Trinitatis feiern wir heute, das Fest der göttlichen Dreifaltigkeit: Vater, Sohn und heiliger Geist. Wir glauben an Gott den Vater der unser Ursprung ist. Wir glauben an den Sohn, der Mensch geworden ist und uns den Weg zum Leben führt. Wir glauben an den heiligen Geist, der uns das Herz aufschließt für den Vater und den Sohn.
Lied EG+ 34 Komm heil’ger Geist, mit deiner Kraft
Gebet
Gott, du bist der Heilige, deine Ehre erfüllt die Schöpfung. Wir bitten dich: Lehre uns empfinden, was heilig ist. Gib uns ein Gefühl für deine Ehre, dass wir im andächtigen Schweigen, im vernünftigen Reden und im verantwortungsbewussten Tun dich bekennen und loben, Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.
Andacht
Liebe Leser*innen!
Nächtliche Gespräche haben es oft in sich. In der Nacht gehen wir den Dingen auf den Grund. Das Reden bekommt Tiefgang. Worte werden grundsätzlich. Und wenn wir Modernen vielleicht auch nicht mehr die Faszination über „das moralische Gesetz in uns“ mit dem Philosophen Immanuel Kant teilen – beim Blick in den Sternenhimmel müssen wir mit ihm staunen über seine geheimnisvolle Unermesslichkeit und über die geheimnisvolle Winzigkeit unseres Lebens. Wer hat bei solchem Anblick noch nicht über eine der Grundfragen des Philosophen nachgedacht? Was kann ich wissen, was darf ich hoffen, was soll ich tun? Wer ist Gott und wer ist der Mensch? Nachts geht man sich selbst und den Dingen auf den Grund. – Für den gebildeten Nikodemus und seine Kollegen ist deshalb die Nacht die Zeit, sich mit tiefsten und letzten Dingen zu beschäftigen.
Johannes 3 1-15
Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemus, einer von den Oberen der Juden. Der kam zu Jesus bei Nacht und sprach zu ihm: Meister, wir wissen, du bist ein Lehrer, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden? Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren ist, das ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von neuem geboren werden. Paulus antwortete und sprach zu ihm: Bist du Israels Lehrer und weißt das nicht? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben; ihr aber nehmt unser Zeugnis nicht an. Glaubt ihr nicht, wenn ich euch von irdischen Dingen sage, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch von himmlischen Dingen sage? Und niemand ist gen Himmel aufgefahren. Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist. Nikodemus antwortete und sprach zu ihm: Wie kann dies geschehen? Und niemand ist gen Himmel aufgefahren außer dem, der vom Himmel herabgekommen ist, nämlich der Menschensohn. Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.
Ist das nicht eine seltsame Unterhaltung, die uns der Evangelist Johannes überliefert? Und zugleich ist dieses Gespräch auch etwas Besonderes. Nicht nur im Ergebnis, dass nämlich eine hochgestellte Persönlichkeit aus den Reihen der religiös engagierten Pharisäer echtes Interesse an Jesus hat. Das Besondere dieses Gespräches ist darüber hinaus, dass in Jesu Ausführungen Gott in seiner dritten Erscheinungsweise – im Heiligen Geist zur Sprache kommt. Die Dreieinigkeit, die Trinität wird vervollständigt. Schauen wir genauer hin: Ein Neugieriger aus den Reihen der Pharisäer kommt im Schutz der Nacht, um Jesus aufzusuchen: Jesus, was bist du für einer, von dem wir Pharisäer wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gesandt? Jesus antwortet nicht direkt: Jesus gibt ihm zu verstehen: Was meinst du denn schon zu wissen? Um göttliche Vollmacht wahrzunehmen, bedarf es mehr als bloß einer äußerlichen Beobachtung. Da muss man Augen für die göttliche Wirklichkeit haben. Und das setzt voraus , dass man neu geboren ist! Wie muss man erneut geboren werden? Was soll das denn bedeuten? Nikodemus äußert sein Befremden: „Neue Geburt! Ich kann doch in meinem Alter nicht wieder in den Mutterleib schlüpfen.! Ich verstehe deine Rede nicht!“ Die Formel des Lebens scheint noch geheimnisvoller zu werden als sie bisher erscheint: „neu geboren werden durch Wasser und Geist“ als Schlüssel zu der Welt, die Jesus das Reich Gottes nennt. Jesu Antwort auf die Fragen des Nikodemus ist vielleicht ein Versuch, dem neugierigen Pharisäer ansatzweise die Augen zu öffnen. Das Reich Gottes sehen, mag heißen: In dieser Welt, wie sie ist, schon die andere Welt sehen können; also durch alle irdische Wirklichkeit hindurch sehen. Gottes Wirklichkeit sehen. Und das kann heißen: Verstehen, was Jesus meint mit seinen Zeichen, die er tut. Das könnte heißen, dass dieses Reich Gottes schon da ist –, nicht irgendwo in weiter Ferne; nein, mitten in dieser Welt, wie sie ist, verborgen für Menschen, denen die Augen noch nicht geöffnet sind dafür. Erst „was vom Geist geboren ist, das ist Geist. Erst die Neugeburt macht es möglich, erst die Taufe mit Wasser und dem Wirken des Heiligen Geistes macht es möglich, die Augen für das Reich Gottes geöffnet zu bekommen. Da liegt der Schlüssel zum Verständnis: Die Taufe ist es und darin das Wirken des Heiligen Geistes. Die Trinität nimmt realistische Züge an, und ihr Zweck, ihre Aufgabe in Bezug auf Menschen, wird von Jesus benannt. Das Reich Gottes sehen können, ja, in das Reich Gottes hineinzukommen, wird möglich für den Menschen durch seine Wiedergeburt; von Neuem geboren werden durch Wasser und Heiligen Geist ist die Tür zum Reich Gottes. Was sagt Jesus da eigentlich so beharrlich? Jesus sagt, es gibt keine Methode, um aus Wasser und Geist geboren zu werden, so wie es auch keine Methode gibt, auf diese Welt geboren zu werden. Geboren werden ist ein passiver Vorgang. Keiner von uns konnte etwas dazu tun, dass er geboren wurde und seine Augen im Licht dieser Welt aufschlug.
Und genauso verhält es sich mit der geistlichen Geburt. „Fürchte dich nicht“, sagt Gott beim Propheten Jesaja, „denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; u bist mein.“( Jesaja 43,1) Da bleibt uns nur übrig, aufzuhören uns zu fürchten, aufzuhören mit dem Versuch, aus eigener Vernunft und Kraft an Jesus Christus unsern Herrn zu glauben und zu ihm zu kommen. Die geistliche Geburt ist ganz Gotteswerk. Sie geschieht, wenn Gott in uns geboren wird und dort seine Augen aufschlägt. Doch damit nicht genug: „Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist.“ Das meint, dass jeder Mensch, der aus dem Geist geboren wurde, also wiedergeboren wurde, noch lange nicht über den Geist verfügen kann? Ja, der Geist Gottes, die dritte Erscheinungsform Gottes, bleibt unverfügbar. Das heißt, er muss immer wieder neu erbeten werden, wie wir es in unseren Gottesdiensten zu Beginn tun: „Komm, Heiliger Geist, erfüll die Herzen deiner Gläubigen und entzünd in ihnen das Feuer deiner göttlichen Liebe.“ Es reicht also nicht aus, in der Taufe, dem Bach der Wiedergeburt, von Neuem geboren worden zu sein; es reicht nicht aus dafür, das Reich Gottes für immer zu sehen. Es muss immer wieder neu erbeten werden. Neu geboren werden in der Begegnung mit Jesus, mit seinem Geist, heißt die Last der bisherigen Lebensgeschichte, die man sich aufgebürdet hat oder die einem aufgebürdet worden ist, zurück lassen zu können unglaublich sagt der Nikodemus in uns. Dennoch gilt: Neu geboren sein, willkommen sein wie ein neugeborenes Kind, auch angesichts der völligen Ohnmacht gegenüber dem Defizit unsres Lebens, dem Defizit, was das Leben sein könnte und dem, was es wirklich ist unglaublich sagt der Nikodemus in uns. Neugeboren zu werden, willkommen zu sein angesichts der zerbrochenen Hoffnungen, der verronnenen Lebenswünsche, der vertanen und verspielten Chancen, des Versagen unglaublich sagt der Nikodemus in uns. Im Hören auf die Botschaft Christi sind wir mit seinem Geist ergriffen und in ein neues unvergängliches Leben hineingestellt, Mit solch einer Neugeburt ist uns eine Geborgenheit geschenkt. Nicht um eine äußere Sicherheit geht es hier, sondern um eine innere Gewissheit – die Gewissheit göttlicher Liebe! Sie will das Leben der mit Wasser und Geist getauften erfüllen. Denn das ewige Leben hat die herrliche Eigenschaft, unvergänglich zu sein. AMEN.
Fürbittengebet
Allmächtiger Gott, du hast uns und alles geschaffen. Wir rühmen dich, dass du deinen Sohn von den Toten auferweckt und ihn zu unserem Herrn gemacht hast. – Herr, unser Heiland, du bist das Licht des Lebens und erleuchtest uns. – Gott, Heiliger Geist, du bist in deiner Gemeinde gegenwärtig. Du leitest uns in alle Wahrheit und stehst uns bei in aller Bedrängnis. – Wir bitten dich, dreieiniger Gott: Erweise dich als der Lebendige, und überwinde alles, was dir widersteht. Erleuchte mit dem Licht deiner Wahrheit die Zweifelnden, damit sie dich erkennen. Gib Vollmacht und Mut allen, die das ewige Leben verkündigen in deiner Gemeinde und in aller Welt. Tröste die Traurigen und mach sie gewiss, dass die Leiden dieser Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Sei den Sterbenden nahe, und mache sie zu Erben deines himmlischen Reiches. Mit der ganzen Kreatur warten wir auf den Tag, an dem du dein Reich aufrichten wirst in Herrlichkeit, damit alles, was im Himmel und auf Erden ist, dich lobe und preise von Ewigkeit zu Ewigkeit.- Vater unser im Himmel….
Segen
Der Herr segne und behüte dich. Er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Er erhebe sei Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen
Bleiben Sie behütet und gesund!
Es grüßt Sie herzlichst, Ihre Gerlinde Abel, Lektorin