Andacht 3. So. n. Epiphanias, 21.01.2024, Sabine Klatt, Diakonin/Prädikantin

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Ich freue mich, dass wir auch auf dieser Weise miteinander verbunden sind – im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Wie faszinierend ist es, wenn Christen aller Welt zusammentreffen: Menschen aus Korea und Nicaragua, Tansania und ganz Europa, die sich zu Jesus Christus bekennen. In knapp 2.500 Sprachen ist die Bibel heute übersetzt. Die christliche Botschaft macht nicht vor Volks- und Landesgrenzen Halt. Sie gilt ausnahmslos allen Menschen. (Darum geht es am dritten Sonntag nach Epiphanias.) Bereits Jesus und seine Jünger haben sich den Nachbarn des Volkes Israel zugewandt, haben Ausländer geheilt und mit Samaritanern debattiert. Auch Jesu Ahnen sind international wie die Moabiterin Rut, die mit ihrer Schwiegermutter in fremdes Land zog und ihre Religion annahm. Gottes Liebe kennt keine Grenzen – bezeugen die Apostel und Propheten. So wird auch das Reich Gottes bunt und vielsprachig sein. „Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes“.

Gebet

Himmlischer Vater, du hast Jesus Christus in unsere Welt gesandt, damit er deine Liebe bezeuge, die über alle Grenzen hinweg gilt. In ihm können wir sehen und spüren, dass dein Heil allen Menschen gilt, den Großen und den Kleinen, den Starken und den Schwachen. Komm zu uns mit deiner Güte und sprich das Wort, das unsere Seele gesund macht. Amen

Lied: Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt (EG 638)

Ansprache (Mt 8,5-13)

Jesus ging nach Kapernaum. Da kam ihm ein römischer Hauptmann entgegen. Er sagte zu Jesus: »Herr, mein Diener liegt gelähmt zu Hause. Er hat furchtbare Schmerzen!« Jesus antwortete: »Ich will kommen und ihn gesund machen.« Der Hauptmann erwiderte: »Herr! Ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst! Aber sprich nur ein Wort, und mein Diener wird gesund! Denn auch bei mir ist es so, dass ich Befehlen gehorchen muss. Und ich selbst habe Soldaten, die mir unterstehen. Wenn ich zu einem sage: ›Geh!‹, dann geht er. Und wenn ich zu einem anderen sage: ›Komm!‹, dann kommt er. Und wenn ich zu meinem Diener sage: ›Tu das!‹, dann tut er es.« Als Jesus das hörte, staunte er. Er sagte zu den Leuten, die ihm gefolgt waren: »Amen, das sage ich euch: Bei niemandem in Israel habe ich so einen Glauben gefunden! Ich sage euch: Viele werden aus Ost und West kommen. Sie werden mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch liegen. Aber die Erben des Reiches werden hinausgeworfen in die völlige Finsternis. Da draußen gibt es nur Heulen und Zähneklappern.« Dann sagte Jesus zum Hauptmann: »Geh! So wie du geglaubt hast, soll es geschehen!« In derselben Stunde wurde sein Diener gesund.

Liebe Leser*innen. Mit dem Glauben, dem christlichen Glauben, ist das so eine Sache. Messbar ist er bei keinem Menschen. Es mag Zeiten geben, in denen ein Mensch seinen Glauben intensiver empfindet, dagegen aber auch Zeiten, in denen man wenig davon spürt. Das werden Sie mir sicherlich bestätigen können. Wenn wir im Einzelnen genauer hinschauen und fragen, was die Inhalte des christlichen Glaubens sind, dann werden wir mitunter sehr unterschiedliche Ausprägungen wahrnehmen können. Eines jedoch können wir mit Bestimmtheit sagen: Der Glauben lässt sich nicht befehlen. Damit sind wir beim Hauptmann von Kapernaum. Er ist ein Mann, der einerseits im Befehlen und Gehorchen zuhause ist. Er denkt und handelt in diesen Strukturen. Das hat er so gelernt und das ist sein Beruf. Aber andererseits finden wir bei ihm auch einen Glauben, der selbst Jesus in Staunen versetzt. Einen Glauben, der aus seinem tiefsten Innern kommt. Ein praktischer Glaube, der von Lehrmeinungen und kirchlichen Dogmen weit entfernt ist. Einen Glauben, der sich dadurch zeigt, dass er Handlungsbedarf spürt und nicht zögert, aktiv zu werden. Sein Glaube hilft dem Hauptmann von Kapernaum aus dem Raum seiner begrenzten Erfahrungen herauszutreten. In seinem Alltag ist er gewohnt, Menschen zu befehlen. Er kann etwas anordnen und es geschieht. Weil er die Macht des Befehls hat, treffen seine Anordnungen auf Gehorsam und werden von Menschen ausgeführt. Aber im Blick auf seinen Knecht ist der Hauptmann an seine Grenzen gestoßen. Sein Knecht liegt zuhause, gelähmt und hat große Schmerzen. Der Hauptmann hat nicht die Kompetenz und das Vermögen, seinem Knecht die Heilung und Genesung zu befehlen. Aber sich abfinden mit dem leidvollen gesundheitlichen Zustand seines Knechts, das kann er auch nicht. Es ist anzunehmen, dass er seinen Knecht sehr mag. Darum will er, dass ihm geholfen wird und dieser bald wieder auf die Beine kommt. Es muss doch möglich sein, die Krankheit zu überwinden. Und wenn er selbst nicht die Macht hat, darüber zu befehlen, muss ein Anderer imstande sein, dies zu tun. Darum setzt er sich in Bewegung und geht auf Jesus zu, von dessen Macht er gehört hat. Er überträgt auf ihn die Kategorien von „Befehlen und Gehorchen“, die er aus seinem Berufsalltag kennt. „Sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund!“ Er traut Jesus zu, dass im Blick auf seinen Knecht funktioniert, was tagtäglich in seinem Alltag funktioniert. Ein Wort, ein Befehl und alles gehorcht nach seinem Willen. Es wird so, wie gewollt. Nur auf einer höheren Ebene. In einer anderen Dimension. Mit einer tieferen Wirkung und mit nachhaltigeren Folgen. Der Glaube des Hauptmanns überschreitet Grenzen. Er macht nicht Halt bei der Vorstellung, dass alles so ist wie es ist. Er findet sich nicht ab mit dem Unabänderlichen oder Zufälligen, das in unser Leben einbricht. Er gibt sich nicht zufrieden mit der Realität, die sich in Krankheit, Schmerz und Leid uns zeigt. Darum geht er auf Jesus zu. Dabei überschreitet der die Grenze, die einen Heiden – wie ihn, den Hauptmann – von Jesus – dem Juden – trennt. So nennt der Hauptmann den Grund, der ihn bewegt. Seine Liebe zu seinem Knecht lässt ihn in seiner Bitte an Jesus die Grenze überschreiten. Die Ernsthaftigkeit des Glaubens ist es, die Jesus in dieser Begegnung so berührt. Herkunft, Rang oder religiöse Vorgeschichte qualifizieren den Menschen nicht für eine Platzkarte nah bei Gott. Deshalb stehen wir letztendlich alle da wie der Hauptmann. Mit nichts als unserem Glauben in den Händen im Spielraum Gottes. Ändert das den Blick darauf, was Kirche und Gemeinde für uns bedeuten? Wie schauen wir auf Menschen, die aus einer ganz anderen Welt kommen als wir? – Auch sie stehen mit uns im Spielraum Gottes. „Viele werden kommen von Osten und von Westen …“ Bestimmt gibt es Menschen, die besuchen nicht regelmäßig den Gottesdienst, sondern bei Gelegenheiten, die sich ihnen bieten: Im Urlaub. In der hintersten Reihe. Mit genug Distanz. – Dieser.Eine.Gottesdienst. Bestimmt gibt es Menschen, die fühlen sich fremd bei Veranstaltungen der Gemeinde, weil sie niemanden kennen, sind aber zu Tränen gerührt, wenn die Orgel dieses eine Lied spielt. – Dieses. Eine. Lied. Bestimmt gibt es Menschen, die sind nicht Mitglied einer Kirche, beten aber inbrünstig das Vaterunser, abends vor dem Schlafengehen. – Dieses. Eine. Gebet. Jeder Mensch nähert sich Gott anders. Glaube ist Vertrauenssache.   Niemand von uns weiß, was den anderen bewegt, sich Gott auf die eine oder andere Weise zu nähern. Und niemandem von uns steht es zu, jemanden wegen seiner Glaubenspraxis in irgendwelche Kategorien einzuteilen und in gedankliche Schubladen einzusortieren. „Zwischen uns liegen Welten“, könnte jemand dazu sagen und einfach weggehen. Oder aber leise staunen, wie Jesus es tut. Und sich dann freuen, dass es so viele unterschiedliche Wege des Glaubens gibt. Denn irgendwann wird jede und jeder von uns einmal wie der Hauptmann da stehen und vielleicht ebenso scheu aber, glaubensgewiss eine Gott-Gelegenheit suchen. Dieses – eine – Wort. Ich wünsche uns, dass wir dann fündig werden. Amen

Fürbittengebet

Krieg und Tod verdunkeln diese Tage. Gott, wir sind ratlos und beklagen die Opfer. Dein Licht zeigt den Weg zum Frieden. Wir bitten dich:
Sende dein Licht aus und schenke Frieden. Streit und Wut bringen die einen gegen die anderen auf. Wir sorgen uns um das Zusammenleben in unserem Land. Dein Licht weist den Weg, um einander zu verstehen. Wir bitten dich: Sende dein Licht aus und schenke Versöhnung. Kälte und Hunger bedrücken die Armen. Wir fühlen uns hilflos und wollen doch helfen. Dein Licht gibt Hoffnung. Wir bitten dich: Sende dein Licht aus und beschütze die Verzweifelten. Schmerzen plagen die Kranke. Die Angst um die Verschleppten bleibt.  Unsere Verstorbenen fehlen. Wir trauern. Dein Licht rettet. Wir bitten dich: Sende dein Licht aus und heile alle Wunden. Der Glaube an dich überwindet Grenzen. Die Bedrohten finden bei dir Zuflucht.  Dein Licht lockt alle an deinen Tisch. Wir bitten dich: Sende dein Licht und segne deine Gemeinde. – Vater unser im Himmel, …

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.

Bleiben Sie behütet und gesund!

Es grüßt Sie herzlichst, Ihre

Sabine Klatt, Diakonin/Prädikantin

 

 

 

 

 

 

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