Andacht 18. So. n. Trinitatis, 08.10.2023, von Diakonin/Prädikantin Margaretha Eidam

  • Beitrags-Kategorie:Andacht
  • Beitrags-Kommentare:0 Kommentare

Im Namen des dreieinigen Gottes sind wir auf diesem Weg miteinander verbunden.

Sie alle liebe Leserinnen und Leser grüße ich ganz herzlich mit dem Wochenspruch für die kommende neue Woche:

„ Dies Gebot haben wir von ihm, dass wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.     ( 1. Joh,4,21)

Lied 414

Lass mich o Herr in allen Dingen auf deinen Willen sehn und dir mich weihn, gib selbst das Wollen und Vollbringen und lass mein Herz dir ganz geheiligt sein. Nimm Leib und Geist zum Opfer hin, dein Herr ist alles was ich hab und bin.

Tagesgebet

Allmächtiger Gott,

wir können uns vor dir nicht auf unsere Leistung berufen,

so bitten wir dich

sei uns gnädig   und lass uns nicht dein Gericht

sondern deine Vergebung erfahren,

durch deinen Sohn Jesus Christus der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit Amen.

 

Der heutige Predigttext steht im 2 .Buch Mose Kap 20 die Verse 1-17

 

Ansprache

Liebe Leser*innen,

In diesem Text finden wir die Zehn Gebote, sie lassen sich in zwei Minuten in aller Ruhe lesen.

Die Grundtexte des Glaubens brauchen nicht viel Zeit, aber es ist nicht der Grund, dass sie so vielen Menschen unbekannt geworden sind.

Du sollst nicht töten,

nicht ehebrechen, nicht stehlen –

Grundsachverhalte werden angesprochen, die, glaube ich, heute so aktuell sind wie zu allen Zeiten dieser Erde.

„Du sollst, du sollst nicht“.

Das ist es, was stört. Menschen lassen sich nicht gern in die Pflicht nehmen.

„Du sollst den Feiertag heiligen.“

Wer will darauf schon hören?

Oder: „Du sollst Vater und Mutter ehren.“ Sind uns diese Mahnungen fremd geworden? Oder wollen wir sie überhören? Aber noch einmal: Die Aufforderung „Du sollst, du sollst nicht“ steht nicht hoch im Kurs in unserer wirren schnelllebigen Zeit.

Wir denken sofort an Beschränkung – Du darfst nur 50 fahren an Einengung – und seien es nur die Diätvorschriften des Arztes. Dahinter ist das Leben erst richtig schön. Wer mir sagt „Du sollst“ oder erst recht „Du sollst nicht“, der will mir doch nur mein Leben vermiesen, der zwingt mir etwas auf.

Liebe Leser*innen, wer die Zehn Gebote so hört, überhört freilich Entscheidendes. Der Schlüssel zu ihnen liegt nämlich im ersten Satz: „Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt hat.“ Das ist der Schlüsselsatz.

Gott in Person redet uns an. Nicht eine unerbittliche Macht legt uns Gesetze auf. Der lebendige Gott nimmt zu uns eine Beziehung auf, er kümmert sich um uns. Ich habe dich aus der Sklaverei befreit. Auf dieser Befreiung beruhen die Zehn Gebote. Das gilt nicht nur für die frühen Israeliten, die aus Ägypten in ihre Heimat zurückkehren konnten, es gilt auch noch heute für uns und unser Leben. Die Zehn Gebote beginnen gar nicht mit dem „Du sollst“. Sie beginnen mit einer Befreiungszusage, mit einer Erinnerung an Gottes gnädige Führung, die wir sicher schon alle in unserem Leben erfahren durften. Er ruft uns ins Leben, er gibt uns Orientierung durch den Glauben, er schenkt uns Gnade zum Neubeginn, er befreit uns durch die Gemeinschaft mit Jesus, seinem Sohn, von unserer Schuld, er schenkt uns Hoffnung über alle Ratlosigkeit im Leben hinaus. Und deshalb ist der Satz „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ so wichtig. Wer in seinem Herzen Gott wirklich Gott sein lässt, wird frei von den Ersatzgöttern, er braucht sein Herz nicht an PS-Zahlen, Aktienkurse oder Reiseziele allein zu hängen.

Wenn wir Gott wirklich Gott sein lassen und ihn ihm Herzen festhalten, ist das erste und wichtigste Gebot erfüllt. Alles andere ist dem nachgeordnet. Die Sprache, in der uns die Zehn Gebote ursprünglich überliefert sind, ist das Hebräische. Diese Sprache kennt den Ausdruck „Du sollst“ gar nicht. Du wirst das tun als Ausdruck deiner Freiheit, das ist die Sprache der Bibel. Du kannst das tun, als Dank für das Leben, das Gott dir schenkt.

Du kannst Vater und Mutter ehren, du darfst den Feiertag heiligen. Wenn Du Gott achtest, der dich aus allen Abhängigkeiten befreit hat, wirst Du nicht töten, wirst Du nicht ehebrechen oder falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. Nun könnten die Konfirmanden unter uns fragen: „Wie stand Jesus denn zu den Zehn Geboten? Das ist eine der wichtigsten Fragen, die im Neuen Testament behandelt werden. Immer wieder wird Jesus auf die Probe gestellt; immer wieder will man von ihm wissen, wie er es mit den Geboten und dem Gesetz hält. Bei Markus wird überliefert wie einer der Schriftgelehrten Jesus fragt: „Welches ist das höchste Gebot von allen? Jesus aber antwortete ihm: Das höchste Gebot ist das: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften. Das andre ist dies: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Es ist kein anderes Gebot größer als diese.“ Damit bringt Jesus die Zehn Gebote auf den Punkt. Sie hängen sozusagen in zwei Scharnieren: du sollst Gott lieben, und: du sollt deinen Nächsten lieben. Dies sind die Dreh- und Angelpunkte, aus denen alles andere folgt. Der Respekt, liebe Leser*innen, gegenüber Gott bewirkt, dass wir unsere Mitmenschen anerkennen und annehmen. Die Gebote nehmen nicht alle Möglichkeiten des Lebens vorweg. Aber sie geben die richtige Richtung an; sie sagen, wo wir uns auf „heiligem Boden“ befinden, wo wir es in unserem Handeln mit Gott und seinem Willen zu tun bekommen: Dort wo es um Leben und Tod, Gemeinschaft von Menschen und Fürsorge geht, um Wahrheit und Wahrhaftigkeit, um Besitz, um Arbeit und Ruhe – dort begegnen wir Gott und seinem Willen. Darum tun wir gut daran, nach dem Willen Gottes zu fragen. Wenn wir uns an die Wegweisung der Freiheit halten, lernen wir, was das Leben ausmacht. Die Zehn Gebote gehören zu den großen Kostbarkeiten in Gottes Geschenken an uns Menschen. Wir alle dürfen sie als ein kostbares Gottesgeschenk annehmen. Amen.

Fürbittengebet

Herr, schenke uns gesundes und behütetes Leben, gib gute Zeit und Tage mit klaren Zielen.

Wir bitten dich darum für uns und für alle, die du uns zu unseren Nächsten gemacht hast.

Wir bitten dich um Augen, die hellsichtig sind. Für die Zeichen der Not, für Winke zum Helfen. Wir bitten dich um offene Ohren, die uns auch die leisen Bitten anderer hören lassen. Wir bitten dich um Fingerspitzengefühl im Umgang mit schwierigen Menschen, um ein gutes Gedächtnis für die Sorgen, die jemand uns anvertraut hat. Und um die Dinge, die wir zu tun versprochen haben. Wir bitten dich um ein fröhliches Gesicht und um ein Lächeln, das aus dem Herzen kommt, denn andere sollen sich an uns freuen können. Himmlischer Vater, Du bist uns zugetan wie ein Freund, lass auch uns, Menschen in Freundschaft begegnen und sie ohne Vorurteil annehmen. – Vater unser im Himmel, …

 

Der Herr segne und behüte Sie auf all ihren Wegen.

 

Ihre

Diakonin/ Prädikantin Margaretha Eidam

Schreibe einen Kommentar