Ich freue mich, dass wir auf diese Weise miteinander verbunden sind! Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Lied: Geh aus, mein Herz (EG 503)
Gebet
Gott, Du bist da – mitten unter uns. Schenke uns Augen für deine wunderbare Schöpfung. Öffne all unsere Sinne für die Schönheit und Pracht deines Gartens. Zeige uns auch, was die Natur braucht, was wir für sie tun können, damit sie wir sie erhalten und bewahren. So bitten wir dich immer wieder, heute und alle Tage unseres Lebens durch Jesus Christus. Amen
Bibeltext: 1. Mose 2 (Der Garten Eden)
Es war zu der Zeit, da Gott der HERR Erde und Himmel machte. Und alle die Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen. Denn Gott der HERR hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute; aber ein Strom stieg aus der Erde empor und tränkte alles Land. Da machte Gott der HERR den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen. Und Gott der HERR pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Und es geht aus von Eden ein Strom, den Garten zu bewässern, und teilt sich von da in vier Hauptarme. Der erste heißt Pischon, der fließt um das ganze Land Hawila und dort findet man Gold; und das Gold des Landes ist kostbar. Auch findet man da Bedolachharz und den Edelstein Schoham. Der zweite Strom heißt Gihon, der fließt um das ganze Land Kusch. Der dritte Strom heißt Tigris, der fließt östlich von Assyrien. Der vierte Strom ist der Euphrat. Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.
Liebe Leser*innen!
Das Paradies dieser biblischen Geschichte, der Garten Eden, ist offenbar ein echter Ort. Diese Flüsse, Gihon, Pischon, Euphrat und Tigris, die gibt es wirklich, sie wässern das Land bis heute. (Gihon und Pischon meinen wahrscheinlich den Nil). Und doch ist das Paradies ein unwirklicher oder besser ein übernatürlicher Ort. Denn Gott selbst ist hier Gärtner. Im Verlauf der Erzählung wird weiter berichtet, dass er es liebt, abends, wenn es kühl geworden ist, persönlich durch diesen Garten zu gehen. Ein Garten kann wirklich ein Paradies sein. Viele stellen sich den Garten Eden vor wie eine ursprüngliche erste Welt voller Schönheit und grenzenloser Harmonie. Doch die Bibel beschreibt den Paradiesgarten anders. Dort ist er ein ausgesparter Raum mitten in einer Welt, die schon vor ihm da ist. Er ist ein umhegter, verschlossener Grund. Das griechische Wort paradeisos bedeutet „umzäunt“. Erst die Begrenzung macht aus einem Stück Natur einen Garten. Der Welt ein Stück abgerungen, hineingesetzt in dieser Welt, hineingepflanzt, angelegt von Gott selbst, das ist „Eden“, das Paradies, sagt die Bibel. Dieses von Gottes Gegenwart erfüllte und nach seinem gärtnerischen Plan geordnete Paradies, das liegt für uns an einem jenseitigen Ort. Wir sind von ihm immer schon durch eine unüberwindbare Grenze getrennt. Es ist immer schon verloren gegangen, immer schon verloren gewesen, auch schon in biblischen Zeiten. Und trotzdem: dieses verlorene Paradies bleibt ein wirklicher, weil wirksamer Ort: denn dieser Traum vom Garten Eden prägt uns bis heute. Der Traum vom Shalom, vom Frieden des siebten Schöpfungstages, von Heil und Ganzheit, von paradiesischer Vollkommenheit. Und gerade in Krisenzeiten entfaltet dieser Traum seine Kraft. Kein Zufall, dass die alttestamentlichen Propheten in Krisenzeiten ihren Mitmenschen gerade angesichts von Leid und Entbehrung das Paradies des Ursprungs als die neue Welt Gottes vor Augen stellten: Ein Paradies, in dem Löwe und Lamm friedlich beieinander wohnen, wo das Kind am Nest der Otter spielt, ohne gebissen zu werden. Von der Paradieserzählung geht eine tröstende und orientierende Kraft aus, bis heute. Sie beschreibt den Platz, der uns Menschen zugewiesen wird im Kosmos: Den uns von Gott anvertrauten Garten sollen wir bebauen und bewahren. Der Mensch erhält eine Verantwortung wie kein anderes Geschöpf auf dieser Erde. Der Garten Eden ist kein Schlaraffenland, in dem der Mensch faul herumliegt und ihm die Nahrung in den Mund fällt. Gott hat sein Werk getan. jetzt bekommt der Mensch zu tun. Den Garten zu bebauen und zu bewahren. Zur Fürsorge Gottes gehört, dass der Mensch Verantwortung bekommt. Bebauen, da steht das hebräische Wort für Arbeiten und Dienen. Der Mensch ist ein Knecht und Diener der Erde.
Bewahren, das ist das selbe Wort, wie es für den Hirten verwendet wird, wenn er seine Schafe hütet. Ein Hüter der Schöpfung. – Wir können diesen Auftrag, der eigentlich sehr unzutreffend als Herrschaftsauftrag bezeichnet wird, heute nicht hören, ohne an die Katastrophen unserer Gegenwart zu denken: Die Gegenwart erscheint als Gegenbild geradezu der biblischen Schöpfungsgeschichte: Urwälder werden abgeholzt und niedergebrannt. Die Ozeane werden vermüllt. Die Zahl der Wildtiere ist bereits heute um zwei Drittel reduziert, und das Artensterben gefährdet Ökosysteme, von denen nicht zuletzt auch unser Leben abhängt. – Die Fridays for Foture Bewegung erinnert die Politik und uns alle daran: Der Klimawandel ist real. Mit der Umwelt und mit den Naturgesetzen kann man nicht verhandeln. Unsere Lebensweise gefährdet unser Überleben. Der Mensch ist seit Jahrtausenden ein Ausbeuter und Vernichter der Natur. Die Moderne mit ihrem Bevölkerungswachstum und mit ihrer ressourcenverschlingenden Technologie stellt alles bisher dagewesene in den Schatten. – Ein jüdischer Midrasch (also eine Auslegung) aus dem Mittelalter erzählt: „In der Stunde, da Gott den ersten Menschen erschuf, nahm er ihn, führte ihn umher an den Bäumen des Garten Eden und sprach zu ihm: ‚Siehe meine Werke, wie schön und preiswürdig sie sind! Und alles, was ich geschaffen habe, habe ich deinetwegen geschaffen. Richte deinen sinn darauf, dass du meine Welt nicht verdirbst und zerstörst; denn wenn du sie verdirbst, ist niemand da, der sie nach dir in Ordnung bringen kann.“ – Die Verantwortung der Gegenwart ist gewaltig, und das Beispiel, das manche Politiker geben, ist alles andere als ermutigend. Doch anders als bei Greta Thunberg, die sagt: „Ich möchte, dass ihr in Panik geratet und handelt…“ lautet die biblische Botschaft: „Ich möchte, dass ihr Hoffnung bekommt und handelt.“ Jesus sagt: „In der Welt habt ihr Angst, aber seit getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Das also ist der Anfang. Das Paradies, der Garten Eden. Die Geschichte geht weiter. Tiere kommen dazu. Erstaunlicherweise im Paradies nicht als Nahrung. Dafür reicht der Garten. Der Mensch kommt als Mann und Frau in den Blick. Schließlich als sterbliches Wesen, dessen Leben bedroht und gefährdet ist. Warum der Mensch jenseits von Eden lebt, das Paradies verloren ist. – Aber das ist eine andere Geschichte. – Die Erinnerung an den Anfang begleitet den Menschen. Wie im Paradies. Ob Urlaub am blauen Meer und weißen Strand, der Schlaf auf einer Matratze oder Geschmack einer Nachtischcreme. Das Wort „Paradies“ ist schnell zur Hand, in Produktnamen gezwängt. Die Erinnerung hat ein langes Echo. Mit Sehnsucht verbunden. Mit jenem Ort, an dem das Leben angefangen hat. Erinnerung an sorgenfreien Genuss – ohne Reue, aber mit Verantwortung. „Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaue und bewahre.“ Amen
Fürbittengebet / Vaterunser
Allmächtiger Gott, der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe, der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt, gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten. – Überflute uns mit Frieden, damit wir als Schwestern und Brüder leben und niemandem schaden. – Hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde, die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten. – Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber, damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung. – Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der Erde. – Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht. – Du Quelle des Lebens, wir bitten dich, erhöre uns. – Vater unser im Himmel,…
Segen
Der Herr segne und behüte dich; er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; er erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen +++
Bleiben Sie behütet und gesund!
Es grüßt Sie herzlichst, Ihre
Sabine Klatt