Ich freue mich, dass wir auf diese Weise miteinander verbunden sind – im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Die Sehnsucht nach Erneuerung prägt den Drittletzten Sonntag des Kirchenjahres. Woran erkennen wir, dass Gottes Reich angebrochen ist? Wann wird endlich Frieden sein? „Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen“, heißt es im Wochenspruch. Die Erneuerung beginnt schon jetzt – und steht noch aus. In dieser Spannung leben wir.
Gebet
Allmächtiger Gott, unsere Welt scheint dem Untergang geweiht, denn Krieg, Hunger, Missgunst und Hass beherrschen sie. Wir warten auf den Tag, an dem du kommst, damit deine Barmherzigkeit offenbar werde, und bitten dich: stärke unseren Glauben, damit wir den Samen der Hoffnung säen und wir bereit werden für deinen Tag. Durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert in Ewigkeit. Amen
Lied: Wachet auf, ruft uns die Stimme (EG 147)
Ansprache
Liebe Leser*innen!
Der Dunst des Grauens liegt bleiern über dem Land. Krieg und Raubzüge, Spuren der Gewalt gegen Kinder, Frauen, Männer, gegen Vieh und Erdboden sind nicht zu übersehen. – Und kein Gott schreitet ein. Längst behauptet die Logik der Stärke ihr Vorrecht. Und den unter die Räder Gekommenen ist das Entsetzen der Ohnmacht anzusehen. Die Mächtigen vergehen sich und die, derer sie sich bemächtigen, sind ihnen ausgeliefert. Wer übrig bleibt, verkriecht sich, macht sich unsichtbar. So entgeht man vielleicht dem Zugriff der Gewalt. Erst nach Einbruch der Nacht flüstern sie einander ihre Verwundungen ins Ohr. Alle Kraft, alle Hoffnung, aller Glaube, … – alles aufgebraucht. Damit aber hat die Lethargie der Aussichtslosigkeit freie Bahn. Sie macht sich unter ihnen breit, plustert sich auf, nimmt den Raum ein. Und wenn doch einer spricht, sind es bleierne Worte: „So ist die Welt nun einmal“ und „Da kann man nichts tun, wer stärker ist, gewinnt“. Eine Gefahr auch unserer Tage: Die schleichende Gewöhnung an die Unumgänglichkeit von Kriegen. Alternativlos. Das Heil steckt in militärischen Lösungen, sonst nirgends. – Aber, wissen wir es nicht schon längst? Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein! Kriege werden geplant und sind dann in ihrem Verlauf unplanbar. Eskalation gehört zum Wesen des Krieges. Und entgegen aller Erfahrung redet man den Leuten bis heute ein, dass Kriege Probleme lösen. Das aber ist weniger als die halbe Wahrheit! Krieg verlagert nur das Problem. Und todsicher kommt er auf die zurück, die ihn begonnen haben: Jeder Krieg ist vor allem eins, ein tödlicher Irrtum. Auch für den Krieg gilt das „Nie wieder ist jetzt!“. Frieden als Rechtsordnung ist so kostbar wie zerbrechlich. Das hat das Volk Gottes zu allen Zeiten erlebt und wir erleben es heute erneut. Ist damit das letzte Wort gesprochen? Nein!, gegen allen Anschein: Gott schweigt nicht ewig! Heute hören wir das Friedenswort Gottes aus dem Mund des Propheten Micha im 4. Kapitel: In den letzten Tagen aber wird der Berg, darauf des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben. Und die Völker werden herzulaufen, und viele Heiden werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinauf zum Berge des HERRN gehen und zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir in seinen Pfaden wandeln! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem. Er wird unter vielen Völkern richten und mächtige Nationen zurechtweisen in fernen Landen. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken. Denn der Mund des HERRN Zebaoth hat’s geredet. Ein jedes Volk wandelt im Namen seines Gottes, aber wir wandeln im Namen des HERRN, unseres Gottes, immer und ewiglich!Und der HERR wird König über sie sein auf dem Berge Zion von nun an bis in Ewigkeit. – Micha spricht die Hoffnung wider alle Hoffnungslosigkeit aus. Er malt mit allen Farben des Regenbogens Gottes Träume an den Himmel. Reine Handarbeit. So wie das Schmieden der Ackerwerkzeuge aus Schwertern Handarbeit ist. Einzelanfertigung. Luther hat hier übersetzt „Schwerter zu Pflugscharen und Spieße zu Sicheln.“ Auch schön. Micha spricht in Gottes Namen die Umkehr der Verhältnisse aus: Alle Völker werden kommen. Das hat Gott der Welt bereits ins Stammbuch geschrieben. Er ruft ein neues Völkerrecht über der Erde aus. Mit einem Schlag haben alle Richter frei. Sie werden sich zu beschäftigen wissen. Denn, wo der Friede das letzte Wort hat, bleibt kein Platz für Unrecht. „Soweit es an Euch liegt, habt mit allen Menschen Frieden“, lesen wir bei Paulus. Liebe Gemeinde, wenn ich genau hinsehe, liegt eine Menge an uns. Vielleicht sogar mehr, als wir uns eingestehen. Dem Frieden sollen wir nachjagen. Das hat so rein gar nichts mit Passivität zu tun, ist vielmehr höchst aktiv. Anspruchsvoll, mutig, fantastisch. Wer so lebt, braucht Geduld und innere Kraft. Die Bibel spricht von „Langmut“. Was für ein wunderbares Wort! Ja, wer Frieden stiftet, baucht laaaaaaangen Mut. Solchen Mut braucht, wer sich eingesteht, dass sowohl Freund als auch Feind Frieden brauchen. Micha, der Prophet Gottes, hat Krieg im eigenen Land erlebt. Und erlitten. Solch einer wird losgeschickt, allen zu verkünden: Den Kriegstreibern steht der Untergang bevor, den Kriegsleidenden aber öffnet Gott die Tore seines Friedensreiches. Micha soll davon künden, dass Gott den „Reset-Knopf“ bedient: Er stellt die Welt auf „Werkseinstellung“ zurück. Denn so war und ist Gottes Schöpfung doch gemeint: Dass alle Völker sich den Berg Zion teilen. Und siehe da, es ist Platz für alle! Jede und jeder hat Teil. So geht Gerechtigkeit. Also kommen sie aus aller Herren Länder, um dem einen Herrn der Welt zu gehören. Um genug von allem für den Nächsten und sich selbst zu haben. Brot und Wein. Auf dass das Leben ein Fest sei! So hat es Gott gewollt. Die „letzten Tage“ haben bereits begonnen. Wir stehen im Fluss der Zeiten zwischen dem, was vor uns war, und dem, der uns entgegenkommt. In der Weihnachtsbotschaft hören wir es: Friede auf Erden. In Jesus Christus ist Gottes Friede sichtbar. Sein Leben, seine Wunder und Taten zeigen uns Gottes Welt. Mit jedem Tag kommen wir dem Reich Gottes näher. Ihr Lieben, Gottes Wort sei unter Euch. „Selig sind, die Frieden stiften, Gottes Kinder werden sie heißen.“ Amen
Fürbittengebet
Wir kommen zu dir, Gott, und bitten dich um deinen Frieden. Sei mitten unter uns mit deinem Geist, dass wir Frieden stiften und uns für Gerechtigkeit einsetzen.
Wir bitten dich für unsere Gemeinde, dass wir unserer Verantwortung gerecht werden, die wir für die Menschen in unserer Nähe und in der Ferne haben.
Wir bitten dich, dass wir offen und gastfreundlich sind, dass wir niemanden ausschließen, der zu uns kommt, und dass wir auf die Menschen offen zugehen und ihnen voll Vertrauen begegnen.
Wir bitten dich für deine weltweite Kirche, dass sie nicht nur für sich selbst, sondern zu deinem Ruhm und zum Aufbau deines Reiches lebendig ist.
Wir bitten dich für die Regierenden in den Ländern und Kontinenten, dass sie nicht nur den Wohlstand in ihren eigenen Ländern suchen, sondern sich weltweit um Gerechtigkeit sorgen.
Wir bitten dich für die von Krieg heimgesuchten Regionen dieser Welt, dass dort um den Frieden gerungen und nach Wegen gesucht wird, Schwerter zu Pflugscharen zu machen. – Vater unser im Himmel, … Amen
Segen
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.
Amen +++
Bleiben Sie behütet und gesund!
Es grüßt Sie herzlichst, Ihre
Sabine Klatt