Andacht Erntedankfest, 01.10.2023, von Pfarrer Alexander Donges

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Liebe Leserinnen und Leser,

wo lässt sich Erntedank besser feiern als auf einer Hofanlage? Ein Ort, wo das wächst, was wir verzehren, wo das produziert wird, was wir für unser Leben benötigen.

Erntedank erinnert uns daran, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir mit allem, was wir brauchen, versorgt sind, sondern dass wir gegenüber Gott dankbar sind für alles, was er uns gibt.

So danken und feiern wir in diesem Gottesdienst Gott als Vater, Sohn und Heiligen Geist.

Amen

Lied: EG 508 „Wir pflügen und wir streuen“

Tagesgebet

Brot holen wir beim Bäcker. Obst kaufen wir auf dem Markt. Weitere Lebensmittel bekommen wir im Supermarkt. Es gibt Speisen, die bereits fertig zubereitet sind. Essen kann uns bis vor die Haustür gebracht werden.

Der Kühlschrank ist voll. Auf den Vorratsregalen bilden sich Stapel.

Wir haben mehr als genug.

Aber wer hat es geschaffen?

Wir haben es nicht entstehen lassen.

Wir haben es nicht hergestellt.

Wir haben uns an alles gewöhnt, doch nichts ist selbstverständlich.

Gott, deine Werke geschehen ohne Aufsehen und doch leben wir täglich von ihnen.

Oft vergessen wir das, aber heute Gott, wollen wir dir dafür danken.

Amen

 

Schriftlesung LK 12, 15-21

15Dann sagte Jesus zu allen: »Gebt acht! Hütet euch vor jeder Art von Habgier. Denn auch wenn jemand im Überfluss lebt, so hängt sein Leben nicht von seinem Besitz ab.«

16Dazu erzählte Jesus ihnen ein Gleichnis: »Die Felder eines reichen Grundbesitzers brachten eine besonders gute Ernte.

17Da überlegte er: ›Was soll ich tun? Ich habe nicht genug Platz, um meine Ernte zu lagern.‹

18Schließlich sagte er sich: ›So will ich es machen: Ich reiße meine Scheunen ab und baue größere. Dort werde ich dann das ganze Getreide und alle meine Vorräte lagern.

19Dann kann ich mir sagen: Nun hast du riesige Vorräte, die für viele Jahre reichen. Gönn dir Ruhe. Iss, trink und genieße das Leben!‹

20Aber Gott sagte zu ihm: ›Du Narr! Noch in dieser Nacht werde ich dein Leben von dir zurückfordern. Wem gehört dann das, was du angesammelt hast?‹

21So geht es dem, der für sich selbst Schätze anhäuft, aber bei Gott nichts besitzt.«

 

Predigt

Danke. Eines der schönsten Worte, wenn man es zu Hören bekommt. So leicht es über die Lippen gehen sollte, so oft ist es Mangelware. Was selbstverständlich sein sollte, wird zum kostbaren Gut. Und wenn, dann zu oft ein Danke als bloße Phrase dahingesprochen. Ohne Bedeutung. Ohne Gefühl. Ohne Sinn.

Die Geschichte aus der Schriftlesung von dem reichen Grundbesitzer, erinnert mich an den Liedtext „Irgendwas“ von Yvonne Catterfeld:

In der ersten Strophe besingt sie die Suche nach:

Irgendwas, das bleibt, irgendwas, das reicht

Irgendwas, das zeigt, dass wir richtig sind

Bis wir etwas finden, was sich gut anfühlt

Was sich lohnt zu teil’n, würden gern sowas spür’n

Suchen überall, finden scheinbar nichts

Was uns halten kann, was uns das verspricht

Was wir wirklich woll’n, wonach wir alle suchen

Kriegen nie genug, denn wir wollen immer mehr.

In dem Liedtext klingt eine schon verzweifelte Suche an nach etwas, was uns zusammenhält und wonach wir uns sehnen.

Es ist für die Sängerin klar: Es gibt kein immer weiter, immer mehr, immer höher hinaus.

Aber was dann? Wo geht der Weg hin? Ein kollektives Suchen im Dunkeln. Die Suche nach etwas, das verbindend und doch scheinbar einfach ist?

Eine Antwort auf die Suche gibt uns die Geschichte, von der wir in der Schriftlesung gehört haben.

Die Geschichte eines reichen Grundbesitzers, der der Kritik von Jesus ausgesetzt ist.

Aber inwiefern kann man dem reichen Grundbesitzer in der Geschichte etwas vorwerfen? Dass er die alte und zu kleine Scheune durch ein größere ersetzt, zeigt höchstens unternehmerisches Geschick. Es ist vernünftig und verantwortungsvoll ihm und seiner Familie gegenüber. Der Erfolg in seinem Leben, der ist mit Sicherheit auch auf seine harte Arbeit zurückzuführen. Der reiche Grundbesitzer scheint ein echter Geschäftsmann zu sein, der für die Zukunft plant, sein Leben im Griff hat, seine Arbeit einteilt, und schaut, dass seine Work-Live Balance aus Belastung und Ruhephasen stimmt.

Wo besteht also Kritik an ihm?

An seiner, nennen wir es, Einstellung.

Der reiche Grundbesitzer sieht nur sich selbst: Meine Ernte, meine Scheune, mein Leben. Er schaut, dass es ihm gut geht ohne den Blick in die Weite. Und Gott?

Gott spielt in seinem Leben scheinbar keine Rolle. Auch andere Menschen scheinen keinen Platz zu haben, weder in seinem Leben noch in seiner Scheune.

Kein Anzeichen von Dankbarkeit dafür, dass es ihm so gut geht, ist spürbar. Keine Dankbarkeit, dass die Ernte, die ihn reich gemacht hat, von Gott kommt. Kein Blick auf andere Menschen und deren Leben. Und das sieht Jesus als Anlass für Kritik. Für Jesus liegt das Ziel, der Sinn des Lebens außerhalb vom Anhäufen materieller Güter, die die Scheune füllen.

Kein Reichtum durch Materialismus, sondern Reichtum durch Gott. Und durch Gott Reichtum an der Welt, an den Mitmenschen und am Leben. Das ist für den Autor des Bibeltextes Sinn und Ziel des Lebens und die Pointe für das Leben als Christinnen und Christen insgesamt.

Ein aktuelleres Beispiel:

Hamstereinkäuferinnen und Hamstereinkäufer.

Ein Hamster legt über den Winter eine Vorratskammer mit bis zu 90kg Essen bestehend aus allerlei Samen und Pflanzen an. Ausgehend von einem durchschnittlichen Körpergewicht von 425 Gramm, sammelt ein Hamster das über 200 fache seines Körpergewichts an Nahrung, um über den Winter zu kommen.

Und genau so sehen Hamstereinkäufe von Menschen manchmal auch aus.

Mancher privater Lagerraum im Keller könnte schon beinahe als Außenlager eines Supermarktes durchgehen. Man versinkt ein Stück weit im Materialismus dieser Welt. Man schaut nur auf sich selbst und isoliert sich nach und nach von anderen.

Wo, zwischen all dem Konsum, zwischen all den Dosen und Regalbrettern ist da noch Raum für Gott?

Hinter der Kritik von Jesus steht eine grundsätzliche Frage, wie man sich in der Welt verhält. Einhamstern oder teilen, nach sich schauen oder für und mit anderen leben?

Für Jesus steht die Entscheidung von Anfang an fest.

Seine Geschichte und Lebensweise sind Erinnerungen für uns daran, was uns als Gemeinschaft und Gesellschaft für ein miteinander zwischen Menschen und für ein Miteinander zwischen jedem einzelnen Menschen und Gott ausmacht.

Dankbarkeit und Genügsamkeit als innere Haltung gegenüber dem Leben, gegenüber anderen Menschen und gegenüber Gott. Damit werden die Scheunen gefüllt mit Glück und mit Freunden, und Gott wird mitten unter uns sein.

Amen

 

Fürbittengebet

Wir leben, Gott, von der Frucht, die du uns schenkst,
dem Lohn unserer Arbeit, den Freuden des Gelingens,
der Ernte, die wir mit anderen einfahren dürfen.
Wir danken dir für unser Leben und alles,
was wir mit unseren Händen und deinem Segen tun.

Wir leben, Gott, gemeinsam auf dieser Erde,
teilen sie mit anderen Menschen, Tieren, Pflanzen,
die leben wollen, so wie wir es wollen.
Wir bitten dich, lass uns die Ehrfurcht vor dem Leben behalten.

Wir leben, Gott, unter deinem Himmel,
wir schauen die Sonne, den Mond und die Sterne,
die riesigen Berge und das unermessliche Meer an.
Wir bitten dich, schenke uns das Wissen um unsere Grenzen,
die Gnade der Demut und das Glück der Dankbarkeit.

Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm und hofft auf ihn.

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.

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