Andacht Ostern 2024 von Pfarrer Alexander Donges

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Votum und Begrüßung

Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!

Mit diesem Jubelruf begrüßen sich heute weltweit die Christen. Nach den stillen und dunklen Tagen kommt die Hoffnung wieder zurück. Das Licht hat die Dunkelheit besiegt.

Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen des Vaters, der Tote wieder lebendig macht, im Namen seines Sohnes, der wahrhaftig auferstanden ist und im Namen des Heiligen Geistes, der uns den Neubeginn zeigt. Amen

Tagesgebet

Herr, unser Gott, du rufst uns mit Jesus aus dem Tod ins Leben. Du hast den Tod besiegt. Lass uns dir folgen und schenke uns neues Leben. Gib uns Gemeinschaft, die wir mit dir finden können und lösche unseren Durst danach dir nahe zu sein. Amen

Schriftlesung: Die Emmausjünger (LK 24, 13-35)

EG 117,1-3 „Der schöne Ostertag“

 

Impuls

  1. April 1862. Es ist Ostersonntag.

Wir befinden uns in Bautzen in der Lausitz. Einer kleinen Stadt, durch die sich die Spree ihren Weg in Richtung Süden bahnt. Hohe Türme rahmen die Stadt ein und die Spitzen von Kirchtürmen verleihen der Stadt einen märchenhaften Charakter.

In dieser Stadt wohnt Feliks Buck. Feliks ist Kaufmann. Er besitzt ein stattliches Haus am Marktplatz, von dem aus er das tägliche Treiben beobachten kann. Von dort aus, hoch oben über der Spree genießt er den Blick in die Ferne. Im oberen Teil der Stadt lebt er zusammen mit anderen Wohlhabenden. Der Hang zur Spree trennt sie vom ärmeren Teil der Bevölkerung, die am Ufer der Spree siedeln: Nämlich dort wo bei Überschwemmungen Hab und Gut und das eigene Leben in Gefahr sind.

Der Handel mit dem berühmten Bautzener Mittelscharfen Senf hat Feliks zu einem wohlhabenden Mann werden lassen. Er führt seit vielen Jahren die Familientradition weiter, die weit bis ins Mittelalter reicht und auf die er stolz ist.

Feliks ist nicht nur ein hervorragender Geschäftsmann, sondern hat auch eine soziale Ader. Gemeinsam mit seinen Freunden in Bautzen will er sich für ärmere Menschen einsetzen.

Heute am Ostersonntag (/Ostermontag) vor 161 Jahren zieht er zusammen mit seinen Freunden in Richtung Spree. Gepackt mit Säcken voller Essen. Eier, Obst, Brötchen und Nüssen. Frische Lebensmittel, die er kurz zuvor gekauft hatte. Von weitem hört er schon die Stimmen der Kinder, die an der Spree leben und spielen. Er kommt zum Hang und tritt näher an ihn heran. Nur noch der Hang, die Schräge trennt ihn und das Essen von den Kindern.

Er greift in einen seiner Säcke, zückt ein Brot heraus, legt es auf die Schräge und lässt es los. Das Brot nimmt Fahrt auf. Immer und immer schneller wird es. Und das Brot sucht sich seinen Weg weiter bergab. Bis es unten schließlich sanft von einer Kinderhand gestoppt wird.

Das Kind blickt hoch, lächelt und zaubert Feliks selbst ein Lächeln auf die Lippen.

 

Liebe Leser*innen!

So oder so ähnlich könnte sich damals eine Geschichte zu Ostern in Bautzen abgespielt haben. Bautzen und andere Städte in der Lausitz blicken auf eine lange Ostertradition zurück: Das sogenannte Eierschieben. Eine Tradition, in der Brote und andere Lebensmittel, den Berg hinunter zur Spree quasi geschoben wurden und von den Menschen am Fuß der Spree aufgelesen und gegessen werden konnten.

Feliks ist mit seinen Freunden unterwegs. Sie sind ebenso unterwegs wie die Jünger, von deren Geschichte wir eben in unserer Schriftlesung gehört haben. Und vielleicht redet Feliks auch mit seinen Freunden über die Passion und Osterereignisse. Über das, was damals geschehen ist: Über das letzte Abendmahl, über den Weg Jesu zum Kreuz, über seine Kreuzigung, sein Grab und seine Auferstehung. Und vielleicht unterhalten sie sich, wie unfassbar und unglaublich diese Erzählung doch ist.

Feliks ist unterwegs mit seinen Freunden und sie teilen ihr Essen. Sie geben von dem, was sie zu viel haben einen Teil ab. Sie teilen mit anderen Menschen, mit den Menschen, die eher übersehen als gesehen werden.

Bei all dem, was Feliks und seine Freunde hier tun, ist Jesus ihnen. Jesus geht mit ihnen, wie es auch die Jünger in der Geschichte aus der Schriftlesung getan haben. In der Geschichte mit Feliks wäre Jesus einer der Freunde. Einer, der sich genauso einen Sack mit Essen umgeworfen, den Weg zu Fuß bis zum Hang gelaufen und der Brot und Lebensmittel den Berg hinunter rollen gelassen hätte.

Mehr noch. Jesus wäre auch der, der das Brot, das den Berg hinunterrollt, entgegennimmt. Er ist bei den Menschen, die geben genauso wie bei den Menschen, die empfangen. Er schafft Gemeinschaft, wo vorher keine Gemeinschaft war. Er schafft Verbundenheit, wo vorher Trennung war. Er ist dabei, unbekannt, aber präsent, konstant und doch unscheinbar. Und dabei macht er nichts Besonderes, nichts was ihn von den anderen unterscheidet, nichts das Feliks oder die anderen nicht auch tun könnten. Und Jesus ist gekommen … um zu bleiben.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Sinne und Herzen in Christus Jesus. Amen

EG 112,1-3+6 „Auf, auf mein Herz mit Freuden“

Fürbittengebet

Wir bitten dich Jesus Christus,

Bleib bei uns, du Auferstandener, bleib bei uns und teile das Brot mit uns,

teile das Leben mit uns. Wir bitten dich: Erbarme dich.

Geh an unserer Seite, Jesus Christus, und teile das Brot mit den Hungrigen in unserer Mitte, mit den Armen in den Dürregebieten, mit den Verzweifelten im Angesicht des Todes. Wir bitten dich: Erbarme dich.

Geh an unserer Seite, Jesus Christus, und sprich mit den Ratlosen, mit denen, die sich gegen die Gleichgültigkeit wehren, mit denen, die Angst um die Zukunft haben, mit denen, die den Kriegsherren widerstehen. Wir bitten dich: Erbarme dich.

Geh an unserer Seite, Jesus Christus und tröste die Trauernden, die Kranken,

die Sterbenden. Tröste die Erschöpften, die Enttäuschten und die, die sich aufgegeben haben. Wir bitten dich: Erbarme dich.

Geh an unserer Seite, Jesus Christus und segne deine Gemeinde, unsere Kinder, alle, die zu dir gehören. Feiere mit uns deine Auferstehung vom Tod. Feiere mit uns den Anbruch der neuen Schöpfung. Feiere mit uns das Leben. Denn du bist auferstanden, Halleluja. Amen.

Vater unser im Himmel, …

Segen

Gott, der Barmherzige und Gnädige, der Vater, Sohn und Heilige Geist, segne dich. Amen

 

Bleiben Sie behütet und gesund!

Es grüßt Sie herzlichst, Ihr Pfarrer Alexander Donges

 

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