beziehung wird deutlich, dass beide gehört werden, dass beide eine Stimme haben, mit der wertschätzend umgegangen wird und die auf die Situation möglicherweise eine andere Sichtweise bietet.

Vielleicht ist die Geburt ihres Sohnes auch die Belohnung für ihren langen gemeinsamen Weg. Vielleicht greift bei ihnen der Spruch, das Beste kommt zum Schluss, wie in dem Film mit Morgan Freeman, der sich mit einem Freund aufmacht und all das erlebt, was ihm im Rest seines Lebens gefehlt hat. Und damit eine Lücke im Leben schließt.

Und solche Situationen auszuhalten, diese Funktion kann die Liebe haben, einem die Kraft zu geben durchzuhalten. Diese Kraft haben sich Abraham und Sara im hohen Alter bewahrt.

Und das Besondere bei all dem, was ihre Liebe im hohen Alter ausmacht ist, dass Gott mit im Spiel ist, dass er ihre Sehnsucht sieht und weiß, was sie brauchen. Du bist gesegnet und sollst ein Segen sein.

Lied: Du bist da (EG+ 89)

Fürbittengebet

Wir beten:

Liebender Gott,

ob jung oder alt, ob gesund oder krank – alle Menschen sind deine Geschöpfe. Du bist bei uns. Jeder einzelne ist einmalig.

Hilf uns, diese Einmaligkeit zu sehen.

Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Liebender Gott,

wir sind von dir so gewollt, wie wir sind, jeder von uns ist kostbar, wie er ist, jeder von uns hat eine Aufgabe und einen Wert. Lass uns dies erkennen und daraus unser Leben gestalten. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Liebender Gott,

du schenkst und das Leben. Lass es uns als dein Geschenk annehmen und es gemeinsam mit anderen teilen.

Schenke uns ein gegenüber, dem wir uns anvertrauen können und das uns durch das Leben begleitet.

Liebender Gott! Wir bringen dir unsere Gedanken, unsere Sehnsüchte, unsere Wünsche. Nimm sie an und wandle sie, dass sie uns und allen, die wir in unser Gebet einschließen, zum Segen werden. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Seien sie gesegnet,

Ihr Pfarrer Alexander Donges

Schreibe einen Kommentar