Andacht Invocavit, 18.02.2024 von Pfarrer Alexander Donges

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Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Versuchung, das ist das heutige Thema der heutigen Andacht.

Die Schlange versucht Adam und Eva.

Lots Frau wird versucht, kann nicht widerstehen, dreht sich um und erstarrt zur Salzsäule.

Judas wird versucht und kann nicht widerstehen.

Selbst Jesus wird versucht, immer wieder.

Ein sich durch die Bibel, aber auch durch unser Leben durchziehendes Thema. Wo werde ich versucht?

 

Gebet

Gott, unsere Zuversicht,
Sei bei uns,
wenn wir zweifeln.
Stärke uns,
wenn wir schwach sind.
Lass Hoffnung wachsen,
wenn wir nicht weiterwissen.
Dir sei Ehre in Ewigkeit.

Gott, du bist die Quelle meines Mutes.
Du bist das Haus, in dem ich sicher wohne.
Du bist der Grund meiner Hoffnung.
Errette mich vor dem, was lauernd mich bedroht,
vor dem, was mich entkräftet und krank macht.
Bewahre meinen Weg, damit ich nicht in die Tiefe stürze.

Amen.

Schriftlesung Mt 4,1-11

Lied: EG 347 „Ach bleib mit deiner Gnade“ Strophen 1-3

Impuls

Liebe Leser*innen,

„die süßeste Versuchung, seitdem es Schokolade gibt“, schreibt unter anderem das Berliner Restaurant mit dem Namen „Schöne und das Biest“ auf ihrer Homepage. Und weiter: „In unserem Restaurant findet ihr alles, was euer Herz begehrt. Unsere belgischen oder amerikanischen Waffeln könnt ihr mit eurer eigenen Auswahl an Toppings perfektionieren. Hier könnt ihr wählen zwischen weißer, vollmilch oder dunkler Schokolade und Früchte von süßen Erdbeeren über saftige Ananas bis hin zu frischer Melone. Natürlich dürfen hier extra Schoki und Sahne nicht fehlen.“

Wer könnte dieser Versuchung nicht wiederstehen? Es ist ja schließlich menschlich, sich dem Genuss hinzugeben. Und etwas das einem so angepriesen wird nachzugehen und nachzugeben ist sehr verlockend.

Oft erliegen wir der Versuchung. Wir setzen uns über die Bedenkenträger, die in uns immer lauter werden, durch. Wiederstehen fällt uns schwer. Manchmal aber gelingt es und vielleicht ist man darauf auch ein wenig stolz oder man trauert im Nachhinein darum, was man hätte haben können.

Was in kleinen und an gewissen Orten durch die Schokolade und andere Leckereien geschieht, das passiert in unserem Leben im Großen und ständig. Ständig sind wir Versuchungen ausgesetzt, die über uns hereinbrechen, die uns fordern und herausfordern.

Und so ergeht es nicht nur uns, sondern auch Jesus in der Geschichte.

Jesus ist in der Wüste, an einem Ort wo es fast nichts gibt, kaum Reize von außen. Es ist fast geräuschlos, windstill, der Untergrund aus Sand ist weich und eben, es gibt keine Wolken und kein Ende des Horizonts ist in Sicht.

Und genau dort meldet sich das, was der Text als Teufel ausdrückt. Eine innere Stimme, die die Macht über die eigenen Gedanken und das Handeln übernehmen will. Nicht eine rote Person mit Dreizack und Hörnern, die plötzlich aus dem Nichts erscheint, sondern all das Böse, was es gibt, was ein Mensch Schlechtes tun und denken kann, das fordert von innen heraus. Der Teufel als der Inbegriff des Bösen, den es mit Hilfe von Gott zu besiegen gilt, so die Ansicht der Bibel und des Autors.

In der Bibel und in anderen Erzählungen wird von heroischen Kämpfen zwischen Gott und dem Teufel erzählt. Überdimensionale Statuen wurden gehauen und Bilder gemalt, in der der Teufel bewaffnet und übermächtig auf die Menschen losgeht. Gut gegen böse. So imposant diese Bilder, Erzählungen und Darstellungen auch sein mögen, ist es nicht der gewaltvolle Kampf mit Waffen, was hier den Kampf ausmacht, sondern es ist der Kampf mit sich selbst.

Bei Jesus geht es darum, wer Recht hat, Gott oder der Teufel. Jede Aussage des Teufels wird geschickt gekontert. Jeder Satz des Teufels widerlegt. Der klügere und geschicktere gewinnt. Gottes Aussagen widerlegen jeden Vorwurf des Teufels. So widersteht Jesus der Versuchung. Jesus argumentiert sachlich und bleibt ruhig. Es wird nicht emotional gekontert, sondern mit Fakten und mit Gottes Aussage und Zusage.

Bei diesen Versuchungen geht es immer darum, was ist das Richtige und was das Falsche. Die Kategorie, in der wir denken ist: gut oder böse.

Uns im Leben betreffen doch meist andere Versuchungen. Und damit meine ich nicht nur die Waffeln mit Schokolade. Sondern vielmehr andere wichtigere Fragen wie:

Sollte ich meinen eigenen Vorteil ausspielen oder nicht?

Verzichte ich auf etwas, damit es anderen besser geht oder besser gehen kann?

Ich denke diese Versuchungen sind wie ein Test, eine Prüfung, nicht wie in der Schule mit Noten, sondern sie zeigen uns, woran wir noch wachsen können. Sie zeigen uns auf wo wir noch weiter an uns arbeiten müssen. Und bei diesen ganzen Entscheidungen, die wir treffen müssen, bei all den Gedanken, die wir uns machen, da kann Gott ins Spiel kommen, um uns eine Richtung zu geben.

„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht“.

Amen

Lied: EG 347 „Ach bleib mit deiner Gnade“ 4-6

Gebet

Vor dir sind wir versammelt, guter Gott,
um für einen Moment zur Besinnung zu kommen,
jeder und jede für sich und gemeinsam als deine Gemeinde.

Zuflucht suchen wir unter deinen Flügeln,
Schutz und Schirm vor unseren Ängsten,
neue Ausrichtung und Ermutigung.

Vieles stürmt auf uns ein, zerrt uns hin und her,
verwirrt uns, führt uns in die Zerstreuung,
bringt uns auf Abwege, trennt uns voneinander.

Führe du uns durch die Versuchungen dieser Tage,
lass uns den Götzen dieser Welt widerstehen,
Nein sagen zu Gier, Hass, Lüge und Gewalt.

Sende deine Engel zu den Menschen auf ihren Wegen,
durch Krankheit zur Gesundheit, durch die Fremde in die Heimat, durch Not zur Sättigung, durch Einsamkeit zur Begegnung.

Gib uns und allen das tägliche Brot und Wasser,
dein tägliches Wort, deinen Geist an jedem Tag,
auf dass wir in Frieden leben und unsere Wege gehen können.

Amen

Segen

Der dreieinige Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist segne und behüte dich. Amen

 

Bleiben Sie behütet und gesund!

Es grüßt Sie herzlichst, Ihr

Pfarrer Alexander Donges