Andacht 20. So. n. Trinitatis, 22.10.2023, von Sabine Klatt, Diakonin/Prädikantin

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Ich freue mich, dass wir heute auf diese Weise miteinander verbunden sind! Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert.

Der Wochenspruch macht uns deutlich: Gott ist es nicht gleichgültig, wie wir leben und unser Miteinander gestalten: als Frau und Mann, als Kinder, Jugendliche und Erwachsene, in Kirche, Staat und Gesellschaft.

Lied: Kommt herbei, singt dem Herrn (EG+ 35)

Psalm 119 (EG 748)

Mk 10,2-9.13-16

Und Pharisäer traten hinzu und fragten Jesus, ob es einem Mann erlaubt sei, sich von seiner Frau zu scheiden, und versuchten ihn damit. Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Was hat euch Mose geboten? Sie sprachen: Mose hat zugelassen, einen Scheidebrief zu schreiben und sich zu scheiden. Jesus aber sprach zu ihnen: Um eures Herzens Härte willen hat er euch dieses Gebot geschrieben; aber von Anfang der Schöpfung an hat Gott sie geschaffen als Mann und Frau. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und wird an seiner Frau hängen, 8 und die zwei werden ein Fleisch sein. So sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden…Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an.  Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.

Ansprache

Liebe Leser*innen.

„Gebt den Kindern das Kommando. Sie berechnen nicht, was sie tun. Die Welt gehört in Kinderhände. Dem Trübsinn ein Ende. Wir werden in Grund und Boden gelacht. Kinder an die Macht.“ – So sang es Herbert Grönemeyer 1986. Ein Lied, dass viele Menschen immer noch berührt und bewegt. Vielleicht gerade heute wieder um so mehr, da die Nachrichten über das Kriegstreiben auf der Welt nicht abreißen. – „Die Armeen aus Gummibärchen. Die Panzer aus Marzipan. Kriege werden aufgegessen kindlich genial. Es gibt kein gut, es gibt kein böse. Es gibt kein schwarz, es gibt kein weiß. Es gibt Zahnlücken. Statt zu unterdrücken Gibt’s Erdbeereis auf Lebenszeit. Immer für ’ne Überraschung gut. Gebt den Kindern das Kommando. Sie berechnen nicht, was sie tun. Die Welt gehört in Kinderhände. Dem Trübsinn ein Ende. Wir werden in Grund und Boden gelacht. Kinder an die Macht.“

…Wir wäre das wohl: Eine Welt in Kinderhand? Wäre es eine Welt im Frieden? Eine Welt, in der es keine Unterdrückung mehr gibt? Eine Welt ohne Missgunst, ohne Verachtung, ohne Bosheit und Hass? Eine Welt, in der es egal ist, wer du bist und was du hast? Eine Welt, in der wir nicht ans Morgen, geschweige denn ans Übermorgen denken müssen, sondern nur im hier und jetzt leben? Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie. Diese Geschichte von der Kindersegnung ist eine der schönsten Geschichten in der Bibel, wie ich finde. Es wird deutlich, welchen Stellenwert Kinder bei Jesus und bei Gott haben. In der Bibel kommen Kinder an 600 Stellen vor. Man staunt. Das ist gar nicht so wenig. Im Psalm 127 heißt es zum Beispiel: „Kinder sind ein Geschenk von Gott, eine Gabe des Herrn.“ Dessen ist sich auch Jesus bewusst. Begeben wir uns doch mal mit hinein in diese Geschichte: Jesus steht in einer Traube von Menschen und erzählt von Gott, von seiner Liebe, Gnade und Barmherzigkeit uns Menschen gegenüber. Jesus predigt vom nahen Gottesreich und dass wir wachsam sein sollen. Er wiederholt auch uns gegenüber sein Doppelgebot der Liebe: „Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft Das andre ist dies: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Es ist kein anderes Gebot größer als diese beiden.“ – Und untermauert werden all diese Worte durch die Jünger, die immer noch staunend von den vielen Wundern, die Jesus vollbracht hat, berichten. Während wir gespannt allem lauschen, sehen wir, wie sich Mütter und Väter mit ihren kleinen Kindern unserer Gruppe nähern. Auch sie haben viel über ihn, seine liebevolle Rede über Gott und seine Macht gehört, Sünden zu vergeben. Nun wollen sie zu Jesus, damit er ihre Kinder segnet. Doch bevor sie nur in seine Nähe kommen können, treten einige der Jünger vor sie und bauen sich wie ein Schutzwall vor ihnen auf. „Was wollt ihr?“ fragen sie abwehrend und so laut, dass auch wir es hören können. „Wir wünschen uns, dass Jesus unsere Kinder segnet.“ antworten die Eltern zaghaft. Doch sie hören nur ein „Ihr stört! Jesus hat Wichtigeres zu tun als sich um euch zu kümmern! Was er zu sagen hat, können eure Kinder eh nicht verstehen. Der Glaube ist kein Kinderkram.“ – Es ist still geworden um uns herum. Jesus hat inzwischen aufgehört zu erzählen. Er schaut seiner Jünger irritiert an. Wir spüren, wie sich die Atmosphäre ändert. Wie Jesus wütend und zugleich traurig wird. Er geht ruhig, aber auch ganz entschlossen auf die Jünger und die Eltern mit ihren Kindern zu. Schließlich sagt er zu seinen Jüngern: „Was bildet ihr euch eigentlich ein? Habt ihr denn so gar nichts verstanden? Vor ein paar Stunden habe ich vor euren Augen und Ohren noch mit den Schriftgelehrten über die Ehe und die Ehescheidung diskutiert. Ich habe versucht ihnen und euch klarzumachen, dass alle Menschen Anteil am Reich Gottes haben. Von Anbeginn als Mann du Frau geschaffen. Als Menschen! Als seine Ebenbilder. Gott hat keine Hierarchien eingerichtet. Der Mann steht nicht über der Frau. Und die Erwachsenen nicht über den Kindern. Die Frau genießt die gleiche Würde, das gleiche Recht wie der Mann. Und das gleiche gilt auch für die Kinder. Ach meine Jünger. Meine armen Jünger. Nichts habt ihr verstanden. Eure Herzen sind genauso hart wie die der Schriftgelehrten. Ihr habt ein Herz aus Stein, wie all die Menschen, die meinen etwas Besseres zu sein. Schaut euch die Kinder an. Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht Anteil haben am Reich Gottes. Lasst es mich anders sagen: Nur wenn ihr werdet wie die Kinder, könnt ihr Anteil haben am Reich Gottes. Ich weiß, das kehrt die normalen Verhältnisse um. Aber genau so ist Gott. Das Himmelreich gehört denen, die so sind wie diese Kinder.“ Wieder lauschen alle wie gebannt den Worten Jesu. Was soll das heißen: Nur wenn ihr werdet wie die Kinder, könnt ihr Anteil haben am Reich Gottes? Jesus spürt unser Unverständnis. Er dreht sich zu uns um und erklärt: „Eltern lieben ihre Kinder, nicht weil sie alles richtig machen, sondern um ihrer selbst willen. Oder? Und Kinder vertrauen dieser Liebe. Schaut, wie sie in den Armen ihrer Mutter einschlafen oder ihrem Vater entgegenspringen, wenn er heimkommt.   Kinder sind Vorbilder im Vertrauen können. Sie vertrauen blind der Liebe ihrer Eltern, ihrer Großeltern oder auch ihrer Geschwister. Genau so will uns Gott. Er liebt uns um unserer selbst willen, und nicht nur dann, wenn wir es ihm recht machen. Er liebt uns ohne Vorbedingungen. Und er öffnet seine Arme, wenn wir ihm entgegenspringen und ihm erzählen wollen, was wir im Herzen haben, was uns beschäftigt. – Kindliches Gottvertrauen. Seine Nähe suchen – ohne Furcht. Das können wir von den Kindern lernen. Einfach Dasein. Vor Gott Dasein. Sich hinsetzen, anlehnen und schweigen. So unkompliziert, kindlich einfach geht glauben. Gebt den Kindern das Kommando. Sie berechnen nicht, was sie tun. Die Welt gehört in Kinderhände.“ Und nachdem Jesus das alles zu uns gesagt hat, dreht er sich um, geht zu den Kindern, nimmt sie in die Arme, herzt sie und segnet sie. Er wendet sich den Kindern zu. Er bricht mal wieder mit aller Distanz und auch mit den gesellschaftlichen Konventionen seiner Zeit. In diesem Moment merken sowohl die Jünger als auch die Zuhörer seiner Reden, dass hier etwas großartiges Geschieht. In diesem Moment eröffnet Jesus den Kindern eine ganz persönliche Beziehung zu Gott. Er lässt sie seine Nähe, Liebe und Zuneigung spüren. Amen

Fürbittgebet / Vaterunser

Wir brauchen deine Hilfe, Gott. Wir bitten für die Kinder und die Eltern, die nicht gut miteinander auskommen, dass sie sich besser verstehen und über ihre Probleme miteinander sprechen. – Wir bitten dich für die Familien, in denen die Ehen kaputtgegangen sind, und für die betroffenen Kinder, dass sie lernen, trotzdem gut zusammenzuleben. – Wir bitten dich für die Menschen, die sich nicht an Gesetz und Gebot halten, immer wieder mit der Polizei zu tun bekommen und zu schwach sind, um sich selbst zu helfen. – Wir bitten dich. Gib uns, dass sich Frieden ausbreitet in unserer Welt, dass nicht die Waffen das letzte Wort haben, dass nicht Krieg und Terror regieren, sondern Verständigung zwischen den Völkern. Gib, dass auch wir dazu beitragen, mitzubauen an einer Welt, in der Gerechtigkeit sich mehr und mehr ausbreitet. – Vater unser im Himmel, …

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen

Bleiben Sie behütet und gesund!

Es grüßt Sie herzlichst, Ihre Sabine Klatt, Diakonin/Prädikantin

 

 

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