Andacht Sexagesimä, 04.02.2024, Pfarrer Alexander Donges

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Andacht Sexagesimä, 60 Tage vor Ostern, 04.02.2024, Pfr. A. Donges

 

Votum und Begrüßung

Liebe Leserinnen und Leser,

„Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht.“ (Hebr 3,15.)

Mit diesen Worten des Wochenspruchs lade ich sie ein auf Gottes Wort zu hören. – So feiern wir diesen Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geist. Amen

Tagesgebet

Gott, wir reden viel. Aber nicht alle unsere Worte sagen das, was wir meinen. Wir versprechen viel und können es nicht halten. Worte haben Macht. Worte können verletzen. Worte können heilen. Ein falsches Wort kann alles vergiften. Worte können vieles wieder gutmachen. Ein gutes Wort zur rechten Zeit und die Welt sieht wieder anders aus. Manchmal können Worte nichts mehr ausrichten. Leere Worte, endloses Gerede! Worte, die niemanden erreichen. Dein Wort, Gott, ist anders. Es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten, ist wie ein Stern in der Dunkelheit. Das bitten wir dich durch deinen Sohn Jesus Christus, unseren Herrn, der mit Dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert in Ewigkeit. Amen

DAS GLEICHNIS VOM WACHSEN DER SAAT – Mk 4,26ff

26Und Jesus sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft 27und schläft und steht auf, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst – er weiß nicht wie.

28Von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre. 29Wenn aber die Frucht reif ist, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da.

 

Impuls

Liebe Leser*innen,

ein Mann folgt einer Straße durch das Dorf bis tief in den Wald. Genau dort, am Fuße eines Berges steht ein Baum, unter dessen Zweigen und Blättern er immer wieder das gleiche Gebet spricht. Und Gott hörte ihn. Auch sein Sohn folgt der Straße durch das Dorf bis tief in den Wald. Er wusste nicht mehr, wo der Baum am Fuße des Berges war. Und so betete er an irgendeinem Baum. Und Gott hörte ihn. Sein Urenkel folgte nicht der Straße durch das Dorf. Denn er kannte weder den Baum noch das Dorf, noch den Weg. Aber er kannte noch das Gebet. So betete er in seinem Haus. Und Gott hörte ihn. Sein Urenkel kannte weder den Baum noch die Straße noch das Dorf. Nicht einmal das Gebet kannte er. Er kannte aber die Geschichte. Er erzählte sie seinen Kindern. Und Gott hörte ihn.

Liebe Leser*innen,

vielleicht kennen sie das aus ihren eigenen Leben. Wenn sie an ihre Eltern und Großeltern zurückdenken. An die Geschichten, die ihnen erzählt wurden. Vom Leben damals. Mit den Aufgaben und Herausforderungen. Mit den Entbehrungen und den schönen Seiten des Lebens. Seien es Lebensereignisse wie Geburt, Taufe, Konfirmation… oder der erste gemeinsame Urlaub, der Umzug in die eigenen vier Wände, die Enkelkinder, die zum Spielen vorbeikommen und vieles mehr. Mit Sicherheit gibt es Geschichten, deren Inhalt sie kennen, aber der Ort, wie es dort aussieht und wie sie dort hinkommen, das liegt im Nebel verborgen. So wie der Urenkel in der Geschichte. Es bleibt an unserer Fantasie die Bilder der Geschichte zu vervollständigen. So sehr man versucht hat jedes Detail der Geschichte weiterzuerzählen, so bruchstückhaft bleiben dann doch immer wieder unsere Worte. Und so verlieren diese Geschichten von Zeit zu Zeit, von Generation zu Generation an Details. Was sie aber nicht verlieren ist ihre Bedeutung. Die Bedeutung für uns, dass die Geschichte mit uns über Generationen hinweg verbunden ist. Eine Geschichte, die beschreibt, warum wir jetzt genau hier sind und nicht woanders. Und die Geschichte hat auch Bedeutung in Bezug auf Gott. Gott hört uns unabhängig davon, wo wir sind. Ob wir noch die Stelle des Baumes im Wald kennen, zu dem wir uns auf den Weg machen können oder ob wir zu Hause sind um zu ihm zu sprechen. Wenn wir uns das Gleichnis vom Wachsen der Saat vor Augen führen, dann lassen wir Gott wirken. Wie Gott auf unsere Bitten reagiert, bleibt ihm überlassen. Es und er sind nicht beeinflussbar. Ebenso wenig wie das Samenkorn in der Erde. Niemand kann es schneller zum Wachsen bringen. Natürlich können wir viel gießen und düngen, aber ob aus dem Samen eine Pflanze wird und wie schnell das geht, das bleibt der Zeit überlassen.

Und Jesus sagt, wie es mit dieser Pflanze ist, so ist es auch mit dem Reich Gottes.

Unabhängig wo wir sind, das Reich Gottes kommt. Von selbst, ohne dass wir etwas dazu tun müssen. Es wächst bereits in unserer Mitte, manchmal noch im Verborgenen, manchmal kann man es sehen, aber kaum beschleunigen. Und es wächst dort, wo wir vielleicht gerade gar nicht sind.

Aber Gottes Wort ist überall dort, wo es auf fruchtbaren Boden fällt. Am Fuß des Berges am Baum. Im Haus oder auf dem Feld. Amen

Lied: Lied: EG 458 „Wir danken Gott für seine Gaben“

Fürbittengebet

Gott, ewiges Wort, du begeisternde Kraft, du Liebe, die trägt, du bleibende Gegenwart in unseren Herzen und in dieser Welt – Wir bitten dich:
Mache deine Kirche  zu einem Ort des Hörens,  zu einem Ort der ehrlichen Worte, zu einem Ort der Wahrhaftigkeit, zu einem Ort, an dem die Worte  über den Tag hinausweisen, retten und heilen.
Du ewiges Wort, erbarme dich.

Wir bitten dich: Bestärke in der Welt die Kräfte, die sich für die Wahrheit begeistern,  die dem Frieden dienen, die die Gerechtigkeit lieben, die sich dem Hass verweigern, die die Schwächeren schützen,  retten und heilen.
Du Heiliger Geist, erbarme dich.

Wir bitten dich: Umhülle mit Liebe die, die vor Schmerzen weinen,
die mit Angst der kommenden Nacht entgegensehen, die sich vor dem morgigen Tag fürchten, die hungern, die von Waffen bedroht werden,
die, die um geliebtes Leben trauern. In deiner Liebe rette sie, heile sie.
Du Ursprung der Liebe, erbarme dich.

Von allen Seiten umgibst du uns, du sprichst zu uns, du rettest deine Schöpfung, du heilst die Wunden.

Du ewiges Wort und treue Liebe – wir bitten dich: Bleib bei uns und höre uns – durch Jesus Christus, deinen Sohn. – Vater unser im Himmel, … Amen.

Segen

So segne und behüte euch, Gott, der Barmherzige und Allmächtige, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen

Bleiben sie behütet und gesund!

Es grüßt sie/euch herzlichst,

Pfarrer Alexander Donges