Andacht Altjahresabend 31.12.2023, Diakonin/Prädikantin Sabine Klatt

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Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Jahresrückblicke gibt es überall: in den Nachrichten, im Fernsehen, in der Zeitung. Was ist im vergangenen Jahr passiert? Was waren die Höhepunkte? Was waren die Krisen? Woran werden wir uns erinnern? Wen werden wir vermissen? Auch in vielen Gottesdiensten am Altjahresabend haben Jahresrückblicke ihren Ort. Wie sieht mein persönlicher Jahresrückblick aus? Was ist gelungen? Was war schwer? Was möchte ich mitnehmen ins neue Jahr? Was lasse ich zurück? Was brauche ich an diesem Abend – Konfetti und Champagner oder Stille und Einkehr? Jochen Klepper dichtete 1938: „Der du die Zeit in Händen hast, Herr, nimm auch dieses Jahres Last und wandle sie in Segen“ (EG 64,1).

Gebet

Dieses Jahr geht dem Ende zu. Zeit, um zurückzublicken, Zeit, um nach vorne zu schauen. Für vieles können wir dankbar sein. Aber es gab auch manches, das nicht in Ordnung war. In deinem Namen, Gott, der du uns unsere Zeit gegeben hast, gehen wir aus dem alten in ein neues Jahr. Du wirst’s wohl machen. Amen

Lied: Bis hierher hat mich Gott gebracht (EG 329)

Ansprache

Liebe Leser*innen. ein Jahr liegt hinter uns, zwölf Monate, in denen wir Vieles erlebt haben. Erlebt, erfahren, genossen, uns gefreut haben, aber auch erlitten, hingenommen, eingesteckt, und vielleicht überstanden haben. Unsere Bilanzen fallen unterschiedlich aus. Für die einen war es eine schöne Zeit, die viel zu schnell vorbeigegangen ist. Mit schönen Erinnerungen. Ein rundes, rundum gutes Jahr. – Andere haben viel durchgemacht, für sie war es ein schweres, ein hartes Jahr. Sie mussten oder müssen noch mit einer Krankheit fertig werden. Eine Trennung schmerzt, ein Abschied von einem geliebten Menschen. Ein finanzieller Einbruch, der belastet und bedroht. Es gab Sorgen mit den Kindern, in der Schule, am Arbeitsplatz, mit Belastungen, die überfordern. – Und für wieder andere war dieses Jahr weder besonders gut noch besonders schlecht, eine Zeit mit viel Alltag, ohne Einschnitte, Veränderungen und Umbrüche. – Vieles ist geschehen. Auf manches blicken wir dankbar zurück. Es gab Ereignisse und Begegnungen, die uns gestärkt haben, in denen wir bereichert wurden, an denen wir wachsen konnten. Manches würden wir im Rückblick gerne ändern, wir würden es, wenn es ginge, anders machen, vielleicht sogar ungeschehen. Manches sind wir uns selbst oder anderen schuldig geblieben. An dieser Schwelle zum neuen Jahr können wir zurückschauen. Auf gute und schwere Tage, glückliche Begegnungen, enttäuschte Hoffnungen. Auf alles, was passiert ist in der Welt: Auf all die Kriege, Terroranschläge, auf Mord und Totschlag, Unfälle, Verletzungen – körperliche und seelische -, … Bevor das alte Jahr zu Ende geht, wollen wir in unserer Erinnerung noch einmal Wege gehen, noch einmal zurückdenken. Dabei helfen uns drei Symbole: ein Brot, ein Stein und eine Rose. Diese drei können uns helfen, das, was gewesen ist, zu sortieren und abzulegen. Und dann können wir auf das schauen, was wir erwarten, ersehnen, erhoffen, worauf wir uns freuen.

Jesus Christus spricht: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“ (Joh 6,35)

Das Brot ist ein Lebensmittel und steht als Symbol für alles, was wir zum Leben brauchen: Nahrung und Kleidung, ein Zuhause und unser Auskommen, medizinische Versorgung. Aber auch das Zusammensein mit unserer Familie, mit unseren Freundinnen und Freunden, mit Kollegen und Nachbarinnen. Zum Leben brauchen wir neben Arbeit auch freie Zeit und die Möglichkeit, sie zu gestalten. All das nehmen wir, solange wir es haben, für selbstverständlich. Es ist das Alltägliche. Das, was eben dazu gehört. Das, worauf wir jeden Tag bauen. Und so ist das Brot auch keine exotische Frucht, sondern Brot für alle Tage, nichts Besonderes. Aber Lebensmittel. Mittel zum Leben. Brot wird aus Getreide, aus Mehl hergestellt. Es steht auch als Symbol für all das, was wir in diesem Jahr ernten konnten. Dinge, die uns viel Mühe gekostet, auf die wir lange hingearbeitet haben, die uns aber auch weiterbrachten. Bei den einen sind es die Früchte ihrer Arbeit, andere haben eine Beziehungskrise miteinander gemeistert oder Früchte in der Erziehung der Kinder geerntet. Es können auch die Früchte der Arbeit an und mit uns selbst sein. Vielleicht ist es uns gelungen, gelassener zu werden, mehr zu vertrauen, nicht mehr so maßlos zu arbeiten, besser für uns zu sorgen. Daran denken wir zurück: An all das, was wir zum täglichen Leben haben und an die Früchte, die wir ernten konnten. Das Brot ist ein Symbol für alles, was wir zum Leben brauchen.

So spricht Gott. „Hört mir zu, … die ihr von mir getragen werdet von Mutterleibe an und vom Mutterschoße an bei mir aufgeladen seid. Ja, ich will euch tragen bis ins Alter und bis ihr grau werdet. Ich will es tun, ich will heben und tragen und erretten.“ (Jes 46, 3f)

Der Stein ist ein Symbol für alles Schwere, was im zu Ende gehenden Jahr gewesen ist. Wir denken an all die Steine, die uns in diesem Jahr im Weg gelegen haben. Nicht die kleinen Stolpersteine, sondern große, schwere Steine, die unser Leben beschwert haben. Manche von uns mussten einen Menschen gehen lassen, andere mit ihrer Krankheit fertig werden. Es gab Verletzungen, die uns andere zufügten, Hass, Konkurrenz, Streit. Oft legen wir auch uns selbst oder anderen Steine in den Weg.   Auch in diesem Jahr gab es so viel ungelebtes Leben, Beziehungen, die wir vernachlässigt haben. Viel Zeit ist ungenutzt verstrichen. Wir haben die Gelegenheit zu einem klärenden Wort oder zu einer helfenden Tat verpasst. Wie oft haben wir resigniert, ließen uns verhärten von schlechten Erfahrungen oder enttäuschenden Begegnungen. Und wenn wir nicht mehr hoffen können, bitter werden und starr, unbeweglich und gefangen in uns selbst, dann versteinern wir auch in unserem Körper, in unserem Herzen. Die Steine in unserem Leben können viele Formen, Farben und Gestalten haben. Aber ganz gleich, wie sie aussehen – sie belasten und machen uns Sorgen. Der Stein ist ein Symbol für alles Schwere, was im vergangenen Jahr gewesen ist.

So spricht Gott: „Mein Volk soll meiner Gaben die Fülle haben.“ (Jer 31,14)

Die Rose ist ein Symbol für alles, was uns in diesem Jahr geschenkt wurde. Auch in diesem Jahr gab es vieles, was nicht selbstverständlich war. Manche haben jemanden kennen gelernt und sind aus ihrer Einsamkeit herausgekommen. Andere haben die Geburt eines Kindes in dankbarer Freude erlebt. Jemand hat uns eine Freude gemacht, obwohl kein Geburtstag war. Eine kam auf uns zu und hat uns die Hand zur Versöhnung gereicht. In einer trostlosen Situation gab es tröstende Worte oder Gesten. Wo solch Unerwartetes geschieht, fängt der Alltag an zu blühen. Die Rose steht für den Überschuss, für das, was wir nicht unbedingt zum Überleben brauchen, wohl aber für ein erfülltes Leben. Rosen sind nicht nur schön, sie haben auch Dornen. An denen kann man sich verletzen, wenn man allzu unbedacht die schöne Blume an sich nehmen will. Sie mahnen uns, sorgsam mit allem Geschenkten umzugehen. Die Rose ist ein Symbol für alles, was uns in diesem Jahr geschenkt wurde.

Gott hat uns dieses Jahr gegeben als eine Zeit unseres Lebens. Und in Gottes Hände wollen wir diese Zeit und alles, was wir in ihr erlebt haben, zurücklegen – dankend, bittend, aber auch klagend. Nichts war vergebens, bei Gott gibt es keine Unzeiten, keine verlorene Zeit. Alles, was in diesem Jahr gewesen ist, jede Stunde unseres Lebens, ist bei Gott aufgehoben. Unsere Zeit, unser ganzes Leben steht in Gottes Händen. Amen

Fürbittengebet / Vaterunser

Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Der heutige Tag, dieses ganze Jahr ist fast vorüber, und wie alle Tage und alle Jahre unseres Lebens aufgehoben in deiner Zeit. Wir erinnern uns. An gestern und heute. An dieses Jahr und an das, was es uns gebracht und zugemutet hat. – Jesus Christus,
du Licht und Leben, du Sohn der Maria, du Hoffnung der Völker. Wir haben in diesem Jahr dein Wort gehört. Wir haben nach deinem Licht Ausschau gehalten.  Wir haben uns nach dem Frieden gesehnt. Wir schauen zurück und denken an die Tage, in denen wir voller Zweifel und Angst waren. – Wir bitten für die Menschen, die in Finsternis gefangen sind, die an anderen schuldig wurden, die sich vor dem Guten verschließen. Zeige ihnen den Weg zum Leben. – Wir schauen zurück und denken an die Tage, an denen uns die Nachrichten von Krieg und Gewalt erschütterten. Wir bitten für die Menschen, die Macht haben, die verwundet und gefoltert werden, die verschleppt und getötet werden. Schaffe deinem Frieden Raum. – Wir schauen zurück und denken an die Tage, an denen dein Wort uns geholfen hat. Wir bitten dich für die Menschen, die ratlos sind, die niemandem mehr vertrauen, die ohne Hoffnung leben. Sprich zu ihnen. – Wir schauen zurück und denken an die Tage, an denen wir dein Licht gesehen haben. Wir bitten dich für die Menschen, unser Leben hell gemacht haben, die uns Liebe geben und denen wir Liebe schenken, die uns Zuversicht in finsteren Tagen geben. Erfülle sie mit deinem Licht.  – Wir schauen zurück und danken dir für das Gute und das Schwierige, für die Liebe und die Momente des Friedens, für das Licht und alles Glück dieser Welt. – Vater unser im Himmel, …

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.

Bleiben sie behütet und gesund! Kommen Sie gut ins neue Jahr!

Es grüßt Sie herzlichst, Ihre Sabine Klatt, Diakonin/Prädikantin