Andacht Letzter So. n. Epiphanias, 28.01.2024, Sabine Klatt, Diakonin/Prädikantin

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Ich freue mich, dass wir auch auf dieser Weise miteinander verbunden sind – im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen

Dieser Sonntag steht noch einmal ganz im Zeichen der Botschaft von dem großen Licht, das mit Jesus in die Welt gekommen ist.

Gebet

Gott, im Licht deiner Wahrheit erkennen wir uns, und das Feuer deiner Liebe bringt Wärme in unser Leben. Lass uns zeitlebens deine Wahrheit leuchten und schenke uns alle Tage die Wärme deiner Liebe in Jesus Christus, deinem Sohn. Amen

Lied: Ein Licht geht uns auf in der Dunkelheit (EG 557)

Ansprache

Liebe Leser*innen. „Was gibt uns im Moment Kraft und Hoffnung?“ – Diese Frage habe ich mir gestellt, als ich mich mit dem Predigttext für heute befasst habe. Ich habe den Eindruck, dass ganz viele Menschen am Ende ihrer Kraft sind. Bei den einen ist es die Überforderung mit den zusätzlichen Aufgaben, bei den anderen ist es das Wegfallen der Dinge, aus gesundheitlichen oder altersbedingten Gründen, die das Leben lebenswert machen. Bei wieder anderen ist es die Angst um die wirtschaftliche Existenz oder die Sorge um die Zukunft unserer Kinder, und bei wieder anderen ist es eine große Einsamkeit. Und so könnte man ewig weitermachen. „Hoffen wir, dass es bald wieder besser wird!“ wie oft habe ich diesen Satz schon gehört oder selbst gesagt? Aber was gibt uns diese Hoffnung? Was gibt uns die Kraft nicht aufzugeben? Vielleicht hilft uns ein Blick in die Bibel. Denn die Bibel ist ja ein Buch voll von Geschichten, in denen Menschen in Bedrängnis sind und doch die Hoffnung nicht aufgeben. Einer der Texte für den heutigen letzten Sonntag nach Epiphanias beschreibt so eine Situation. Paulus schreibt im 2. Brief an die Korinther mutmachende Worte. Und sie gelten auch uns heute. Ich beginne mit den Versen 8-9. Paulus schreibt: Wir stehen von allen Seiten unter Druck, aber wir werden nicht erdrückt. Wir sind ratlos, aber wir verzweifeln nicht. Wir werden verfolgt, aber wir sind nicht im Stich gelassen. Wir werden zu Boden geworfen, aber wir gehen nicht zugrunde. Man möchte Paulus fast zurufen: „Ja, genau, so ist es!“ Von allen Seiten stehen wir unter Druck, wir sind oft ratlos und fühlen uns zu Boden geworfen. Auch Paulus selbst kannte solche Momente. Einige Kapitel später beschreibt er ausführlich, was er alles schon erlebt hat (Kap. 11): „Ich bin gefangen gewesen, ich habe Schläge erlitten, ich bin in Todesnöten gewesen. Dreimal habe ich Schiffbruch erlitten, einen Tag und eine Nacht trieb ich auf dem tiefen Meer.“ Paulus kennt sich also aus mit hoffnungslosen Situationen. Er weiß, was es bedeutet ausgebrannt, verzweifelt und hilflos zu sein. Und trotzdem schreibt er an die Korinther: Wir stehen von allen Seiten unter Druck, aber wir werden nicht erdrückt. Wir sind ratlos, aber wir verzweifeln nicht. Wir werden verfolgt, aber wir sind nicht im Stich gelassen. Wir werden zu Boden geworfen, aber wir gehen nicht zugrunde. Mich beeindruckt die Gewissheit, mit der Paulus dieses ABER spricht. Er sagt ja nicht: „Wir sind ratlos, aber versuchen nicht zu verzweifeln.“ Sondern er sagt: „wir verzweifeln nicht, wir gehen nicht zugrunde, wir werden nicht erdrückt.“ – Ich muss zugeben, ich selbst kann diese Gewissheit nicht immer spüren. Wenn ich die Nachrichten lese oder anschaue, dann gibt es Momente, in denen ich mich verzweifelt und erdrückt fühle. Wenn ich im Trauergespräch, vor allem in Zeiten von Corona, hörte, dass ein Mensch im Krankenhaus oder Pflegeheim ganz allein sterben musste, ohne dass ihn ein Angehöriger begleiten konnte, dann war ich ratlos und wusste keinen Trost. Und tatsächlich ist es ja so, dass unsere Gesellschaft durch Corona schmerzhaft feststellen musste, dass unser Leben ziemlich unsicher ist, dass Krankheit und Tod jeden treffen kann. Paulus hingegen schreibt in großer Gewissheit: wir werden nicht erdrückt, wir verzweifeln nicht, wir gehen nicht zugrunde. – Wie sollen wir das verstehen? Diese Aussagen stehen doch im klaren Widerspruch zu dem, was wir erlebt haben und oft erleben: Menschen verzweifeln, Menschen starben und sterben alleine, Kinder nehmen Schaden an ihrer Seele. – Auch Paulus wird Christen gekannt haben, die ein Schicksalsschlag verzweifeln und aufgeben hat lassen. Wie meint Paulus also seine Worte? Sind das nur Durchhalteparolen gemäß dem Motto „es wird irgendwann wieder besser“ oder ein unbeholfenes „Kopf hoch, ist doch nicht so schlimm“? Nein, so meint er seine Worte nicht. Im Gegenteil, Paulus ist sich durchaus bewusst, wie zerbrechlich unser Leben ist. Er sagt es in Vers 10 so: „Täglich erleben wir am eigenen Leib etwas von dem Sterben, das Jesus erlitten hat.“ Er meint damit: Jede Enttäuschung, jede Krankheit, jede Niederlage, die uns das Leben zufügt, ja auch jeder Tod ist ein Beweis dafür, dass das Leben auf dieser Welt immer nur vorläufig und vergänglich ist. Aber in dieser Vorläufigkeit, in dieser Vergänglichkeit lässt Gott uns nicht allein! Denn in Jesus Christus hat Gott am eigenen Leib unser Leiden miterlebt. Er kennt unsere Not und unsere Niederlagen. Gott kennt aber nicht nur unsere Not und Niederlagen und steht uns in diesen Momenten bei, sondern er beweist an uns auch immer wieder seine Macht, indem er uns Kraft und neue Hoffnung schenkt. Vers 10 hat nämlich noch einen zweiten Teil. Dort heißt es dann: Aber unser Leib soll auch das Leben zeigen, zu dem Jesus auferstanden ist.   Für mich heißt das: Auch im Hier und Jetzt gibt es bereits Zeiten der Auferstehung. Wenn wir zum Beispiel trotz der Gefahren und Unsicherheiten unseres Lebens nicht verzweifeln, sondern in der Gewissheit leben, dass Gott uns immer genau die Kraft geben wird, die wir brauchen – dann ist das ein Zeichen der Auferstehung. Wenn wir uns nicht erdrücken lassen, sondern im Vertrauen auf Gottes Hilfe die Höhen und Tiefen des Lebens annehmen und meistern, dann ist das ein Zeichen der Auferstehung! Die Gewissheit, mit der Paulus schreibt, dass wir nicht verzweifeln werden, dass wir nicht zugrunde gehen werden, dass wir nicht erdrückt werden, ist also keine Gewissheit, die die Realität verleugnet. Sondern es ist eine Gewissheit, die sagt: Gott lässt uns nie im Stich. Er wird uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben, wie wir brauchen. Oder, wie es das Kirchenlied sagt: „Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand.“ (EG 533). – Ich kann das für mich und mein bisheriges Leben bestätigen! Paulus gibt auch einen Grund für seine Gewissheit an. In den Versen 6 und 7, die ich bisher noch aufgespart habe, spannt er einen weiten Bogen von der Schöpfung über Weihnachten bis schließlich in Vers 10 hin zur Auferstehung. In Vers 6 schreibt Paulus: Gott hat einst gesagt: „Aus der Dunkelheit soll ein Licht aufleuchten!“ Genauso hat er es in unseren Herzen hell werden lassen. Durch uns sollte das Licht der Erkenntnis aufleuchten: Die Herrlichkeit Gottes sollte sichtbar werden, die uns in Jesus Christus begegnet. Dieses Licht ist für Paulus der Grund für seine Gewissheit: Denn es ist ein Geschenk Gottes, wenn wir ihm vertrauen. Wir müssen es also nicht selber „machen“, nicht selber „schaffen“ – wir könnten es auch gar nicht. Es ist vielmehr so, dass Gott uns das Vertrauen auf ihn schenkt. Aber, so sagt es der nächste Vers: Gott gibt uns das Vertrauen und die Widerstandskraft nicht im Voraus, sondern immer erst dann, wenn wir sie brauchen. Er tut dies, damit wir uns nicht auf uns selbst verlassen, sondern auf ihn! Paulus sagt es so: (Vers 7) Wir tragen diesen Schatz [gemeint ist das Licht, das uns Kraft und Hoffnung gibt] aber in zerbrechlichen Gefäßen. So soll deutlich werden, dass unsere übergroße Kraft von Gott kommt und nicht aus uns selbst. Paulus ist sich also durchaus bewusst, dass unser Leben ein Gehalten-sein über dem Abgrund ist und dass wir in Krisensituationen immer wieder ins Zweifeln kommen – unser Mut, sagt er, ist oft wie ein zerbrechliches Gefäß. Aber er sagte auch: Gott gibt uns immer neu Kraft, das Schwere im Leben zu ertragen, er schenkt uns immer wieder neue Hoffnung und er lässt uns nicht im Stich. Auch wenn die Welt um uns herum in Aufruhr ist, auch wenn unser Leben in Gefahr gerät, lässt er uns nicht allein und hilft uns, dass wir nicht verzweifeln. Amen

Fürbittengebet

Himmlischer Vater, du bist das Licht, das alle Finsternis in uns und in dieser Welt überwindet. Du hast uns in deinem Sohn das Licht der Welt gesandt, damit in einem jeden von uns die Dunkelheit vertrieben werde. Wir bitten dich für diese Gemeinde, dass sie dein Licht weitergibt, das sie selbst empfangen hat. Lass uns an unserer Berufung festhalten, dass wir der Wahrheit und der Gerechtigkeit dienen. Lass uns offen bleiben für dein Wirken in dieser Welt.   Wir bitten dich, dass die Einsamen hier ein Zuhause finden und die Suchenden Orientierung. Lass die Menschen hier gestärkt werden, denen in ihrem Leben manches zu Bruch gegangen ist, denen der Sinn ihres Lebens fraglich geworden ist. Wir bitten dich, dass es uns in dieser Gemeinde gelingt, die Niedergebeugten aufzurichten, die Traurigen zu trösten, die Kranken zu besuchen und die Alten nicht allein zu lassen. Hilf uns, dass wir uns immer wieder von deiner Liebe anstecken lassen und sie weitergeben. – Vater unser …

Segen

Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen +++

Bleiben Sie behütet und gesund!

Es grüßt Sie herzlichst, Ihre

Sabine Klatt, Diakonin/Prädikantin