Andacht „Michaelistag“, 29.09.2024, Diakonin/Prädikantin Sabine Klatt

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Ich freue mich, dass wir auch auf diese Weise miteinander verbunden sind – im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Gebet

Herr, unser Gott, du hast deinen Engeln befohlen, dass sie uns behüten auf allen unseren Wegen. Wir bitten dich: Lass uns darauf vertrauen, damit wir dem Bösen widerstehen können und in Gefahren bewahrt bleiben. Durch unseren Herrn Jesus Christus, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen

Lied: EGPlus 118:

Gottes Engel weichen nie, nie von meiner Seite. Stärken, trösten, helfen mir. Gottes Engel mich begleiten. / Gottes Engel weichen nie, nie in finstern Zeiten. Kämpfen, retten, führen mich. Gottes Engel mich begleiten.

Ansprache zu 4. Mose 22,21-35

Liebe Leser*innen!

Im 4. Buch Mose lesen wir die Geschichte Bileams: Nachdem die Israeliten aus Ägypten geflohen waren und die lange Reise durch die Wüste hinter sich hatten, kamen sie endlich im gelobten Land an. Doch im gelobten Land flossen nicht nur Milch und Honig. Es war von anderen Völkern bewohnt mit denen es kriegerische Auseinandersetzungen gab. Eigentlich wollte Israel durch das Land der Amoriter nur hindurch ziehen. Aber diese verweigerten ihnen die Durchreise. Daraufhin wurden die Amoriter von den Israeliten geschlagen. Nun standen sie am Nordrand des Toten Meeres am Rand des Gebietes, das die Moabiter bewohnten. Diese hatten von der Kampfeskraft der Israeliten gehört und bekamen Angst. Und nun kommt Bileam ins Spiel. Bileam war ein bekannter Mann im heutigen Nahen Osten. Sein Wort war mit einer ungewöhnlichen Macht ausgestattet: Er konnte Menschen segnen und ihnen damit eine große Kraft verleihen; er konnte aber auch Menschen verfluchen, die dadurch schlimmen Schaden nahmen – glaubte man zumindest. Auf jeden Fall schickte Balak der König der Moabiter nach Bileam, damit dieser die Israeliten verfluchen sollte, um ihnen ihre Kraft im Kampf zu nehmen. Soviel zur Vorgeschichte. – Bileam ist also auf dem Rücken seiner Eselin unterwegs nach Moab. Ihnen stellt sich ein Engel mit einem Schwert in den Weg. Doch Bileam sieht ihn nicht. Nun kommt die Stunde der Eselin. Sie bemerkt den Engel des Herrn mit dem Schwert in der Hand und will ausweichen. Sie verlässt den Weg und weicht aufs Feld aus. Bileam ist ungehalten über das Verhalten seines Reittiers. Er will auf direktem Weg vorwärts. Schließlich hat er ein Ziel. Und jetzt ärgert es ihn, dass seine Eselin die Reiseroute nicht einhält. Erst handelt Gott recht sanft mit Bileam, auch wenn der Engel das gezückte Schwert als Warnung schon in der Hand hält. Als die Eselin „nur“ den Umweg durchs Feld nimmt, tut das Bileam nicht weiter weh. Hätte Bileam nicht auffallen müssen, dass seine Eselin in dieser Gefahrensituation nicht – wie sonst üblich – stehen bleibt, sondern ins Feld ausweicht? Aber es ist blind für diesen Hinweis. Anstatt darüber nachzudenken, tut er ihr Unrecht und schlägt sie. – An einer sehr schmalen Stelle zwischen Weinbergen stellt sich der Engel des Herrn ein zweites Mal in ihren Weg. Wieder sieht Bileam den Engel nicht. Wie tragisch, wenn Tiere mehr Einsicht haben als Menschen! Wieder verhält sich die Eselin untypisch und bleibt nicht einfach stehen. Ihr Verhalten richtet sich nun direkt gegen Bileam. Für die Eselin bedeutet es schon ein Kunststück noch an dem bewaffneten Engel vorbeizukommen. Sie drängt sich so sehr an die Weinbergmauern, dass sie Bileams Fuß an den Steinen einquetscht. Aber auch diese Verletzung bewirkt bei ihm keine Einsicht und vor allem kein Erwachen. Er wird nur noch ärgerlicher. War der erste Hinweis Gottes noch recht sanft gewesen, so ist das nun anders. Als die Eselin Bileams Fuß an die Weinbergmauer drückt, ist das schmerzhaft für ihn. Bileam aber bleibt unbelehrbar: Er schlägt seine Eselin noch einmal und reitet einfach weiter. – Gottes Geduld ist noch nicht zu Ende. Diesmal lässt Er den Engel in einem Engpass auftreten. Nach vorne geht es nicht weiter: Der Engel versperrt den Weg. – Zur Seite kann Bileam nicht ausweichen: Rechts und links Hindernisse. – Umdrehen kann er nicht: Es ist zu eng. Es gibt keinen Ausweg für Bileam. Aber dieser realisiert seine verfahrene Situation überhaupt nicht. Er erkennt auch nicht, wer vor ihm steht. Diese „dumme“ Eselin ist anscheinend intelligenter als ihr Besitzer. Sie erkennt die Lage und tut das einzig Richtige. – Sie legt sich hin und gibt damit ihrem Reiter zu verstehen: „Bis hierher und nicht weiter.“ Zwischen Bileam und der Eselin bestand ein langes und gutes Verhältnis, das nun gestört ist. Bileam überfährt auch dieses „Stoppschild“. Er wird zornig und schlägt zum dritten Mal seine Eselin. Es hat den Anschein, dass er sein Herz verhärtet und seinen Zorn gegen die richtet, die Gott zu seiner Warnung gesandt hat. Bis hierher war das Verhalten der Eselin natürlich und erklärbar. Aber nun passiert etwas Seltsames: Das Tier beginnt zu sprechen und bringt seinen Herrn doch noch zum Nachdenken. „Was habe ich getan, dass du mich nun dreimal geschlagen hast?“ Bileam hat nur bemerkt, dass sein Reittier nicht seinen Befehlen Folge leistet. Erst als seine Eselin ihn an ihre Zuverlässigkeit erinnerte, wird Bileam nachdenklich. Und schließlich öffnet Gott ihm die Augen für den Engel, der ihm seinen Weg versperrt. Erst jetzt versteht er die Botschaft seines Herrn. Er versteht, dass er auf einem verkehrten Weg war. Er fällt auf die Knie und ist bereit umzukehren. Aber Gott sagt zu Bileam: Es ist in Ordnung. Du kannst nach Moab ziehen, aber dort wirst du die Israeliten nicht verfluchen, sondern segnen. Er soll nur das sagen, was Gott ihm in den Mund legt. Damit endet der Abschnitt aus dem 4. Buch Mose.

Was uns die Geschichte heute zu sagen? – Wer sich auf diese alte Geschichte eingelassen hat, dem sticht es fast ins Auge oder besser gesagt: ins Herz. – Wie oft wollen wir mit dem Kopf durch die Wand? Wie oft wollen wir unsere eigenen Wege gehen und verrennen uns dabei? Alle Hinweise darauf, dass wir uns verrannt haben, machen uns nur noch energischer in unserem Vorwärtsdrang. Dabei stellt Gott uns immer wieder seine Engel in den Weg, die uns aufhalten wollen, wenn wir auf einem verkehrten Weg sind. – Bileam geht vor Gott in die Knie als der Engel zu ihm sagt: „Ich habe mich aufgemacht, um dir zu widerstehen; denn dein Weg ist verkehrt in meinen Augen.“ – Wie oft gehen auch wir verkehrte Wege? Wir verrennen uns in einen Konflikt mit einem anderen Menschen, vielleicht sogar aus der eigenen Familie. Wir werden immer rechthaberischer und immer bitterer. Alle möglichen Warnsignale, die uns vor Schlimmerem bewahren wollen, übersehen wir bis es schließlich zum Bruch kommt. Wie gut, wenn wir vorher acht geben auf die Engel, die Gott uns in den Weg stellt, um uns vor Unheil zu bewahren. Wie gut, wenn wir über unsere Blessuren nicht nur zornig werden, sondern wacher werden für unsere wirkliche Situation. Wir könnten viele Beispiele finden, wo wir uns in unserem Leben auf verkehrten Wegen verrennen. Jeder geht da seine eigenen Wege und jeder sollte sich selbst gegenüber ehrlich sein. Entscheidend ist, ob wir die Engel bemerken, die Gott uns in den Weg stellt, wenn wir in die verkehrte Richtung gehen. Wichtig ist, dass wir dann bereit sind unsere Fehler zu erkennen, umzukehren, und zu bereuen, unseren Mangel an Gottvertrauen einzugestehen. – Der Engel in unserer Geschichte hat ein Schwert. Aber Bileam geschieht nichts. Er wird für seinen verkehrten Weg nicht bestraft. Er darf mit neuer Blickrichtung weiterreisen. Die Blickrichtung heißt nicht mehr: verfluchen, sondern: segnen. – Auch uns droht nicht das Schwert, wenn wir Gott unsere Schuld eingestehen und umkehren von verkehrten Wegen. Gott vergibt uns um Jesu willen unsere Schuld und schenkt uns das große Vertrauen, damit

wir unseren Lebensweg in der Kraft der Vergebung, die Jesus Christus, Gottes Sohn, für uns am Kreuz erwirkt hat, fortsetzen. Gott sei Dank. Amen

Fürbittengebet / Vaterunser

Gott, sende deine Engel, dass sie alle dunklen Mächte vertreiben, dass sie uns beschützen auf unseren Wegen, dass sie die traurigen Herzen heilen.   Gott, sende deine Engel, dass sie deinen Frieden in alle Länder der Erde bringen, dass sie den Mächtigen Wege weisen zur Gerechtigkeit. Gott, sende deine Engel, dass sie uns hineinnehmen in ihren Lobgesang, dass sie deine Worte verkünden, und lass uns deine Botinnen und Boten sein. – Vater unser im Himmel, …

Segen

Dein Engel sei vor dir, um dir den rechten Weg zu weisen. Dein Engel sei neben dir, um dich zu schützen. Dein Engel sei hinter dir, um dich zu bewahren vor allem Schaden. Dein Engel sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst.

 

Bleiben Sie behütet und gesund!

Es grüßt Sie herzlichst, Ihre

Diakonin/Prädikantin Sabine Klatt