Andacht Estomihi, 19.02.2023 von Lektorin Gerlinde Abel

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An den Sonntagen zwischen Epiphanias- und Passionszeit geht es um das Wachsen und Gedeihen der geistlichen Samenkörner in unseren Herzen und Sinnen. Gott streut sein Wort wie ein Sämann reichlich unter uns aus. Auf welchem Boden wird es fallen?

Der Wochenspruch will uns hellhörig machen:

„Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn.“ (Lk 18,31)

Gebet

Gott, unser Vater, wir kommen zu dir mit allem, was uns auf dem Herzen liegt. Komme du auch zu uns! Höre, was wir dir zu sagen haben an Gutem, an Schwerem. Und gib dein Wort in unser Herz, damit wir Zuversicht finden und neue Kraft. Schenke uns deine Hilfe und Segen. Wir bitten durch Jesus Christus, unsern Herrn, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert   von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen

Ansprache zu Jesaja im 55, 6-12

Suchet den HERRN, solange er zu finden ist; ruft ihn an, solange er nahe ist. Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum HERRN, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung. Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken. Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen, so soll das Wort, das aus meinem Munde geht, auch sein: Es wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen, sondern wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende. Denn ihr sollt in Freuden ausziehen und im Frieden geleitet werden.

Was denkt ihr eigentlich über euer Leben? Man hat den Eindruck, Jesaja will sein Volk bei der Ehre packen und bei dem letzten Funken Hoffnung: Eure Verzweiflung mag ja verständlich sein angesichts der Härten eures Lebens, aber Gott malt ein anderes Bild. Bei ihm ist Vergebung und Neuanfang. Durch ihn eröffnen sich neue Wege, er wendet sich euch zu in Liebe. Eure menschlichen Bilder und Pläne sind eng. Gottes Gedanken vom Leben dagegen sind weit und frei wie der Himmel. Eure menschlichen Gedanken führen zu nichts und bleiben liegen, Gottes Gedanken dagegen haben Macht. – „Der Mensch denkt, Gott lenkt“, sagt man. Dieses Sprichwort fasst sinngemäß zusammen, was der Prophet Jesaja so ausgedrückt hat: „Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“ Es besteht also ein himmelweiter Unterschied zwischen menschlichen Gedanken und Gottes Wegen, zwischen menschlichen Vorhaben und Gottes Plänen. Kein Wunder, denn es besteht ja auch ein himmelweiter Unterschied zwischen menschlicher Weisheit und göttlicher Weisheit, Gottes Wege und der Menschen Wege. Dazwischen liegen Welten. Das sind zwei Paar Schuhe. Gott spielt in einer anderen Liga. Höher, weit entfernt, anders. Und doch tritt Gott zu seinem Volk in Beziehung. Durch das, was Gott zu sagen hat. Dann malt er ein großartiges Bild von Gottes Kraft, die unser Leben lenkt und gestaltet: „Gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und lässt wachsen, dass sie gibt Samen zu säen und Brot zu essen“, so wirkt Gottes schöpferische Kraft in seinem Wort. Diese Kraft durchzieht unermüdlich, ununterbrochen wie ein kraftvoller Strom unser Leben. Diese Wort-Kraft Gottes trägt unser Leben und bringt Segen hervor. Mut machen und Vertrauen einflößen will dieses Bild. Gott will sein Volk trösten und ihm die Befreiung aus dem Exil ganz gewiss zusagen: „Meine Worte werden nicht leer zu mir zurückkommen, sondern tun, was mir gefällt!“ Im Nachhinein wissen wir, dass diese Verheißung auch tatsächlich eingetroffen ist. Ob die Menschen das Bild in ihrer Gefangenschaft als ermutigend empfunden haben, sei dahingestellt. Es dürfte ihnen wahrscheinlich schwergefallen sein. Für uns heute kann dieses Bild eine Hilfe sein, sich mit den niederdrückenden Erfahrungen des Lebens auseinanderzusetzen.   Gottes Wort ist uns Trost und Zuversicht, auf die wir fest vertrauen können. Gottes Wort ist zuverlässig wirksam. Wie der Regen, der auf die Erde fällt. – Der Prophet vergleicht Gottes Wort mit Wasser. Beides wirkt in einem Kreislauf. Ermöglicht Leben. Stillt Durst und Hunger. Das Wasser sorgt auf seinem Weg zwischen Himmel und Erde dafür, dass Menschen neues Saatgut erhalten und Brot backen können. Und Gottes Wort? Es wirkt ebenfalls, aber anders als erwartet. Auf dem Weg von Gott zu den Menschen und zurück zu Gott macht es lebendig, jenseits der Spirale von Hass und Gewalt. Statt von Vergeltung ist von einem Frieden die Rede, der die Natur einbezieht und in der Natur zu erkennen ist. Jubelnde Landschaften und blühende Bäume werden das ewige Zeichen dieses Friedens sein. Ein Auszug, ein Neubeginn unter anderen Vorzeichen. Sehnsucht wächst. – Gottes Frieden, ein Ding der Unmöglichkeit? Und doch vergleichbar mit dem, was Menschen vor Augen haben. Bäume, die grünen und blühen. Ein grünender Baum, das blühende Leben. Solche Bilder sollen uns herausholen aus dem Leid. Herausführen aus den engen und bedrückenden Bildern,   Hineinnehmen in die Sicht Gottes. In dieser neuen Perspektive können wir seine Kraft in unserem Leben wahrnehmen: Wo wächst etwas Neues? Wo schlummern die Samen?   Suchet den Herrn, heißt es im Predigttext, er ist in eurem Leben wirklich zu finden.   Gottes Wort ist auf diesem Weg anwesend und wirksam. Gott führt und lenkt und befreit. Auch wenn nicht alle unsere Wege zum Ziel geführt haben. Manche waren vergeblich. Wir suchen einen Sinn in ihnen. In all den Wegen, die wir gegangen sind. Gott sagt: Ich kenne eure Wege. Ich bin bei euch. Selbst dann, wenn ihr es nicht spürt. Manchmal bleibt euch gar nichts anderes übrig, als euren Weg zu gehen, auch wenn er schwer ist und steinig. Blickt ruhig zurück auf eure Wege, aber dann löst euch auch wieder davon. Geht sie im Vertrauen, dass ich bei euch bin und weiß, wo euer Weg hinführt. Amen.

Fürbitten

Gott, du redest mit uns. Gib uns dein Wort so, dass wir es nicht mehr vergessen, wenn das Geschwätz und der Lärm wiederkommen. Dass es nicht erstickt wird, wenn die Sorgen und die Ängste wiederkommen. Dass wir uns nicht von ihm abwenden, wenn es uns etwas kostet. Wecke in uns Hören und Glauben durch das Wort, das Jesus gesagt hat. Wir bitten dich, Gott, für die Traurigen und Trauernden um Trost und Stärkung. Für die Unglücklichen und Einsamen um Menschen, die ihnen guttun. Für alle, die leiden unter fremder oder eigener Schuld, bitten wir um Versöhnung. Für alle, die in Konflikten leben müssen, bitten wir um Lösungen ohne Gewalt. Für alle, die mit sich selbst oder anderen schwere Probleme haben, bitten wir um Hilfe. Lebendiger Gott, um Frieden bitten wir, in unserer Welt, und auch für unsere Dörfer, für alle Menschen, die hier und anderswo leben.

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig; der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden. Amen +++

Bleiben Sie behütet und gesund!

Es grüßt Sie herzlichst, Ihre

Lektorin Gerlinde Abel

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