Liebe Leserinnen und Leser,
herzlich Willkommen zu unserer Gottesdienstreihe „Geschichten aus den Gärten der Bibel“. König sein über die Pflanzen ist unser heutiges Thema“. Gottes Anfang mit uns Menschen beginnt im Garten. Im Garten Eden. Und im Garten geschehen viele weitere Ereignisse. So erzählt auch unsere heutige Erzählung oder besser gesagt Fabel aus einem Garten, in dem Bäume miteinander ins Gespräch kommen und eine wichtige Entscheidung treffen müssen.
So feiern wir diesen Gottesdienst im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.
Tagesgebet
Hier bin ich, Gott, vor dir. Nicht mehr möchte ich sein, als du mich träumst, und nicht weniger, als du mich denkst. Nicht nach Ansehen lass mich suchen, sondern nach Wahrhaftigkeit – meiner Worte, meines Tuns. Nicht nach Geltung, sondern nach Offenherzigkeit und Respekt. Lass mich aufrecht stehen, und dennoch beugsam sein, im Bewusstsein, dass du jedem von uns Würde schenkst und unsere Grenzen zeigst. Danke, dass du mich wunderbar geschaffen hast. Dich allein will ich loben und ehren, mit meinem Tun und Lassen und in der Kraft des Hl. Geistes. Amen.
Schriftlesung: Richter 9, 6-15
6 Und es versammelten sich alle Herren von Sichem und alle Bewohner des Millo, gingen hin und machten Abimelech zum König bei der Eiche am Steinmal von Sichem. 7 Als das dem Jotam angesagt wurde, ging er hin und stellte sich auf den Gipfel des Berges Garizim, erhob seine Stimme, rief und sprach zu ihnen: Höret mich, ihr Herren von Sichem, dass euch Gott auch höre. 8 Die Bäume gingen hin, um einen König über sich zu salben, und sprachen zum Ölbaum: Sei unser König! 9 Aber der Ölbaum antwortete ihnen: Soll ich meine Fettigkeit lassen, die Götter und Menschen an mir preisen, und hingehen, über den Bäumen zu schweben? 10 Da sprachen die Bäume zum Feigenbaum: Komm du und sei unser König! 11 Aber der Feigenbaum sprach zu ihnen: Soll ich meine Süßigkeit und meine gute Frucht lassen und hingehen, über den Bäumen zu schweben? 12 Da sprachen die Bäume zum Weinstock: Komm du und sei unser König! 13 Aber der Weinstock sprach zu ihnen: Soll ich meinen Wein lassen, der Götter und Menschen fröhlich macht, und hingehen, über den Bäumen zu schweben? 14 Da sprachen alle Bäume zum Dornbusch: Komm du und sei unser König! 15 Und der Dornbusch sprach zu den Bäumen: Ist’s wahr, dass ihr mich zum König über euch salben wollt, so kommt und bergt euch in meinem Schatten; wenn nicht, so gehe Feuer vom Dornbusch aus und verzehre die Zedern.
Impuls
Liebe Gemeinde,
Bäume unterhalten sich, der Ölbaum, der Feigenbaum, der Weinstock und der Dornenbusch. Und sie unterhalten sich darüber wer König sein darf. Drei von ihnen lehnen es ab und der Vierte sagt zu.
Wir befinden uns in einer Fabel. Die Fabel hat die Eigenschaft, dass durch die Bäume Eigenschaften der Menschen ausgedrückt werden. Es geht hier um eine Gartengeschichte, in der diese 4 Bäume zusammenstehen, zusammengehören und zusammen eine gewisse Kritik ausdrücken. Kritik an dem damaligen König und ihrer Zeit. Aber nicht nur das, es zeigt uns auch unsere Beziehung zu Gott und wie wir leben können und vielleicht auch leben sollen.
Schauen wir uns einmal die Bäume an:
Der Ölbaum: Ein kostbares, leckeres, gut riechendes Öl, das heilsame Wirkung hat. Gegen Trockenheit auf der eigenen Haut hilft und mit dem Gesalbt werden kann.
Der Feigenbaum: Eine süße Frucht, gut schmeckend, fruchtig und aromatisch.
Der Weinstock: Weintrauben, die gepflückt, direkt verzehrt oder in Wein verwandelt werden können. Der Weinstock als Symbol des Wachsens und als Genussmittel. Über Jahre gewachsen spendet er Schatten.
Und zuletzt der Dornenbusch: Ein Strauch, der weder Frucht bringt, noch Schatten spendet und an dessen Dornen schmerzhafte Erinnerungen bleiben.
Und gerade der Dornbusch, der wird König über alle anderen.
Warum? Die Antwort ist Kritik. Kritik an der damaligen Zeit und dem König. In dieser Erzählung stehen diese 4 Bäume symbolisch für unterschiedliche Menschen und ihre Charaktereigenschaften. Und der Dornenbusch sticht heraus. Er sticht heraus, weil unter ihm nichts wachsen kann, kein bzw. kaum Leben entstehen kann. Wie der Same im Gleichnis vom Sämann im Neuen Testament keinerlei Chance hat zu wachsen, so ergeht es den Menschen unter der Herrschaft dieses Dornbusches. Keine Entfaltung, kein Wachsen, keine Freiheit, sondern Unterdrückung, Schmerzen und Dunkelheit. Mehr versteckte bzw. doch offene Kritik an dem Herrschaftssystem ist kaum möglich.
Aber was können wir aus dieser Fabel für uns mitnehmen?
Wie der Ölbaum, der Feigenbaum und der Weinstock haben wir jeder eine klare Aufgabe. Wir leben in dieser Welt und wir tragen zum Gelingen und zum Leben unseren Teil bei.
Diese Aufgabe ist auch unsere Daseinsbedeutung. Wegen dieser Aufgabe finden wir einen Sinn zum Leben. Ohne Aufgabe hat Gott uns nicht in die Welt gestellt. So können wir Gott durch unsere Gabe ehren und für unsere Mitmenschen da sein.
Was für ein Baum sind wir? Wofür leben wir? Wenn wir wie die drei Bäume für Gott und für unsere Mitmenschen leben, sind wir Gottes Hoffnung und ein Segen für die Menschen. Wenn in uns Machtgier aufsteigt und die Intention anderen zu schaden, dann tragen wir nicht zum friedlichen Leben bei.
Alle 3 Bäume sind unterschiedlich. Alle 3 Bäume brauchen wir zum Leben. Ein Baum, der heilsame Kräfte hat, ein Baum, der uns ernährt und ein Baum, der uns sogar mit Wein versorgt um nur ein paar Eigenschaften hervorzuheben. Das heißt aber gleichzeitig nicht, dass wir den Dornenbusch ausgrenzen können, nur weil er nicht das erfüllt, was wir von anderen erwarten. Schließlich offenbarte sich Gott nicht in einem Ölbaum, nicht in einem Feigenbaum und auch nicht in einem Weinstock, sondern in einem Dornenbusch.
Und der Friede Gottes… Amen
Gebet
Gott, wir legen dir unsere Welt ans Herz, die kleine Welt, die wir mit unseren Schritten durchmessen, und die große Welt, von der wir nicht viel mehr wissen als die Namen, die zu Schlagzeilen werden.
Wir beten für Menschen, die Tag für Tag ihre Arbeit tun oder Tag für Tag nach Arbeit suchen, für alle, die sich um Andere kümmern, für Menschen, die Freud und Leid miteinander teilen. Wir beten für Menschen, die Schweres zu tragen haben: die Kranken, die Verletzten und die Erschütterten, für alle, die Hunger und Not leiden. Bittruf: Wir beten für unsere Kirchgemeinde, für alle, die sie mittragen und mitgestalten. Wir beten für die Gemeinschaft aller Christinnen und Christen, dass sie offen aufeinander zugehen und ihre Verantwortung für die Welt wahrnehmen.
Wir beten für die Frauen und Männer in Politik und Wirtschaft, dass sie ihre Macht einsetzen für Frieden und Gerechtigkeit. Wir beten für alle Menschen, dass sie ihre Mitverantwortung wahrnehmen. / Vater unser … Amen
Segen
Gott, der Allmächtige und Barmherzige, Herrscher über Menschen, Pflanzen und Tieren, segne und behüte dich. Amen
Bleiben Sie behütet und gesund!
Es grüßt Sie herzlichst, Ihr
Pfarrer Alexander Donges