Andacht Ewigkeitssonntag, 26.11.2023, Pfarrer Alexander Donges

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„Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ (Ps 90,12) – so lautet der Wochenspruch der heute beginnenden neuen Woche.

Es gehört zum Leben und tut doch immer wieder weh: Geliebte Menschen werden plötzlich krank und sterben oder ein Unglück reißt sie mir fort. Sie fehlen so. Und es werden immer mehr. Von einer Hoffnung über den Tod hinaus spricht der Totensonntag. Dabei wird die Flüchtigkeit und Endlichkeit nicht beschönigt. Und doch gibt es Zukunft, denn Tod und Leben sind in Gottes Hand. Wie diese Zukunft aussehen wird, wissen wir nicht. Doch vielfältig und tröstlich sind die Bilder, mit denen die Bibel sie beschreibt: Gott ruft ins Leben zurück, Tote hören Jesu Stimme und dringen zu ihm ins Leben durch. Wie das Samenkorn in der Erde neue Triebe bildet, so soll auch der Mensch mit einem neuen, ewigen Körper erstehen. In der Hoffnung darauf, dass Gott wahr macht, was er verspricht – auch gegen das Leid und den Tod – gedenken viele Gemeinden am Totensonntag der Verstorbenen – auch unsere Gemeinde.

Gebet

Du Gott des Lebens, du weißt, um unsere Gedanken und Gefühle. Du weißt um die innere Leere, die uns plagt, und um die dunklen Gedanken, die uns bedrücken. Wir haben einen Menschen verloren, der zu uns gehörte und der nun eine Lücke hinterlässt in unserem Leben. Wir bitten dich für die Menschen, die wir loslassen mussten. Halte du sie in deiner Hand, dass sie durch den Tod hindurch das Leben finden. Und sei bei uns, wenn wir heute ihrer gedenken. Gib uns Mut und Kraft zum Trauern und Weinen Und tröste uns mit deinem Wort des Lebens. Dies bitten wir im Namen deines Sohnes Jesus Christus, der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen

Lied: Jesus, meine Zuversicht (EG 526)

Schriftlesung:

121Zu jener Zeit wird Michael auftreten, der große Engelfürst, der für dein Volk einsteht. Denn es wird eine Zeit so großer Trübsal sein, wie sie nie gewesen ist, seitdem es Völker gibt, bis zu jener Zeit. Aber zu jener Zeit wird dein Volk errettet werden, alle, die im Buch geschrieben stehen. 2Und viele, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zu ewiger Schmach und Schande. 3Und die Verständigen werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich.

Liebe Leser*innen,

eine neue Hoffnung. Viele, die im Staub der Erde schlafen, werden aufwachen zum ewigen Leben. Diese Hoffnung formuliert Daniel in diesem kurzen Abschnitt. ‚Viele‘ formuliert Daniel, ich würde es aber weiter fassen. Alle! Alle werden gerettet und niemand wird vergessen werden. Ich weiß nicht, wie es ihnen geht, aber ich vergesse sehr oft Dinge. Ich vergesse und verliere meinen Haustürschlüssel und brauche dann regelmäßig den Ersatzschlüssel. Oder ich vergesse, was ich wollte, wenn ich einen anderen Raum betrete. Letztens habe ich den Wickelrucksack für unsere Tochter gepackt und vergessen Windeln einzupacken. Und dann stand ich da, ratlos, etwas hilflos und musste improvisieren. Seit kurzer Zeit schreibe ich kleine Merkzettel um an alles zu denken, aber leider vergesse ich manchmal wo ich den Merkzettel hingelegt habe. Jedes Mal, wenn ich etwas vergesse, hinterlässt es bei mir eine Lücke und ein schlechtes Gefühl. Es verursacht Stress und Anstrengung herauszufinden, was ich oder wo ich es vergessen habe. Und die Erinnerung kommt manchmal zurück, manchmal aber auch nicht. So sagt Jesus im Johannesevangelium: „Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich nichts verliere, von allem, was er mir gegeben hat, sondern dass ich´s auferwecke am Jüngsten Tag.“ Es ist ein Versprechen an uns und eine Hoffnung für alle Verstorbenen. Es drückt aus, dass wir ihm nicht egal sind und dass jeder und jede wichtig und wertgeschätzt ist. Jeder und jede von uns wird gesehen, begleitet und angenommen. Und wir können am Ende unseres Lebens darauf vertrauen, dass mit dem Tod eben nicht alles vorbei ist, sondern dass es weitergeht. Und dieses Weitergehen, das geschieht nicht allein, sondern er ist mit dabei, so wie er auch im Leben immer dabei war. Von Beginn an denkt Jesus an uns. Unser ganzes Leben lang werden wir von ihm begleitet. Und er begleitet uns auch durch das Ende unseres Lebens, durch den Tod. Er erinnert sich an uns und vergisst uns nicht. Er rettet uns. Ich bin mir sicher, dass Jesus keinen Merkzettel braucht, um an alle und alles zu denken. Und wenn doch, würde er ihn mit Sicherheit dahin legen, wo er ihn wiederfindet. Und auf dem Merkzettel würde er jede einzelne Person aufzählen; in Deutschland mittlerweile 83 Millionen, auf der ganzen Welt seit letztem Jahr über 8 Milliarden. Ich schaffe es nicht einmal alle Nachbarn aufzuzählen, die in meiner Straße wohnen. – Jesu Zuspruch ist eine Hoffnung an alle Verstorbenen. Es ist eine bedingungslose Aufnahme und eine herzliche Annahme. In seinem Plan mit uns sind wir ein, wenn nicht der feste Bestandteil. Diese Aufnahme und Annahme sagt: „Ich sage „ja“ zu euch und verliere euch nicht auf unserem gemeinsamen Weg.“ Denn nichts kann uns voneinander scheiden. Nicht einmal der Tod. Gleichzeitig ist es eine Botschaft an uns, die besagt: „Macht euch keine Sorgen um eure Verstorbenen. Denn sie sind in guten Händen. Ich bin bei ihnen.“ Und diese Zuversicht schafft Erleichterung. Erleichterung in der Weise, dass das Schwere, die möglichen Sorgen und Ängste über das Unbekannte uns genommen werden können; dass das Herz leichter werden und sich mit Hoffnung füllen kann. Es fordert von uns zugegebenermaßen viel Vertrauen. Denn viel mehr können wir nicht tun. Wir vertrauen darauf, dass die Zusage von Jesus an uns stimmt, wenn er sagt „ich verliere nichts, von allem, was Gott mir gegeben hat, sondern ich wecke die Verstorbenen am Jüngsten Tag auf.“ Amen

Fürbittengebet / Vaterunser

Wir sehnen uns nach Leben, gerade, wenn Tod und Trauer uns drücken. Zu dir wenden wir uns, Herr, unser Gott. – Wie viel Traurigkeit ist da, wenn wir an unsere Verstorbenen denken, viele Tränen, viele zerstörte Hoffnungen. Fragen, die keiner beantworten kann, und Leid, das die Kräfte lähmt. Und daneben Dankbarkeit für gemeinsam Erlebtes, für empfangene Liebe und glückliche Tage. Manchmal auch Erleichterung nach überstandenen Qualen. Komm, Geist des Lebens, guter Gott, tröste die Trauernden, stärke alle, die wieder Fuß fassen wollen im Leben. – Wir bitten dich für alle, die nicht mehr viel Zeit haben: Stärke ihr Vertrauen. In deiner Nähe lass sie Frieden finden. Wir bitten dich für alle, die ein Ende ihrer Qual herbeisehnen: Kürze ihr Leiden, schenke ihnen deinen Beistand und Menschen, die bei ihnen wachen. – Wir bitten dich für uns selbst: Öffne unsere Augen, damit wir erkennen, was wirklich wichtig ist und zum Leben hilft. Gib uns den Mut, auf das Belanglose zu verzichten, damit wir unsere Lebenszeit nicht an Beiläufiges verschwenden. Segne, was wir in deinem Namen tun. – Gott, unser Vater im Himmel: Wir preisen dein Erbarmen. Du hast mit Jesu Auferstehung eine unzerstörbare Hoffnung in die Welt gebracht. Du hast für uns den Tod überwunden. Darum loben wir dich mit allen, die uns in diesem Glauben vorangegangen sind. – Vater unser im Himmel,…

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich; er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; er erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen

Bleiben Sie behütet und gesund!

Es grüßt Sie herzlichst, Ihr

Pfarrer Alexander Donges