Andacht Reminiszere, 05.03.2023, von Diakonin/Prädikantin Margaretha Eidam

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Liebe Leserinnen und Leser,

schön, dass wir auch auf diesem Weg im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes miteinander verbunden sind. AMEN

Der Sonntag trägt den Namen Reminiszere, was bedeutet: Gedenke Herr an dein Barmherzigkeit, und an deine Güte die von Ewigkeit her gewesen sind.

Psalm 25

Nach dir, HERR, verlangt mich. Mein Gott, ich hoffe auf dich; lass mich nicht zuschanden werden, dass meine Feinde nicht frohlocken über mich. Denn keiner wird zuschanden, der auf dich harret; aber zuschanden werden die leichtfertigen Verächter. HERR, zeige mir deine Wege und lehre mich deine Steige! Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich! Denn du bist der Gott, der mir hilft; täglich harre ich auf dich. Gedenke, HERR, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind. Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Übertretungen, gedenke aber meiner nach deiner Barmherzigkeit, HERR, um deiner Güte willen! Der HERR ist gut und gerecht; darum weist er Sündern den Weg. Er leitet die Elenden recht und lehrt die Elenden seinen Weg.

Gebet

Herr, unser Gott, du siehst uns – mit unserem Mut und unserer Mutlosigkeit, mit unserer Kraft und unserer Schwäche. Wende dich uns zu, stärke uns, richte uns auf. Öffne uns die Augen für deine Gegenwart und für deinen Willen. Dies bitten wir durch Christus, unseren Herrn und Bruder. Amen.

Der Predigttext für den heutigen Sonntag steht im Markusevangelium im 12. Kapitel die Verse 1-12

Liebe Leserinnen und Leser,

„manchmal geht die Rechnung nicht auf!“ Nicht nur in einem Lokal kann das einem passieren, wenn man die Aufstellung des Obers nachprüft und merkt, dass er zu viel aufgelistet hat. Es kann auch überall da geschehen, wo man meint alle Kosten bedacht zu haben und dann feststellen muss, dass man sich die Renovierung der Wohnung oder die Sanierung des Hauses jetzt einfach nicht leisten kann. Und denken wir zurück an unser Arbeitsleben, wenn wir uns nach tagelanger harter Arbeit auf ein freies Wochenende mit der Person gefreut haben, mit der man so gerne zusammen ist und dann merkt, dass die eigenen Wünsche und die Wirklichkeit ganz unterschiedliche Dinge sind. Es ist immer ärgerlich, wenn eine Rechnung nicht aufgeht, vor allem dann, wenn man mehr geben muss, als gedacht.In dem eben gehörten Text geht die Rechnung ebenfalls nicht auf. Das hat sich der Weinbergsbesitzer ganz anders vorstellt, als er seinen Weinberg den Pächtern in Rechnung stellen wollte. Mit großer Liebe und Sorgfalt hat er ihn angelegt hat, ihn umgegraben, die schweren Bruchsteine aussortiert und weggeschleppt, edle Reben eingesetzt, einen Zaun gezogen als Schutz gegen das Zertreten und Abfressen durch Tiere. Und dann vertraut er nach vielen Mühen den Weinberg anderen an. Jetzt sollen sie gut damit umgehen, gewissenhaft darin arbeiten und die reifen Früchte ernten. Dann will er kommen und sich seinen Anteil holen. Aber die Rechnung geht nicht auf. Die Boten werden angegriffen und geschlagen. Auch der eigene Sohn des Weinbergsbesitzers wird abgelehnt und sogar umgebracht. Viele von uns kennen sicher solche Lebenserfahrungen, haben ähnliches auch schon erlebt wie dieser Weinbergsbesitzer und sagen dann vielleicht „Ich investiere doch auch so viel und dann merke ich, dass die Rechnung nicht aufgeht.“ Z. B. „Was habe ich in meinem Garten nicht alles unternommen, damit der Ertrag besser wird?“ „Was habe ich in das Haus hineingesteckt. Und als das Meiste abbezahlt war, da ging es schon los mit den ersten großen Reparaturen. Dann war es ohnehin schon zu groß, weil die Kinder schon nicht mehr da waren.“ und und….die Reihe ließe sich fortsetzen…. „Überhaupt:   Die eigenen Kinder. Was habe ich mich bemüht? Was haben sie an Zeit und Kraft gekostet. Die langen Fahrten an den Wochenende zu den Basketballspielen – die vielen Gespräche mit den Lehrerinnen und Lehrern über die Noten, die nicht besser werden wollten. das endlose Diskutieren, wie lange abends Fernsehen geschaut werden darf und jetzt gehen sie ihre eigenen Wege und es ist noch nicht ganz klar, ob sie einmal dahin kommen, wo ich sie gerne hingebracht hätte. In diesem Gleichnis geht es um noch mehr. Nicht nur, dass wir uns darin wiedererkennen können , sondern merken: Auch bei jemand anderem scheint ebenso eine Rechnung nicht aufzugehen. Die des Weinbergsbesitzers. Und damit ist in diesem Gleichnis niemand anderes als Gott gemeint.

Was hat er in seinen großen Weinberg, die Erde, investiert: Dass sie sich entfalten konnte. Dass sie nach vielen Millionen Jahren so geworden ist, dass Menschen darin Nahrung finden und satt werden. Dass wir Menschen. die Fähigkeit erlangt haben, sie zu erforschen und zu bebauen. Dass wir eine Sprache entwickelt haben, die uns hilft, uns untereinander zu verständigen, sondern auch ihm, Gott, für all das, was er uns gegeben hat, zu danken und ihn zu ehren .Verständlich, dass der Weinbergsbesitzer kommt und sich am Ergebnis mitfreuen und seinen Pachtanteil holen will. Aber diese Rechnung geht gerade nicht auf. Ich lese aus dieser Geschichte auch heraus, dass Gott selbst der Verlierer in seiner eigenen Welt sein kann. Eigentlich müssten die Pächter doch voller Dankbarkeit den Boten das zurückgeben, was der Weinbergsbesitzer investiert hat. Aber stattdessen gibt es Ablehnung statt Liebe. Auch der letzte Versuch seiner Liebe und Barmherzigkeit geht nicht auf. Selbst den eigenen Sohn achten und ehren sie nicht. Die Passionszeit   liebe Leser*innen, erinnert uns daran, dass Gott diese Tragödie erlebt hat. Und diese Geschichte hat schon damals den Hörern deutlich vor Augen geführt, dass die Besessenheit nach „Immer-noch-mehr“ nicht nur die eigene Gier kaum befrieden kann, sondern auch Unfrieden und Zorn hinterlässt, der meistens nicht mehr gut gemacht werden kann. Weil nicht erst seit heute die einen immer mehr für sich herausholen wollen, weil die Rechnungen der Pächter damals wie heute nicht aufgehen und weil viel zu viele auf der Strecke bleiben, stellt Gott eine ganz andere Schlussrechnung auf: Mit einem alten biblischen Bild kündigt er sie an. „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden“ Der Eckstein ist der Schlussstein im Bau. Es ist der Stein, der alles zusammenhält, der gleichzeitig auch alle Spannungen ausgleicht. Unser Gleichnis sagt: Ein solcher Eckstein ist Jesus für die Welt. Wenn dieser Eckstein nicht mehr da wäre, dann bricht alle Menschlichkeit zusammen, dann holen sich auch in Zeiten von Finanzkrisen die Superreichen immer noch mehr für sich heraus.Dieser Eckstein sagt auch: Du bist arm dran, wenn du ein gesichertes Auskommen hast, aber immerzu auf mehr aus bist und immer noch nicht zufrieden bist mit dem vielen, was du bereits verdient hast.Weil so viele Rechnungen nicht aufgehen und weil wir uns häufig verkalkulieren, deshalb braucht es diesen einen Eckstein, der uns erinnert:   Du hast alles im Leben nur gepachtet. Und auf deiner letzten Reise kannst du ohnehin nichts mitnehmen. Eine unangenehme Erinnerung. Schon zurzeit Jesu hat sie nicht ins Konzept gepasst. So ein Eckstein stört. Das ist immer schon so gewesen. Und „was würde Jesus dazu sagen?“ wenn wir immer nur darauf aus sind, dass sich alles mindestens 1:1 rechnet? Vielleicht würde er sagen: Wer in seinem Leben immer nur so auflistet, dass ein Gewinn herauskommen muss, der ist zutiefst zu bedauern. Weil er alles und jeden als eine Ware ansieht, der man sich entledigt, wenn   man sie nicht mehr braucht. Wo immer das Gefühl bei uns Menschen im Hintergrund mitschwebt, man könnte zu viel investieren, anderen mehr geben, vielleicht die Mutter im Heim mehr besuchen als die Geschwister es tun. Der ist nicht frei für das was wirklich zählt in unserem Leben. Jesus würde vielleicht Dann zu uns sagen: Werde bloß kein Erbsenzähler. Solche Menschen sind ungenießbar, weil sie alles aufrechnen. Lass dich nicht verbittern, wenn etwas nicht so aufgeht, wie du es dir vorgestellt hast. Dazu ist das Leben viel zu schade.Aus dem Gleichnis von dem Weinbergsbesitzer höre ich auch heraus: „Wenn du etwas auflisten willst, dann das, was du alles bekommst, einfach so“, oder noch besser: „Lass dich einfach beschenken. Mach dir bewusst, dass Gott eben nicht aufrechnet, nicht genau Buch führt, wo du ihm etwas vorenthalten, ihm nicht mit gleicher Münze zurückgezahlt hast. Du lebst von dem unermesslichen Vertrauen, das er dir entgegenbringt, weil du in seinen Augen einzigartig und wunderbar bist. Und du kannst dich auch noch entwickeln und es anders machen.“ Deshalb: Lass dich beschenken mit dem Vertrauen, das Gott dir entgegenbringt. Vertrauen kann man ohnehin nicht aufrechnen und vergleichen. Vertrauen kann man nur geben oder es sein lassen. Gott hat sich für Ersteres entschieden. Und das Vertrauen Gottes, das umfangreicher und größer ist als alles menschliche Abwägen und Vergleichen, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen

Fürbitte/ Vaterunser

Du Gott bist barmherzig, deine Liebe lässt uns leben. Du hast Geduld mit uns. Du rechnest nicht auf Du wartest auf uns in Liebe und Geduld. Heute bitten wir dich um deine Stärkung: für Menschen, die sich gegen Lügen wehren. Für Menschen, die verfolgt sind und fliehen müssen. Für Menschen, die sich unermüdlich für andere einsetzen. Für Menschen, die nicht mehr können, die ausgebrannt sind. Für Menschen, die krank sind. Für alle, die zu dir beten. Für uns und für alles, was wir uns vornehmen. In der Stille bringen wir vor dich was unausgesprochen ist……Vater unser ……

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. AMEN

Bleiben Sie behütet und gesund

Ihre

Margaretha Eidam