Andacht Pfingsten 19.05.2024 von Pfarrer Alexander Donges

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Liebe Leserinnen und Leser

wirr feiern heute an Pfingsten Gottesdienst im Namen Gottes. Der Heilige Geist kam zu uns. Gottes Geist schwebte nicht nur am Anfang über den Wassern, sondern weckt uns noch heute zum Leben. Jesu Mut ist immer noch ansteckend. Gottes Atem stärkt unsere Mühen um Gerechtigkeit und Wahrheit. So feiern wir in seinem Namen, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Gebet

Heiliger Geist, du Kraft der Liebe. Die Welt braucht dich. Die Schöpfung wartet auf dich. Wir Menschen fragen nach dir. Deine Kirche lebt von dir.
Komm und schenke neues Leben. Amen

EG 136 1+2 „O komm, du Geist der Wahrheit“

Impuls

„Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“ lautet der Titel eines Buches von Richard David Precht. Woher weiß ich, wer ich bin?

Woher weiß ich, ob es das Richtige ist, was ich tue? Was ist gut? Auf diese und vielerlei mehr Fragen des Lebens versucht der Autor in seinem Buch Antworten zu finden. Er geht Lebensfragen nach auf der Suche nach dem Glück.

Dabei geht es zunächst um uns Selbst, unsere Persönlichkeit. Was macht mich aus? Was unterscheidet mich von den anderen? Und hierbei geht es nicht um meine Haar- und Augenfarbe, oder ob ich groß bin oder klein, sondern um mein innerstes Wesen. Um das was mich ausmacht und wie ich mich verhalte.

Ein Beispiel: Beim Bäcker kauft die Frau in der Schlange vor mir das letzte Stück des leckeren Erdbeerkuchens, das ich gerne gehabt hätte.

Wie reagiere ich in dieser Situation? Ärgere ich mich darüber oder bleibe ich ruhig? Gönne ich der Frau das Stück Kuchen oder schaue ich sie verbittert an? Eskaliere ich und gestikuliere wild in der Luft herum oder trauere ich dem Stück hinterher?

Ich habe viele Optionen mit der Situation umzugehen. Doch mein Charakter, wie ich bin, der zeigt sich in solchen Situationen.

Schon in der Antike versuchte man, Charaktereigenschaften zu kategorisieren und somit bestimmte Wesenszüge von Menschen einzuordnen.

Galenus, ein Chemiker würden wir ihn heute nennen, ordnet die damals entwickelte Viersäftelehre den vier vorhandenen Temperamenten zu.

Je nachdem wieviel von einem der Säfte vorhanden ist, so die Vorstellung, bildet sich das jeweilige Temperament heraus. Reagiere ich heiter und aktiv, reagiere ich passiv, reagiere ich traurig und nachdenklich oder cholerisch und bin reizbar. Denken sie an den Erdbeerkuchen.

Zum Glück sind wir heute schon weiter und wissen, dass keine Säfte unseren Charakter bestimmen, sondern dass alle Lebensfunktionen eines Menschen, wie Herzrhythmus, Atmung oder das Bewegen von Armen und Beinen, auf biochemische Prozesse in unserem Gehirn beruhen. Ebenso basieren alle Funktionen, wie Lernen und Erinnern, Empathie oder die Ausformung unserer Persönlichkeit und sogar der freie Wille auf Synapsenbildungen, die die Informationen durch unseren Körper tragen. Alles, was einen Menschen ausmacht, ist das Ergebnis dieser Verbindungen. Ohne diese ist Leben nicht möglich.

Unser Predigttext, den wir eben gehört haben, der setzt beim Ende des Lebens, beim Tod an. Verbunden mit der Frage, was passiert nach unserem Tod?

Fragt man die Wissenschaft, so ist der Tod die Auflösung unserer Persönlichkeit und somit unseres Bewusstseins und der Identität. Doch steht dies nicht im Widerspruch zur Hoffnung auf die Auferstehung von den Toten und das ewige Leben? Wie kann unserer Persönlichkeit nach dem Tod in eine andere, neue Daseinsform überführt werden?

Für uns Christen ist die Auferstehungsbotschaft lebensnotwendig für unseren Glauben. Paulus entwickelt in 1. Kor. 15, 35-49 ein Bild von einer neuen und anderen Existenz der Gläubigen nach dem Tod, die anders ist als sie wir uns vorzustellen in der Lage sind. Die Auferstehung der Toten verleiht einen „himmlischen“ Körper, schreibt Paulus. Erkennt man in diesem himmlischen Körper noch die Charaktereigenschaften jedes einzelnen Menschen? Für das heutige naturwissenschaftliche Denken kann der Tod des Menschen nur als Ganztod verstanden werden. Dies stellt die Vorstellung einer Existenz nach dem Tod vor eine große Herausforderung. Ich glaube an die Auferstehung der Toten und das ewige Leben. Ein Leben, das über den Tod hinaus geht. Und ich halte es für wahr, dass dies richtig ist. Ich halte es für wahr, dass Christus den Tod überwunden hat. Verbunden mit der Zusage, dass dies auch für uns gilt. Ich glaube aber auch, dass unsere Existenz nach dem Tod eine ganz andere sein wird, als das, was wir uns vorstellen und vorstellen können. Genauso wenig, wie ein Kind im Leib seiner Mutter eine Idee davon hat, wie die Welt nach seiner Geburt aussehen wird, wissen wir, was uns am Ende der Zeit erwartet. Es liegt außerhalb dessen, was das Kind bzw. was wir fassen und verstehen können. Ja, es geht weiter. Und es ist größer und komplexer als es unsere Synapsenverbindungen ausmalen können. Der einzige Unterschied zur naturwissenschaftlichen Vorstellung liegt darin, dass wir glauben können und die Hoffnung haben, dass etwas Neues wird, denn aus dem was ist, wird nicht Nichts.

Was aus unserem Schriftlesungstext hervorgeht, ist, dass das Leben nach dem Tod ganz mit Gott verbunden ist. Gott haucht den Odem ein heißt es. Genauso wie am Beginn der Schöpfung, wird auch nach dem Tod eben dieses zum Zeichen, dass Gott den Menschen erwecken wird und er uns damit eine Hoffnung schenkt, die über den Tod hinausgeht.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Sinne und Herzen in Christus Jesus, Amen.

EG 136 4+7 „O komm, du Geist der Wahrheit“

Fürbittengebet

Gott, du schenkst deinen Geist und die Kraft für das Gute. Wir danken dir für unsere Lebenskraft. Für einen wachen Verstand und ein mitfühlendes Herz. Wir bitten dich, bleibe bei allen, denen die Kraft für den nächsten Tag fehlt. Sende deinen Geist

Wir bitten dich, schenke denen Geduld, die keine Lösung sehen und auf deinen Geist warten. Sende deinen Geist

Wir bitten dich, lass deine Freundlichkeit für alle wehen,
die das Lachen verlernt haben.

Sende deinen Geist

Wir bitten dich, begeistere uns jeden Tag aufs Neue. Für das Leben, für die Liebe.

Sende deinen Geist

Gott, unsere Welt – eine Wohnung für deinen Heiligen Geist. Unsere Welt – voll des Friedens und der Hoffnung, voller Trost und Ermutigung.
Wir Menschen – in aller Verschiedenheit verbunden in deinem Geist.
Darauf hoffen wir. Und so sende deinen Geist.

Tröste die Trauernden. Ermutige, die sich aufgegeben haben. Stärke, die schwer an einer Last tragen.

Sende deinen Geist.

Lass Respekt und Klarheit einziehen, wo Menschen abgestempelt werden
und wo das Vorurteil herrscht.

Sende deinen Geist.

Stärke den Mut zu widerstehen, wo Unrecht getan wird.

Sende deinen Geist.

Das bitten wir dich im Namen Jesu Christi. Amen

Segen

Gott segne dich und behüte dich. Gott lasse leuchten sein Angesicht auf dich. Gott erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir seinen Frieden. Amen

Bleiben Sie behütet und gesund!

Es grüßt Sie herzlichst, Ihr Pfarrer Alexander Donges