Andacht Quasimodogeniti 07.04.2024 von Lektorin Gerlinde Abel

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Quasimodogeniti – wie die Neugeborenen – und meint eben dies:
Dass es auch eine Wiedergeburt in der Hoffnung gibt, wenn die Kraft der Auferstehung uns so berührt hat, dass wir sagen können: ich fühle mich wie neugeboren.

Lied: Wach auf, mein Herz, die Nacht ist hin (EG 114 1+3+4)

Gebet

Neue Hoffnung gibst du in unser Leben, Gott, unverhofftes Vertrauen, wo wir noch ängstlich sind. Jesus stellst du uns an die Seite. Mit ihm lässt du uns auferstehen, gibst neuen Atem und neues Leben. Wir danken dir durch ihn, der unser Leben ist. Amen.

Andacht

Liebe Leser*innen!

Inmitten einer Zeit, die voller Schwere und Probleme ist, sind Worte so wichtig, die uns eine Perspektive aufzeigen, die Hoffnung geben. Wir Christen und Christinnen leben jetzt an Ostern in einer Zeit der Hoffnung – trotz aller Gewalterfahrungen, die zur Zeit auch Christen erfahren. Und doch – auch Petrus hat immer wieder Verfolgung erlebt und ist später als Märtyrer für seinen Glauben gestorben aber er wollte sich von dem Terror seiner Zeit nicht die Hoffnungskraft seines Glaubens nehmen lassen. Und so werden seine Worte, erfüllt von der Kraft des Glaubens an die Auferstehung der Toten, zu Widerstandsworten. Auch wenn ihr mich bedroht und töten wollt – meinen Glauben, meine Hoffnung lasse ich mir nicht nehmen! Im 1. Petrusbrief finden wir solche kraftvollen Worte einer lebendigen Hoffnung, die durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten in uns wieder geboren wird.

  1. Petrus1 ,3 -9.

Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt wird im Himmel für euch,   die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereit ist, dass sie offenbar werde zu der letzten Zeit. Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus. Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.

Auch wenn man diese verschachtelten Sätze nicht alle gleich versteht es   wird spürbar, Petrus erfüllt ist von dieser ganz großen Kraft der Auferstehung. Petrus war bis ins Tiefste angerührt von der Erfahrung, durch die Begegnung mit dem Auferstandenen Christus in sich die Wiedergeburt einer lebendigen Hoffnung zu erleben und er will mit seinem Brief und mit seinen Worten möglichst alles auf einmal beschreiben, welche Auswirkungen diese lebendige Hoffnung der Auferstehung hat – welche neue Lebensperspektive sich dadurch auftut. Wie findet Petrus solche Worte? Wie kann er so überschwänglich reden? Woher nimmt er solche Hoffnungskraft? – Petrus, so beschreibt er das in seinem Brief, war nicht nur Zeuge des Leidens Christi, sondern auch seiner Auferstehung. Er hat Jesus als Auferstandenen Christus erlebt. Diese Begegnung, diese Erfahrung hat Petrus tief geprägt. Und er hat sie weitergegeben, „Gott, der Vater Jesu Christi, der hat uns zu einer lebendigen Hoffnung wiedergeboren durch die Auferstehung Jesu Christi.“ Gott selbst hat an ihm gehandelt und hat in ihm etwas ganz Neues entstehen lassen lebendige Hoffnung. Gott bringt in uns die Hoffnung zur Welt… Das muss man sich tief in sich wirken lassen: Gott bringt in uns die Hoffnung zur Welt – es ist wie bei einer Geburt. Gott hat in uns die Hoffnung wieder lebendig gemacht – und wir sind nun diejenigen, die die Hoffnung auf die Welt, zur Welt bringen, sie für andere konkret und spürbar werden lassen. Welche Lebensmöglichkeiten tun sich da auf, aber auch welche Verantwortung! – Wir werden noch einmal geboren , d. h. zu unserer jetzigen Existenz kommt noch eine andere dazu. Uns ist Leben geschenkt worden – und gleichzeitig sind wir durch unsere Geburt auch festgelegt worden:Wir sind in eine bestimmte Familienkonstellation, in eine bestimmte Kultur, in eine Sprache und Gesellschaftsform, in eine bestimmte Religion hineingeboren. Aber, sagt Petrus nun, diese Prägung ist nur die eine. Egal, wo und wie ihr geboren seid, ihr müsst euch alle damit auseinandersetzen, dass alles irgendwann zu Ende geht. Leben bedeutet Abschied nehmen. Wir erleben in unserem Leben vieles, das zu Ende geht: erst die Kindheit, dann die Jugend, dann irgendwann müssen wir uns von bestimmten Idealen verabschieden, dann von körperlicher Energie – und irgendwann auch von Menschen, die uns lieb und sehr vertraut sind. Und manche machen diese Erfahrungen resigniert, bitter, hoffnungslos… Aber Petrus redet nun gegen diese Resignation an: wir müssen nicht nur loslassen, wir bekommen auch sehr sehr viel. Und das größte Geschenk ist eben diese lebendige Hoffnung. Wenn Gott uns so zusagen noch einmal neu auf die Welt bringt, dann verschieben sich die Grenzen: dann öffnen sich verschlossene Türen, dann findet Gott nach jedem Ende einen neuen Anfang und Petrus weiß: ja, sogar nach dem Tod gibt es von Gott her einen neuen Anfang. „Dann werdet ihr euch freuen, auch wenn ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen… Die Kraft der christlichen Hoffnung : als eine Kraft, die in jedem Ende einen neuen Anfang sieht.“ Die Frage nach dem Anfang ist eine Frage, die sich gegen einen Pessimismus wehrt, der immer nur voller Angst auf das Ende starrt. Nicht das Ende, sondern der neue Anfang ist für den christlichen Glauben das Letzte. Die Frage nach dem Anfang, nach einer Möglichkeit verschiedener Neuanfänge treibt die Menschen aller Zeiten um, weil es die Frage nach dem Sinn, nach den Wurzeln und von daher auch eine Frage nach der Hoffnung ist. Die Christen, an die Petrus schreibt, hatten schwierige Lebensbedingungen: sie fühlten sich oft als Fremde in ihren eigenen Familien und Dörfer. Denn die anderen verstanden nicht, wie sie an einen Gott glauben konnten, der nicht sichtbar war, wie sie einen Menschen als Gottes Sohn verehrten, der gekreuzigt wurde, wie sie von der Auferstehung her so viel Lebenskraft und Lebensfreude beziehen konnten.Das war manchen unheimlich, manchen lästig und manche machte es aggressiv. In diese von außen gesehen sehr schwierige und belastete Situation spricht nun Petrus von lebendiger Hoffnung – das heißt eigentlich: Perspektivenwechsel: das Leben eben nicht von dem her zu betrachten, was zu Ende, was verloren geht, sondern von der Perspektive her zu sehen, wie Gott neu Leben schenkt und Petrus weiß, dass es dazu nötig ist, Gott selber als Quelle des Lebens zu sehen, und diese Quelle kann keiner und keine zum Versiegen bringen. Petrus hat den Auferstanden noch gesehen, die Christen, an die er schreibt haben Jesus nie gesehen. Vom Hörensagen her sind sie Christen geworden, oder anders: Die Erzählungen von Jesus haben sie so berührt, haben in ihrem Leben soviel bewegt, dass sie sagen können: „Ich kannte dich nur vom Hören sagen, jetzt aber haben meine Augen dich gesehen – nämlich die inneren Augen des Herzens…“ Wir gehören ja auch zu diesen, die durchs Erzählen Christen geworden sind – und manche von uns haben irgendwann in ihrem Leben gemerkt, welche Befreiung, welcher Trost darin liegt, an den Gott zu glauben, der dem Tod und allen Todbringenden Kräfte seine Liebe zum Leben entgegenstellt. Ihr habt ihn nicht gesehen und habt ihn doch lieb und glaubt an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht. Ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Vertrauens erlangt, der Seelen Seligkeit:   Ein seliges Ende nimmt auch der heutige Predigttext in seinen Blick – an seinem Ende: Das Ziel des Glaubens ist „der Seelen Seligkeit“. Am Ende, ganz am Ende steht die Seligkeit. Amen.

Fürbittengebet

Herr, wir glauben, hilf unserm Unglauben. Auf dich hoffen wir, stärke unser Vertrauen. In Liebe möchten wir leben, rühre uns an durch deine lebendige Liebe. Öffne unsere Augen, dass wir deine Wunder sehen. Wecke unsern Geist, dass wir erfahren, was du unter denen schaffst, die auf dich hoffen. Hindere uns, vorzeitig aufzugeben. Lehre uns zu warten, bis deine Zeit kommt. Lehre uns zuzuhören, was andere bewegt; zu schweigen, wo wir an Grenzen kommen; das rechte Wort zu sagen im passenden Augenblick. Hilf uns mit deiner österlichen Kraft, damit unsere Angst weicht, damit wir unser Misstrauen aufgeben und unsere Niedergeschlagenheit überwunden wird. Ob wir hoffen oder zweifeln, ob wir froh sind oder trauern, ob wir leben oder sterben. – Vater unser im Himmel…..

Segen

Der Herr segne und behüte dich. Er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Er erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen

Bleiben Sie behütet und gesund!

Es grüßt Sie herzlichst, Ihre Lektorin Gerlinde Abel