Am Sonntag Kantate erfahren wir, dass das Lied wesentlicher Bestandteil des gemeindlichen Lebens ist. Das lobpreisende Lied kann nicht nur die Herzen fröhlich machen, sondern auch Türen aufschließen; das Klagelied hilft nicht nur, Not und Sorgen abzulegen, sondern vermag auch neue Hoffnung zu geben.
Psalm 98 (EG 739)
Gebet
Gott, sprich ein Wort in meine Ohren, ein Wort, das Sinn hat. Zünd ein Licht an meinen Augen, ein Licht, das nicht erlischt. Leg ein Lied auf meine Lippen, ein Lied, das begeistert. Gib eine gute Nachricht in meinen Mund, eine Nachricht, die frei macht. Wirke eine Tat in meinen Händen, eine Tat, die prägt. Wirf einen Rhythmus in meine Füße, einen Rhythmus, der bewegt. Amen
Lied: Du meine Seele singe (EG 302,1-3)
Immer wieder spüren wir: Musik spricht unsere Seele an, berührt uns, verändert uns durchaus auch. Auf jeden Fall merken Menschen, dass ihnen die Musik, in welcher Form auch immer, gut tut, ob wir ihr nun zuhören oder sie selbst machen. Auch Martin Luther hat einmal die wunderbare Kraft der Musik beschrieben, eine Kraft, die manche von frühester Kindheit an in ihren Bann zieht und dann nicht mehr loslässt, eine Kraft, die den Himmel mit der Erde verbindet. Luther sagte: „Nichts auf Erden ist kräftiger und nichts mehr in der Lage, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“ Auch vor vielen hundert Jahren, ja sogar vor tausenden von Jahren empfanden die Menschen so. Auch in der Bibel spielt Musik immer wieder eine Rolle, ein ganzes biblisches Buch drückt in Liedern aus, was Menschen bewegt hat, wie sie sich fühlten: In den Psalmen bringen Beter ihr gesamtes Gefühlsleben musikalisch vor Gott. Sie singen ihm ihre Klage ebenso wie ihr Lob, ihre Mutlosigkeit genauso wie ihren Schmerz, ihre Trauer wie ihren Dank.
Matthäus 11,25-30
Zu der Zeit fing Jesus an und sprach: „Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du dies den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart. Ja, Vater; denn so hat es dir wohlgefallen. Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will. Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“
Liebe Leser*innen, Jesus preist seinen Vater, den Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Er preist ihn dafür, dass er den Unmündigen offenbart hat, was er den Weisen und Klugen vorenthalten hat. Nanu, das klingt seltsam. Zunächst dankt Jesus seinem Vater dafür, dass er seine Menschwerdung vor den Klugen und Weisen verborgen, aber den Unmündigen offenbart hat. Unmündig sind die, die ohne Vormund sind. Niemand vertritt sie in der Öffentlichkeit, tritt für sie auf, tritt für sie ein bei Gericht. Unmündig sind die, die sich kein Gehör verschaffen können. Es sind die, auf die man nicht hört. Es sind die, die nichts zu sagen haben. – Es sind die, die am Rand der Gesellschaft sind. Niemand hört auf sie – sie sind unmündig – sie sind ohne Mund. Und ausgerechnet denen wird das Wort Gottes gesagt, ausgerechnet denen wird das Evangelium Jesu Christi verkündigt – ausgerechnet die, auf die keiner hört, ausgerechnet die hören die frohe Nachricht von der Liebe des Vaters zu uns Menschen, wie sie im Sohn offenbart wurde. Gott erweckt sich ein Lob aus den Verstummten. Gibt denen eine Stimme zurück, die man zum Schweigen gebracht hat. Denen man den Mund verbietet. Denen man kein Gehör schenkt. Und kein Wort glaubt. Gerade die will er singen lassen. Jesus fährt dann fort: „Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will.“ Man kann das auch einfacher ausdrücken: Gott ist in mir und ich in ihm, und es ist mir, dem Sohn, überlassen, wem ich mich zu erkennen geben möchte. Und nachdem damit geklärt ist, wer hier eigentlich spricht oder singt, wendet sich Jesus denen zu, die auf dieser Erde alles andere haben als den Himmel: den Mühseligen und Beladenen. Menschen, die am Leben, an ihrem Leben verzweifeln. Die keine Kraft zum Kämpfen mehr haben, denen der Lebensmut abhandengekommen ist. „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ Was ist das für ein großartiges Angebot! „Ich will euch erquicken.“ Hier und heute, jetzt bin ich für euch da. Kommt zu mir, nehmt mein Joch, das so sanft ist, auf euch. Findet dadurch Trost und Stärkung. Und Ruhe für eure gequälten Seelen. Aber man muss schon genau hinhören. „Ich will euch erquicken“, das heißt nicht: Ich nehme euch alles ab, was schiefgelaufen ist oder noch schief läuft in eurem Leben. Es heißt: Ich bin bei euch. Ich verstehe euch. Ihr seid mir wichtig. Ich nehme euch ernst und gehe euren Weg mit, wie schwer er auch sein mag. Und das wird euch trösten und aufrichten. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. – Da bleibe ich hängen. Jesus kannte also auch schon unruhige Menschen. Das ist nicht nur mein Problem, das gab es damals auch schon. Und Jesus weiß einen Weg. Er weiß, dass, unsere Unruhe eine tiefe Ursache hat. Dass unser Leben oft so belastet ist, dass wir keinen Frieden mehr finden. Dass wir uns übereinander ärgern, voreinander Angst haben und so viel mit uns herum schleppen, dass wir einfach bald nicht mehr können. Und dann stehen wir an der Kasse oder an der roten Ampel und denken, das kann doch nicht wahr sein. Auch das noch. Wieso denn auch das noch – was ist denn da noch alles da? Und darum geht es. Manchmal wird das Leben zur Last und dann sind es Kleinigkeiten, die uns fertig zu machen drohen. Jesus hat Menschen mit Lasten einfach eingeladen. Kommt her zu mir. Ihr beladenen. Ihr mit Eurer Hektik und eurer Angst, Ihr mit Eurer Wut und mit Eurer Hilflosigkeit. Ich will euch erquicken. Das hieße: ich will euch erfrischen. Und das wiederum könnte heißen: ich will eurem Leben neue Kraft, neuen Antrieb, neuen Sinn geben.Wäre die Frage, wie das geht. Und Jesus sagt: stellt euch unter meine Leitung. Richtet euer Leben nach mir ein. Und das ist das Entscheidende und Anstrengende. Denn wir haben ja alle unsere Regeln und Vorstellungen. So wird es gemacht, sagen wir. Und so musst du es machen, sagen wir unseren Kindern. Und wir geben damit weiter, was uns schon weiter gegeben worden ist und wo wir meinen, so muss es sein. Und Jesus sagt: es gibt nur ein einziges: so muss es sein. Und das sind meine Spielregeln. Und da kann natürlich jeder sagen: und warum gerade der. Da kann ja jeder kommen. Und Jesus sagt selber: weil ich sehr gut weiß, wie Gott das mit euch will. Ich habe einen direkten Draht zu Gott, den Ihr nicht habt. Und ich kann euch das weitergeben, was Gott Euch sagen möchte. Den Weg Jesu gehen, in seinen Dienst treten, sein Joch nehmen, das heißt viel mehr: Durch eine offene Tür gehen, das Loch in der Mauer sehen, und das Land dahinter, hell und weit, mit Blumen und mit Vögeln, sorgenfrei und in Freiheit erleben. Aufatmen, zur Ruhe kommen, Frieden finden. In Jesus. Er sagt: Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Die Freiheit finden zu handeln, die Kraft zu lieben und den Menschen zu dienen. Gutes zu tun, aber ohne Zwang und Muss, sie sind nicht erst die Bedingung – und: Wehe, wehe wenn nicht! – sie sind vielmehr Ausdruck eures Christseins, eurer Befreiung und Freude. Welch‘ eine Freude! Etwas, das mich danken lässt jeden Tag. Diese Gnade! Etwas, das mich sprachlos macht und mich zugleich singen lässt: Du meine Seele singe! Amen
Fürbittgebet / Vaterunser
Wenn unser ganzes Leben ein Singen wäre, Gott, das wäre schön! Viele könnten einstimmen, bis die Melodie in ihren Herzen Platz gefunden hat. Freude würde unsere Verdrießlichkeit verjagen, würde uns dazu bringen, deine Wunder zu sehen: in der Blüte, die sich öffnet, in dem Kind, das zum Leben erwacht, in Menschen, die einander zugetan sind, in jedem, der nach Hause findet. Lass unsere Ohren die leise Stimme vernehmen, mit der du uns leitest. Wir danken dir, Gott, für die Musik, die uns froh macht, die uns hilft, dich zu loben. Ein frohes und dankbares Lied fällt uns nicht immer leicht. In unser Danken bricht oft die Klage, in unsere Freude die Sorge. Aber deine Treue ist alle Morgen neu, deine Liebe ist ohne Grenzen, du bist bei uns auch in den Tagen der Not und der Anfechtung, der Hoffnungslosigkeit und des Schmerzes. Darum preisen wir deine Barmherzigkeit und singen dein Lob. Wir denken auch an die Menschen, denen Leid und Sorgen den Mund verschlossen haben; die nicht singen, sondern seufzen; die nicht loben, sondern weinen. Wir denken an die Mutlosen, die Einsamen, die Kranken, die Trauernden. Wir bitten dich, barmherziger Gott: Lass auch sie wieder einstimmen in das Lied des Glaubens und der Hoffnung. Segne den Dienst aller, die in der Kirchenmusik tätig sind, dass ihr Singen und Musizieren mithelfe, dein Rufen zu hören, deine Liebe zu verstehen, deine Gnade anzubieten und dein Evangelium zu verkündigen. – Vater unser …
Lied Herr, wir bitten: Komm und segne uns (EG 590)
Segen
Der Herr segne und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden. Amen.
Bleiben Sie behütet und gesund!
Es grüßt Sie herzlichst, Ihre
Lektorin Gerlinde Abel